"Bürgermeister Bart De Wever", titelt De Standaard. "Die neue Mehrheit steht", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Auf der Titelseite von De Morgen wird De Wever mit den Worten zitiert: "Ich werde ganz sicher sechs Jahre lang Bürgermeister von Antwerpen bleiben."
Zwei Monate nach der Kommunalwahl haben Nationalisten, Christdemokraten und Liberale am Montag ihr Koalitionsprogramm vorgestellt. Darin enthalten sind 450 Einzelmaßnahmen, die unter dem Motto "Respekt für Antwerpen" stehen. Die Bürger hätten Rechte, aber haben auch Pflichten, erklärte De Wever. Wie Het Nieuwsblad bemerkt soll es künftig Strafen geben für Menschen mit Migrationshintergrund, die kein Niederländisch lernen wollen. Sozialhilfe soll künftig nach strengeren Kriterien vergeben werden. Auch das Thema Sicherheit soll in Zukunft groß geschrieben werden.
Eine Revolution wird es in der Schelde-Stadt ganz sicher nicht geben, meint De Morgen. Stattdessen führt De Wever die gute Arbeit seines Vorgängers fort und setzt dazu eigene Akzente.
Ein entspannter De Wever
Gazet van Antwerpen fügt hinzu: Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs werden die Sozialisten in Antwerpen die Oppositionsbank drücken. Die politische Ausrichtung der Stadt verschiebt sich zum ersten Mal von mitte-links nach mitte-rechts. "Darauf ist De Wever besonders stolz", weiß Het Nieuwsblad zu berichten, das daran erinnert, dass De Wever mit der Absicht angetreten war, die Sozialisten aus dem Rathaus zu vertreiben.
Die Zeitung bemerkt ebenfalls: So entspannt wie am Montag hat man Bart De Wever selten zuvor gesehen. Er hat die ganze Zeit über gelächelt, seine Hände nicht zur Faust geballt, nicht die Augen verdreht, wenn ihm eine Frage nicht gepasst hat. Völlig relaxed, so das Blatt. Das steht im krassen Gegensatz zum angespannten und kämpferischen De Wever, den wir aus Brüssel kennen.
Het Laatste Nieuws stellt fest: De Wever kann sich doch auf einen Kompromiss einlassen. Jetzt muss er beweisen, dass er es auch wirklich ernst meint.
Neue Prognose: Nullwachstum
L'Echo macht mit den schlechten Wirtschaftsaussichten für 2013 auf. Die Notenbank hat ihre Prognose für das kommende Jahr gesenkt: Statt einem Plus von 0,7 Prozent wird es in Belgien Nullwachstum geben. Für die Regierungen des Landes sind das schlechte Neuigkeiten, schreibt die Zeitung. Sowohl die Föderalregierung als auch die Teilstaaten werden ihre Haushalte nachbessern müssen.
Le Soir meint dazu auf Seite eins: Die Regierung Di Rupo wird noch einmal knapp zwei Milliarden Euro auftreiben müssen, um das Budget in der Spur zu halten. Wie L'Avenir notiert, könnte sich das als besonders schwierig erweisen. Über kurz oder lang wird es harte Einschnitte geben, die wir zu spüren bekommen werden. Außerdem beginnt im kommenden Jahr langsam aber sicher der Wahlkampf für 2014. Auch das dürfte die Entscheidungsfindungen erschweren.
Grund für die schlechteren Wirtschaftsaussichten ist die anhaltende Krise im Euro-Raum. Überall sinkt das Vertrauen der Verbraucher, die Binnennachfrage bricht ein. Die Belgier geben weniger Geld aus, sparen dafür aber mehr: Auf den Sparbüchern sammelt sich inzwischen der Rekordbetrag von 230 Milliarden Euro. Die Krise könnte 2013 auch schwere Folgen für die Beschäftigung haben, warnt das Blatt. Die Notenbank geht von 15.000 Jobverlusten in Belgien aus.
Der Preis kommt zu spät
De Standaard kommt auf die Vergabe des Friedensnobelpreises am Montag an die Europäische Union zurück. Auch wenn die EU nicht perfekt ist, wir können trotzdem stolz auf sie sein. Krieg ist in Europa undenkbar geworden. Dass die Waffen seit über 60 Jahren schweigen, ist nicht das große Verdienst der Union, sondern dass es mehr geworden ist, als ein einfacher Waffenstillstand. Jetzt müssen die Macher dafür sorgen, dass das unfertige Projekt vollendet wird und dass es nicht bei den Sonntagsreden wie am Montag in Oslo bleibt.
L'Echo findet: Der Nobelpreis für die EU kommt viel zu spät. Europa für sein Friedensprojekt auszuzeichnen, 50 Jahre nachdem der Grundstein dafür gelegt wurde, ist ein bisschen merkwürdig. Heute steht die Union von dem Abgrund, hat mit der höchsten Arbeitslosigkeit in ihrer Geschichte zu kämpfen, ist politisch zutiefst zerstritten. Aber machen wir auch mal halblang, rückt die Zeitung die Dinge zurecht: Die 27 haben am Montag den Nobelpreis für Frieden erhalten. Nicht für Wirtschaft.
125 Jahre Le Soir
Le Soir berichtet heute ausführlich in eigener Sache. Die Zeitung feiert in diesen Tagen ihr 125-jähriges Bestehen. König Albert und Königin Paola waren aus diesem Anlass am Montag zu Besuch in der Brüsseler Redaktion. Le Soir hat die größte Zeitungsredaktion des Landes mit über 100 Journalisten. Doch auch das Traditionsblatt steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Ein groß angelegter Sparplan sorgt derzeit für Unruhe bei den Mitarbeitern.
Bild: Dirk Waem (belga)