"Panik in Knokke", titelt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Michelle Martin macht Ausflug an die Küste", schreibt Het Laatste Nieuws. In Begleitung von drei Männern hat sich die Ex-Frau und Komplizin von Kindermörder Marc Dutroux zuerst bei einem Luxus-Frisör die Haare schneiden lassen. Anschließend ist sie in einem Restaurant gesehen worden.
In De Standaard reagiert Knokkes Bürgermeister Leopold Lippens empört: "Diese Frau ist hier nicht willkommen", wird er zitiert. Und weiter: "Es ist ein Skandal. Weder ich, noch die Polizei wurden über den Ausflug Martins in Kenntnis gesetzt." Wie La Dernière Heure berichtet, ist die verurteilte Straftäterin auch in Ostende gesehen worden und auf dem Weihnachtsmarkt von Namur.
Gesetz ist nun mal Gesetz
Rechtlich gesehen ist dagegen nichts einzuwenden, erklärt ein Experte in De Morgen. In die Provinzen Limburg, Lüttich und Luxemburg, wo die Dutroux-Opfer wohnen, darf Martin keinen Fuß setzen. Ansonsten kann sie sich in Belgien frei bewegen. Nicht nur die Opferfamilien sind entsetzt, halb Belgien reagiert schockiert auf die Ausflüge von Michelle Martin, so die Zeitung.
Die Ex-Frau von Dutroux war Ende August vorzeitig aus der Haft entlassen worden und lebt seitdem in einem Kloster bei Namur. 2004 war sie wegen Mittäterschaft zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Martin hatte die Dutroux-Opfer im Kellerverlies verhungern lassen. Knokkes Bürgermeister will jetzt die Staatsanwaltschaft einschalten.
Het Nieuwsblad meint: Die Reaktion von Lippens ist völlig daneben. Dass Martin die Klostermauern eines Tages verlassen würde, war bekannt. Es ist verständlich, dass wir aufschrecken, wenn wir so einer Frau gegenüberstehen. Aber das Gesetz ist nun mal das Gesetz, findet auch De Standaard. Bürgermeister haben nicht das Recht, vorzeitig aus der Haft entlassenen Straftätern zusätzliche Auflagen zu machen. Von einem Stadtvater mit so viel Berufserfahrung hätten wir mehr Weisheit erwartet.
Neuer Preiskampf auf dem Energiemarkt
Le Soir schreibt auf seiner Titelseite, dass der Preiskrieg auf dem Energiemarkt begonnen hat. Nach Electrabel senkt jetzt auch die Nummer zwei auf dem belgischen Markt, EDF Luminus, seine Strom- und Gastarife zum ersten Januar. Auch die anderen Versorger werden nach Angaben der Zeitung nachziehen. Seit dem Beginn des Jahres haben 600.000 Haushalte in Belgien ihren Strom- und Gasanbieter gewechselt - so viele wie noch nie zuvor. Das Blatt spricht von einer guten Nachricht für die Verbraucher. Allerdings muss die Preissenkung nachhaltig sein. Auch die Produktionskosten müssen sinken.
L'Echo bemerkt, dass der belgische Aktienindex Bel20 gestern mit 2.500 Punkten seinen höchsten Stand in diesem Jahr erreicht hat. De Morgen meint: Während uns eine Schreckensmeldung nach der anderen aus der Realwirtschaft um die Ohren fliegt und die Anzahl Firmenpleiten noch nie so hoch war, herrscht an der Börse Champagnerlaune. Das Vertrauen der Verbraucher sinkt in den Keller und die Aktienkurse auf den virtuellen Märkten steigen.
Der trügende Schein
L'Echo gibt allerdings zu bedenken: Der Schein trügt. Trotz des 20-prozentigen Anstiegs im Vergleich zu Dezember 2011 bleibt die Bilanz der letzten Jahre negativ. Seit dem Beginn der Krise 2008 hat der Aktienindex fast 40 Prozent verloren.
"Der Patzer von Didier Reynders", titelt La Libre Belgique. Der Außenminister stattet den Golfstaaten derzeit einen Besuch ab. Am Rande seiner offiziellen Gespräche in Saudi-Arabien hat er auch Prinz Nayef Shaalan getroffen. Auf der Titelseite sieht man den Außenminister gemeinsam mit dem saudi-arabischen Prinzen und seinem Haustier, einem gezähmten Geparden. Ein peinlicher Fehler, schreibt das Blatt. Denn Shaalan wurde in Frankreich wegen Drogenhandels zu zehn Jahren Haft verurteilt. Außerdem wird er von Interpol gesucht.
Über ein Jahr lang keine Antwort
Das GrenzEcho schreibt auf Seite eins: Der deutschsprachige Ministerpräsident ignoriert seit über einem Jahr eine Frage der Opposition. Die Grünen hatten den Regierungschef im März 2011 erstmals um eine Aufstellung der Reisekosten der vier ostbelgischen Minister gebeten. Nach einem monatelangen Hin und Her im Parlament, das für Außenstehende einfach nur noch lächerlich anmutet, hatte Karl-Heinz Lambertz hoch und heilig versprochen, eine Gesamtdarstellung bis zum 6. Dezember 2012 liefern zu wollen. Das ist bis heute allerdings noch nicht geschehen.
Die Zeitung meint: Bei der Frage der Opposition handelt es sich um ein demokratisches Grundprinzip, um ein Instrument des Parlaments, um die Regierung zu kontrollieren. Nicht so in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Hier braucht sich der Ministerpräsident weder an die Redezeit im Parlament zu halten, noch an die Geschäftsordnung.
Bild: belga