“Das Ende der Welt, der ganze Planet in Aufregung“, schreibt L’Avenir auf Seite eins. “Uff, die Welt gibt es noch“, seufzt Gazet van Antwerpen erleichtert auf der Titelseite, und De Standaard blickt schon nach vorn: “Alles bereit für einen Neubeginn“.
Der Weltuntergang, der angeblich von den Mayas für heute vorausgesagt worden ist, beschäftigt fast alle Zeitungen. Die Blätter gehen eher locker mit der Warnung um. La Dernière Heure - “Die letzte Stunde“ - macht aus ihrem Namen ein Wortspiel und wendet sich in ihrem Titel direkt an die Leser: “Ihre letzte Stunde hat geschlagen… sie wird Ihnen geschenkt“. Tatsächlich hat die Zeitung einen Sponsor gefunden, sodass das Blatt in Belgien heute für Null Euro in den Kiosken zu erhalten ist.
“Zu früh gefreut: Welt geht nicht unter“, schreibt das GrenzEcho über seinen Kommentar. Da haben wir uns das ganze Jahr darauf vorbereitet, dass am 21. Dezember Feierabend ist, haben die letzten Tage intensiv genossen und dann soll die ganze Abschiedsfeierei völlig umsonst gewesen sein? Die Angst vieler Menschen ist ein dankbares Thema, deshalb funktioniert das Thema Weltuntergang so erfolgreich. Spätestens wenn sich die Erde am Samstag immer noch dreht, dürfte schon das nächste Datum für die Apokalypse gehandelt werden und die Mayas starten einfach ihren nächsten Zyklus, schreibt das GrenzEcho.
Unbehagen der Menschen
Mit dem Unbehagen der Menschen versucht auch L’Avenir sich die Aufregung um das angebliche Weltende heute zu erklären: Aus intellektueller Sicht ist das Ganze ein Hirngespinst. Aber wahrscheinlich ist das alles Ausdruck einer unterschwelligen Angst. Angst der Menschen vor einer Welt, in der sie die Orientierung verloren haben. Vor einer Welt, die sich immer schneller wandelt, wo feste Strukturen aufbrechen, soziale Bindungen verloren gehen und dauernd von Bedrohungen die Rede ist. Kommen da die Mayas nicht gelegen, um den Glauben vieler zu bestätigen, dass es mit der heutigen Welt eines Tages zu Ende gehen muss, fragt L’Avenir?
Het Nieuwsblad findet: Wir machen uns um die falschen Dinge Sorgen. Die Aufregung, die das angeblich heute eintretende Ende der Welt erzeugt hat, müssten wir bei ganz anderen Themen empfinden. Die Klimaveränderung zum Beispiel oder die Tatsache, dass es noch immer so viele Atomwaffen gibt, um unseren Planeten ein paar Mal in die Luft zu sprengen. Doch der ganze Hype hat auch ein Gutes: Er macht uns bewusst, dass wir jeden Tag ein bisschen so leben sollten, als ob es der letzte wäre, schreibt Het Nieuwsblad.
Bus fährt ins Wasser
"Auto fährt ins Wasser, fünf Tote", lautet die Überschrift von Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Gestern Abend war im Hafen von Zeebrugge ein Kleinbus mit wahrscheinlich sechs Personen von einem Kai ins Wasser gestürzt. Fünf der Insassen starben bei dem Unglück, eine Person konnte noch lebend aus dem Wasser gezogen werden. Bei den Opfern handelt es sich um vier Rumänen und zwei Bulgaren, die im Hafen beschäftigt und auf dem Weg zur Arbeit waren. Warum der Bus am Kaiende nicht anhielt, sondern einfach weiterfuhr, ist für die Zeitung noch unklar. Der einzige Überlebende soll heute Vormittag zu den Umständen befragt werden. Er liegt zurzeit in einem Krankenhaus.
Mehrere Zeitungen berichten darüber, dass der Antrag des französischen Unternehmers Bernard Arnault, die belgische Staatsbürgerschaft zu erhalten, gestern abgelehnt worden ist. Die Begründung: Mit einem halben Jahr wohne der Milliardär noch nicht lange genug in Belgien. Zurzeit muss man mindestens drei Jahre in Belgien leben, um die Staatsbürgerschaft erhalten zu können.
Depardieu ja, Arnault nein?
De Standaard kommentiert: Dass der französische Schauspieler Gérard Depardieu darüber nachdenkt, Belgier zu werden, finden alle gut. Warum soll Arnault nicht das gleiche Recht bekommen? Ab ersten Januar tritt ein neues Gesetz in Kraft, das es herausragenden Personen mit Verdiensten in Kultur, Sport und Wissenschaft ermöglicht, schneller die Staatsbürgerschaft zu bekommen. Warum sollte das nicht auch für einen Wirtschaftsmann gelten, der viele Jobs schafft und dem Land wirtschaftlichen Wohlstand bringen kann?
Auch Gazet van Antwerpen findet es befremdlich, dass der Antrag von Arnault eher mit Ablehnung als mit Enthusiasmus aufgenommen wird. Es ist okay, schreibt das Blatt, dass Arnault nicht im Eilverfahren Belgier wird, aber grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden. Denn vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich. Das, was für andere gilt, gilt auch für Arnault. Die Möglichkeit der Einbürgerung nach drei Jahren steht ihm offen.
Ganz anders dagegen Het Laatste Nieuws: Wir müssen Acht geben, dass Belgien nicht zum Transitland für reiche Franzosen wird. Sie kommen zu uns, werden Belgier, und nach ein paar Jahren ziehen sie nach Monaco, wo sie gar keine Steuern zahlen. Wenn sie hingegen in Frankreich wohnen, dürfen sie nicht direkt in das Fürstentum ziehen. Deshalb ist es richtig, dass wir keine Ausnahmen für reiche Leute machen, sondern das Gesetz für Arnault genauso anwenden, wie für die polnische Putzfrau.
Courage des Marktführers
Titelgeschichte bei De Standaard ist die Nachricht, dass die Zeitarbeitsfirma Randstad in den vergangenen zwei Jahren acht Betriebe wegen rassistischer Äußerungen aus ihrem Kundenregister gestrichen hat. Die Betriebe wollten angeblich nur bestimmte Leute vermitteln bekommen, Herkunft und Hautfarbe sollten zum Beispiel Kriterien sein. Randstad aber spielte nicht mit: Das sei Diskriminierung, so der belgische Marktführer, mit solchen Betrieben wolle man nicht zusammen arbeiten.
Bild: Pedro Pardo (afp)
Heute ist der Tag an dem man wieder und wieder erkennen muss, das die Medien mit der Wahrheit NICHTS am Hut haben.
Mit Sätzen wie: "Der Weltuntergang, der angeblich von den Mayas für heute vorausgesagt worden ist....", ziehen die Medien wie Tratsch und Klatschweiber über Unwahrheiten her.
Mit dem Wort "angeblich" will Herr Kay Wagner uns die Welt erklären.
Grandioser Einstieg Herr Wagner!!!