"Kate ist schwanger", titelt Het Laatste Nieuws. "Kate und William: Ein Baby im Sommer", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins und Le Soir wird noch ausführlicher: "Das Kind von William und Kate nimmt den dritten Platz in der Thronfolge ein.
Die Meldung von der Schwangerschaft von Kate Middleton, Frau des britischen Thronfolgers Prinz William, ist heute fast allen Zeitungen ein paar Zeilen auf ihren Titelseiten wert. Diese erfreuliche Nachricht ist ein Ausgleich für die sonst fast durchweg negativen Schlagzeilen der Blätter.
Mehr Firmenpleiten in Flandern
"21.000 mehr Arbeitslose in einem Jahr" titelt zum Beispiel Het Laatste Nieuws und auch die Wirtschaftszeitung L’Echo rechnet auf Seite eins vor, dass in diesem Jahr bereits gut 21.000 Arbeitnehmer in Flandern ihren Job verloren haben. Das sind 29 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr. Auch die Firmenpleiten sind im nördlichen Landesteil deutlich gestiegen, nämlich um 13 Prozent.
Mit diesen Zahlen setzt sich Flandern deutlich von den übrigen Landesteilen ab. Denn in der Wallonie und Brüssel beträgt der Zuwachs an Betrieben, die ihre Aktivitäten einstellen mussten, nur knapp ein Prozent.
"Woran liegt das?", fragt sich Het Laatste Nieuws. Sind die flämischen Betriebe schlechter als die wallonischen? Natürlich nicht. Aber ihre Struktur ist anfälliger für die Krise, die wir zurzeit erleben. Erstens gibt es in Flandern viele kleine und mittelständische Unternehmen und Selbständige. Viel mehr als in der Wallonie. Sie sind stark abhängig von Bankkrediten, bleiben diese aus und läuft die Wirtschaft schlecht, kann das schnell das Aus bedeuten. Zweitens ist die Wirtschaft Flanderns stärker als der Rest des Landes vom Export abhängig, lahmt dieser, spüren das die Unternehmen mit voller Wucht.
"Was kann man dagegen tun?", fragt die Zeitung weiter. Die Politik, die flämische Regierung ist gefordert. Diese stellt sich ja gerne hin, als ob sie so viel für die Wirtschaft täte. Den Erfolg sehen wir jetzt.
Es ist Zeit, das Problem endlich anzugehen. Denn sonst greift die Armut, die schon das übrige Land in ihren Klauen hält, auch auf Flandern über.
Kluft zwischen arm und reich wächst
Armut ist auch das Thema vieler anderer Zeitungen. Anlass ist ein neuer Bericht, den die Internationale Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, jetzt veröffentlicht hat. Zusammen mit einer am Montag veröffentlichten Erhebung der Universiteit Antwerpen, zeichnet er ein alarmierendes Bild von der Armutsentwicklung in Belgien. Zwar bleibt das Armutsrisiko im Vergleich zu den Vorjahren relativ stabil - in der Wallonie beträgt es 19 Prozent, in Flandern knapp die Hälfte davon - doch wird die Kluft zwischen arm und reich immer größer.
L'Avenir fragt sich, was man dagegen tun kann und kommt zu dem Schluss: Die einzig wirkliche Lösung liegt darin, den Reichtum zum Wohle der Allgemeinheit besser zu verteilen. Das kann nur durch Jobs geschehen, und die müssen geschaffen werden. Außerdem muss das Sozialsystem gestärkt werden.
Ähnlich sieht das Gazet van Antwerpen. Das Blatt gibt aber auch zu bedenken, dass es in Krisenzeiten natürlich schwer ist, neue Jobs zu schaffen. Doch dieser Schwierigkeit muss man sich stellen. Besonders gefragt sind Anstrengungen um die Jugendarbeitslosigkeit zu verringern. Denn finden junge Menschen keinen Job und stürzen sie deshalb in Armut, beginnt eine Abwärtsspirale, aus der es für eine ganze Generation kein Entkommen mehr geben wird.
Auch De Morgen sieht in der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit eine große Herausforderung. In Antwerpen, so die Zeitung, ist schon jeder vierte junge Mensch ohne Job. In Gent sind es 20 Prozent, in Brüssel ist die Situation noch schlimmer. Das ist eine tickende Zeitbombe, denn Jugendliche ohne Arbeit drohen in Kriminalität und Radikalismus abzudriften. Besonders dramatisch ist die Entwicklung bei Immigrantenkindern. Jedes dritte Kind von Einwanderfamilien ist von Armut betroffen. Diese Zahl liegt in Belgien viel höher als im Rest der Länder der OECD-Statistik.
Lage von Zuwanderern in Belgien prekär
Auch alleinstehende Eltern mit Kindern, vor allem Mütter, sind eine Gruppe, die besonders stark von Armut betroffen ist. De Morgen schlussfolgert: Eine stark wachsende Einkommenskluft, ein viel größeres Armutsrisiko bei Einwanderern als in anderen europäischen Ländern und eine aus dem Ruder laufende Jugendarbeitslosigkeit. Wer bei der Föderalregierung noch nach Aufgaben sucht, hier sind sie!
Jeder dritte Arbeitende leidet unter Stress, titelt Le Soir auf Seiten eins und präsentiert im Innenteil der Zeitung ausführlich die Ergebnisse einer neusten Studie. Demnach leiden immer mehr Belgier unter Stress am Arbeitsplatz, und dies betrifft sowohl Angestellte als auch Selbständige. Stress, so die Zeitung, wird mittlerweile auch als Krankheitsbild vom Gesundheitssektor anerkannt, Hoffnung auf Besserung, so der Tenor der Berichte, ist also vorhanden.
"Medikamente werden ab 1. April preiswerter", ist ebenfalls auf Seite eins bei Le Soir zu lesen. Demnach hat die Föderalregierung beschlossen, die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente im kommenden Frühjahr zu senken. Das ist eine Maßnahme, die im Zuge der Einsparungen im Gesundheitswesen erfolgen wird.
Archivbild: Herwig Vergult (belga)