"Geburtsurkunde für Palästina", titelt De Standaard. Die UN-Vollversammlung hat die Palästinenser gestern Abend in New York zum Beobachterstaat bei den Vereinten Nationen aufgewertet. 138 Länder, darunter Belgien, haben dafür gestimmt. Es gab neun Gegenstimmen und 41 Enthaltungen.
Eine historische Anerkennung, die aber nur Symbolcharakter hat, meint La Libre Belgique. Het Laatste Nieuws spricht von einer wegweisenden Entscheidung, die man mit der Gründung des jüdischen Staats Israel 1947 vergleichen kann. L'Avenir hofft auf die Wende im Nahen Osten. Der Konflikt dauert schon viel zu lange an, schreibt die Zeitung. Angefeuert wird er jedes Mal durch Aufstände im arabischen Lager sowie durch unerhörte Gewalt und Völkerrechtsverletzungen von der israelischen Seite.
Natürlich wäre es jetzt naiv zu glauben, dass mit der Aufwertung des Status Palästinas bei der UNO die jahrzehntelangen Streitigkeiten auf einen Schlag beendet werden, aber es gibt neue Hoffnung. Jetzt, wo die Palästinenser Zugang zur Diplomatie erhalten, sollten sie diesen Weg auch nutzen, meint die Zeitung. Und nicht wieder zu blindem Terrorismus greifen.
Deckelung für Gaspreis?
Wie Le Soir bemerkt, befasst sich das Kernkabinett der Regierung Di Rupo heute mit den Energiekosten. Weil die Preisdeckelung zum Ende des Jahres ausläuft, wird erwartet, dass Strom und Gas in Belgien deutlich teurer werden.
Het Laatste Nieuws titelt dazu auf Seite eins: "Verbraucherminister Johan Vande Lanotte plant einen Höchstpreis für Gas." Die Maßnahme soll solange greifen, bis die Entkoppelung von den Entwicklungen am Ölmarkt in Kraft tritt. Das Gesetz lässt auf sich warten. Bislang steigen die Tarife für Erdgas unnötig an, weil sie noch an den Ölpreis gebunden sind. Der Höchstpreis sorgt innerhalb der Regierung für Unmut, wird er doch von einigen als Eingriff in den freien Markt angesehen. Vande Lanotte dagegen sagt in der Zeitung: "Man kann nicht auf der einen Seite die Löhne blockieren, und auf der anderen Seite die Energiekosten ins Unermessliche steigen lassen."
Das sieht auch Gazet van Antwerpen so und hofft auf einen Kompromiss im Sinne der Verbraucher innerhalb der Koalition.
Zwei Tage zu früh feiert La Libre Belgique den ersten Geburtstag der Regierung Di Rupo. Am 1. Dezember 2011 gelang nach 541 Tagen politischer Krise der Durchbruch. Elio Di Rupo vereinte sechs Parteien hinter sich. Wenige Tage später wurde er als Regierungschef vereidigt. Wie fällt das Zeugnis aus? Das Blatt bewertet die Leistung mit "durchwachsen".
Resultate reißen nicht vom Hocker
Die Resultate reißen niemanden vom Hocker, aber sie sind dennoch gut. Sechs so unterschiedliche Parteien beieinander zu halten und dabei noch Politik zu machen, ist schon eine beachtliche Leistung. In Frankreich wäre es unvorstellbar, dass das linke und das rechte Lager zusammen regieren. Trotzdem müssen sich die Minister am Riemen reißen und ein gemeinsames Projekt definieren, das sie den Bürgern glaubhaft verkaufen. Denn der politische Gegner hat bereits ein solches Projekt. Das da lautet: kämpfen, zerschlagen und Belgien ein Ende setzen.
Die Fortis-Affäre zieht immer weitere Kreise, berichtet L'Echo auf seiner Titelseite. Nach dem ehemaligen Chef der Bank, Jean-Paul Votron, hat die Staatsanwaltschaft jetzt auch die aktuelle Nummer zwei Belgiens größter Bank, Filip Dierckx, unter Anklage gestellt. Auch in seinem Fall lautet der Vorwurf Marktmanipulation. Die Spitzenmanager sollen Anleger vor dem Zusammenbruch des Finanzinstituts bewusst getäuscht haben. Der Öffentlichkeit sollen sie falsche Informationen über den Zustand der Bank gegeben haben um zu verhindern, dass der Börsenkurs einstürzt. Belgien hatte Fortis im Herbst 2008 zum ersten Mal mit knapp fünf Milliarden Euro retten müssen.
Die Zeitung meint: Was Fortis getötet hat, war nicht nur die geplatzte Immobilienblase in den USA, die waghalsige Übernahme des niederländischen Konkurrenten ABN Amro und die Pleite von Lehman Brothers, sondern auch die Art und Weise, wie das Finanzinstitut geführt wurde.
Mehr Biobauern, weniger Tannenbäume
De Morgen ergänzt: Vier Jahre nach dem Zusammenbruch schieben sich die Protagonisten weiterhin den Schwarzen Peter zu und waschen ihre Hände in Unschuld. Das ist eine bodenlose Frechheit. Bleibt zu hoffen, dass die Justiz die Schuldigen eines Tages zur Rechenschaft zieht.
Le Soir hat einen Einblick in die Umweltbilanz der Wallonie erhalten - das offizielle Dokument soll erst Ende Januar veröffentlicht werden. Zu den positiven Punkten zählen die Mülltrennung, die Senkung des CO2-Ausstoßes und die gestiegene Zahl der Bio-Bauern. Als negativ bewertet werden die fortschreitende Bebauung, der Zustand der Wälder und zu wenig alternative Energiequellen.
Het Belang van Limburg warnt vor einem Tannenbaum-Mangel. Wegen des heftigen Frosts im Vorjahr ist ein Teil der Bäume in den Ardennen, in Deutschland und in Dänemark beschädigt worden. Statt grün sind einige Tannen jetzt braun und dadurch nicht mehr zu gebrauchen. Die Folge: Es gibt weniger Christbäume und sie kosten mehr.
Bild: Hazem Bader (afp)