“Wilde Streiks bei der Bahn werden bestraft“, schreibt La Libre Belgique. Auch Gazet van Antwerpen widmet dem Thema seine Titelseite. Sowohl ein Arbeitsgericht als auch der Staatsrat haben die Disziplinarmaßnahmen der SNCB gegen 14 Mitarbeiter bestätigt. Ihnen wurde das Gehalt gekürzt, der streikende Dienstleiter wurde sogar für einen Monat vom Dienst suspendiert.
Der Hintergrund: Am 10. Januar hatte das Personal des Stellwerks von Antwerpen die Arbeit spontan niedergelegt, was heftige Verspätungen und Zugstreichungen ausgelöst hatte. Weil die Streik-Aktion nicht angekündigt war, hatte die SNCB zu Disziplinarmaßnahmen gegriffen. Dagegen klagten die Betroffenen. Arbeitsgericht und Staatsrat gaben ihnen aber jetzt in allen Punkten Unrecht. Weiter heißt es in dem Urteil: Die Bahn darf wilde Streikaktionen bestrafen, gemäß einer Vereinbarung aus dem Jahr 2008, die SNCB-Leitung und Gewerkschaften geschlossen hatten. Es ist ein wichtiges Urteil für die SNCB, notiert das Blatt. Die Bahn kann jetzt gezielt gegen unangekündigte Streiks vorgehen.
Open Vld: “Kein Sieg mit Chaostruppe“
Het Nieuwsblad befasst sich mit der Krise bei den flämischen Liberalen. Die Open Vld ist auf der Suche nach einer neuen Führungspersönlichkeit für den Parteivorsitz. Ein interner Bericht über die Probleme der Partei sorgt derzeit aber für Unmut. Kommunikationsexperte Noël Slangen beschreibt die Open Vld als unattraktiv, uninteressant und unbedeutend. Das Blatt bedauert, dass Slangen in seinem Bericht nicht Ross und Reiter nennt. Er sagt ganz klar, was schief läuft, aber nicht, wer dafür verantwortlich ist.
Die flämischen Liberalen haben seit längerem mit einem historischen Umfragetief zu kämpfen. Der Fall scheint hoffnungslos, bemerkt Het Laatste Nieuws. Von der einstigen Volkspartei ist nicht mehr viel übrig. Die Open-Vld sollte sich schnell wieder mit den Sorgen der Menschen im Land beschäftigen statt mit sich selbst. Gazet van Antwerpen findet: Bei den Liberalen werden die internen Konflikte öffentlich ausgetragen. Das dauert jetzt schon seit fast zehn Jahren an, seit dem Bruch zwischen Ex-Premierminister Guy Verhofstadt und EU-Kommissar Karel De Gucht. Die Grabenkriege müssen aufhören. Führende Persönlichkeiten müssen von ihrem Egotrip herunterkommen. Mit einer Chaostruppe lässt sich kein Krieg gewinnen, urteilt das Blatt.
Di Rupo mit Imageproblem in Flandern
De Standaard fügt hinzu: Nicht nur die Open-Vld steht an einem Wendepunkt, sondern auch die nationalistische N-VA. In kürzester Zeit hat sie unter der Führung von Bart De Wever unglaublich viel erreicht. Seine Strategie: das polarisierende “Wir“ gegen “die Anderen“. Nach den Kommunalwahlen ist die N-VA aber an vielen Mehrheiten in Flandern beteiligt und muss Verantwortung übernehmen. Weitermachen wie bisher ist nicht mehr möglich.
Laut einer Umfrage von Le Soir und De Morgen hat Premierminister Elio Di Rupo ein Imageproblem in Flandern. Im Süden des Landes halten ihn Dreiviertel der Bevölkerung für glaubwürdig. Im Norden ist es dagegen nur die Hälfte. Di Rupo kommt bei den Flamen in erster Linie als französischsprachig und sozialistisch rüber.
Brussels Airlines in turbulenten Zeiten
Wie De Morgen auf Seite eins berichtet, arbeitet die Regierung an einem Notfallplan für den belgischen Luftfahrtsektor. Vor allem der angeschlagenen Fluggesellschaft Brussels Airlines soll damit geholfen werden. Der für Verkehr zuständige Staatssekretär Melchior Wathelet will das 30 Millionen Euro umfassende Hilfspaket in der kommenden Woche vorstellen. Greift die Regierung nicht bald ein, droht die Pleite von Brussels Airlines mit katastrophalen Folgen für die Flughäfen von Brüssel und Charleroi. Bis zu 10.000 Arbeitsplätze wären im schlimmsten Fall bedroht.
Die Regierung will Brussels Airlines, Jetairfly und Thomas Cook Airlines Belgien unter die Arme greifen, indem sie die Lohnkosten senkt und die im Ausland verrichtete Arbeit vergünstigt. Vor allem Billigflieger Ryanair macht den belgischen Fluggesellschaften zu schaffen. Ryanair fliegt von Charleroi aus, beschäftigt seine Mitarbeiter aber über günstige irische Verträge. Das Hilfspaket der Regierung soll bis 2020 gezahlt werden. Dann tritt eine neue europäische Richtlinie in Kraft, die irische oder luxemburgische Schlupflöcher verbietet.
Strand in Brügge, E-Mail-Patzer und die beliebtesten Touristenfallen
Le Soir befasst sich mit den Folgen des Klimawandels für Belgien. Ähnlich wie in Dänemark und den Niederlanden ist auch unsere komplette Küstenregion bedroht. Steigt der Meeresspiegel in den kommenden Jahrzehnten um nur einen Meter an, wird der komplette Küstenstreifen 15 Kilometer landeinwärts überströmt. Statt in Ostende wäre der Strand dann in Brügge. Auch für Großstädte wie Brüssel droht der Klimawandel verheerende Folgen zu haben. Bis 2085 könnte die Temperatur im Sommer um zehn Grad ansteigen. Das birgt unzählige Gesundheitsrisiken.
Das Grenz-Echo berichtet über eine fehlgesteuerte E-Mail der ostbelgischen Medienministerin Isabelle Weykmans. Darin schreibt die liberale Politikerin an die Parlamentarier der Mehrheit, dass der in Finanznot geratene Belgische Rundfunk darauf angewiesen ist, Personalmitglieder in die Frührente zu schicken. Ansonsten werde der Sender weiteren Mitarbeitern kündigen müssen.
Weiter heißt es, die Entlassungswelle im Sommer sei das “Warmlaufen“ gewesen. Dahinter platziert die Ministerin ein sogenanntes Smiley, ein Internetzeichen für Lächeln und Augenzwinkern. Irrtümlicherweise wurde die E-Mail auch an Oppositionspolitiker weitergeleitet. Sie bezeichnen die Aussage der Ministerin in der Zeitung als skandalös.
Het Nieuwsblad zeigt die Top zehn der meist enttäuschenden Sehenswürdigkeiten in Europa. Auserkoren wurden sie von den Lesern eines belgisch-niederländischen Reiseportals. Auf Platz eins landet das Manneken Pis, gefolgt vom Eifelturm und dem Dreiländereck zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden.
Bild: Nicolas Lambert (belga)