“Die Belgier im Kaufrausch“, titelt Gazet van Antwerpen. Am Wochenende ist ein Rekord nach dem anderen gebrochen worden, schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins. Die Belgier haben am letzten Adventswochenende acht Millionen Mal mit ihrer Bankkarte gezahlt - so viel wie noch nie zuvor. Zeitweise hat es über 10.000 elektronische Zahlungen pro Minute gegeben.
“Vor allen an den Kassen in den Supermärkten gab es lange Schlangen. Von Krise keine Spur“, meint die Zeitung. Das ganze Jahr lang haben wir jeden Euro zwei Mal umgedreht, doch jetzt zu Weihnachten scheint Sparen plötzlich ein Fremdwort zu sein.
Hummer, Austern, Garnelen - Belgier im Kaufrausch
Das größte Plus verzeichnen die Supermarktketten: Für Geschenke haben die Belgier weniger ausgegeben als im Vorjahr, für Lebensmittel allerdings zehn Prozent mehr. Wie Het Nieuwsblad berichtet, stehen die Klassiker wie Hummer, Austern, Garnelen und Foie Gras nach wie vor hoch im Kurs. Weil die meisten Heiligabend und Weihnachten zu Hause feiern, dürfen auch teure Weine und Champagner nicht fehlen. Das Blatt bemerkt weiter, dass in diesem Jahr unter dem Tannenbaum wieder mehr Geschenkgutscheine liegen werden, ebenso Fernseher und Smartphones. Kleidung und Schuhe hingegen sind als Geschenk weniger gefragt als in den Vorjahren.
Syrien: “Die Welt schaut tatenlos zu“
De Standaard macht heute mit einem ganz anderen Thema auf. “Massenmord vor syrischer Bäckerei“ ist auf der Titelseite zu lesen. Bei einem Luftangriff in Syrien sind nach Angaben der Opposition Dutzende Zivilisten getötet worden. Es ist von mehr als 60 Toten die Rede. Das Assad-Regime soll vor einer Bäckerei auf wartende Menschen Bomben abgeworfen haben. Die Aufständischen sprechen von einem Massaker. Machthaber Assad habe die Warteschlange gezielt abgegriffen.
Het Laatste Nieuws fragt: Warum schaut die Welt immer noch tatenlos zu? Russland verschließt die Augen und behindert seit über einem Jahr eine Lösung des blutigen Konflikts. Auch die Glaubensbrüder in den anderen arabischen Ländern bleiben untätig. Eine Schießerei in einer Schule in den USA löst weltweit Betroffenheit und Empörung aus. In Syrien hingegen gehört das längst zum Alltag und niemand unternimmt etwas dagegen. Ein Massenmörder feuert weiterhin Raketen auf seine eigene Bevölkerung ab. Verhandeln kann man mit Diktator Assad nicht mehr, so das Blatt. Die Weltgemeinschaft muss endlich eingreifen.
Faux Pas
Der Patzer von Außenminister Didier Reynders in Saudi-Arabien bleibt nicht ohne Folgen, titelt De Morgen. Der belgische Botschafter in Riad muss mit einer Disziplinarstrafe rechnen. Außerdem will das Außenministerium, dass Ministerbesuche künftig streng protokollarisch ablaufen. Demnach muss der Außenminister grünes Licht geben, bevor ein Programmpunkt geändert oder hinzugefügt wird. Der belgische Botschafter in Saudi-Arabien, Marc Vinck, hatte vergangene Woche spontan ein informelles Treffen zwischen Außenminister Reynders und Prinz Nayef Shaalan organisiert. Wie sich herausstellte, ist der Prinz in Frankreich wegen Drogenhandels zu zehn Jahren Haft verurteilt worden und wird von Interpol gesucht.
Folklore-Querelen um flämische Bürgermeister
Die Zeitung berichtet auch über vier flämische Bürgermeister, die ihr Amt wegen Disziplinarstrafen noch nicht antreten dürfen. Darunter ist Kortrijks neues Stadtoberhaupt, der Ex-Föderalminister Vincent Van Quickenborne. Er hatte zu große Wahlplakate aufgehängt. Die anderen hatten wenige Wochen vor den Kommunalwahlen kostenlos Grillwürste verteilt oder Bier. Alles nur Folklore, findet das Blatt. Die undurchsichtige Parteienfinanzierung in Belgien, die Transparency International bereits mehrmals angemahnt hat, bleibt unverändert. Die belgischen Parteien erhalten zusammen jedes Jahr mehr als 60 Millionen Euro an öffentlichen Geldern. Statt sich mit der Größe von Wahlplakaten zu beschäftigen, sollte die zuständige Behörde lieber die schleierhafte Parteienfinanzierung unter die Lupe nehmen.
Frohe Weihnachten
Alle Zeitungen wünschen ihren Lesern heute Frohe Weihnachten. La Libre Belgique blickt auf das Jahr 2012 zurück, das in wenigen Tagen zu Ende geht. Trotz der anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise sollten wir den Kopf nicht hängen lassen und in Angst und Schrecken verfallen, ansonsten machen sich innere Emigration, Egoismus und Fremdenfeindlichkeit breit. Die Welt, Europa und unser Land brauchen dringend neue Perspektiven.
Gazet van Antwerpen findet: Vor einem Jahr sah die Welt noch viel schlimmer aus. Belgien war ins Visier der Spekulanten an den Finanzmärkten geraten. Die Eurozone drohte auseinanderzubrechen und Griechenland stand kurz vor der Staatspleite. Auch den angeblichen Weltuntergang haben wir überlebt. De Standaard sieht dagegen noch kein Licht am Ende des Tunnels. Het Belang van Limburg aber meint: Unsere Sorgen sollten wir für einen Abend über Bord werfen und stattdessen im Kreise unserer Liebsten ein paar Stunden feiern.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)