"Strom und Gas werden im Januar deutlich teurer", titelt Het Nieuwsblad. Die Rechnung für die Verbraucher könnte in einem Schlag um zehn Prozent steigen. Schuld daran ist die Untätigkeit der Regierung, schreibt De Morgen auf Seite eins.
Die Preisdeckelung, die die Koalition im Frühjahr verordnet hatte, läuft zum Ende des Jahres aus. Eine Nachfolgelösung gibt es nur auf dem Papier: Strom und Gas sollen von den Entwicklungen des Ölpreises entkoppelt werden. Allerdings sind sich die Minister uneins über die praktische Ausführung. Der für Energiefragen zuständige Staatssekretär Melchior Wathelet fordert eine Übergangszeit von zwei Jahren, weil die Energieversorger an Langzeitverträge gebunden sind. Verbraucherminister Johan Vande Lanotte dagegen will, dass die Reform sofort in Kraft tritt.
Der Dumme, meint die Zeitung, sind mal wieder wir Verbraucher. Ohne Einigung wird der Energiemarkt erneut zur Spielwiese der Versorger, die die Preise drastisch anheben werden.
"Regierung hat's mal wieder verbockt"
Auch L'Avenir findet: Die Regierung hat's mal wieder verbockt. Seit April hatte sie Zeit, eine vernünftige Lösung zu finden. Jetzt öffnen bereits die Weihnachtsmärkte in unseren Städten, und die Koalition konnte sich noch immer nicht einigen. Es ist ein bisschen so, als wäre die Akte unter einem Stapel irgendwo in einem Büro eines Ministers vergessen worden. Erst jetzt, wo der Winter vor der Tür steht, rückt sie wieder ins Bewusstsein.
Het Nieuwsblad bemerkt: Die Möglichkeiten der Regierung, direkt auf den Strom- und Gaspreis einzuwirken, sind relativ beschränkt. Das heißt aber nicht, dass wir tatenlos zusehen müssen, wie die Energiekosten in die Höhe schnellen. Die Koalition kann die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Verbraucher schnell und unkompliziert zum günstigsten Anbieter wechseln können. Auch kann sie dafür sorgen, dass das Quasi-Monopol von Electrabel bei der Strom- und Gasproduktion in Belgien durchbrochen wird und kleinere Versorger eine reelle Chance erhalten.
Wie Le Soir auf seiner Titelseite schreibt, wird die sozialistische Gewerkschaft jetzt doch an den Tarifverhandlungen teilnehmen. Aus Protest gegen die verordnete Lohnmäßigung hatte die FGTB damit gedroht, die Beratungen zum Rahmentarifabkommen zu boykottieren. Allerdings, so das Blatt, will sich die Gewerkschaft nicht einfach so an den Tisch setzen. Von der Regierung fordert sie zuerst Klarheit über die Anpassung des Lohnindex-Systems und die Auswirkungen auf das Arbeitslosengeld.
Land braucht Visionär
Nach Ansicht von Het Belang van Limburg braucht unser Land jetzt einen Visionär. Jemand, der eine Brücke Richtung Zukunft schlägt und die starren Positionen von Arbeitgebern und Gewerkschaften aufweicht. Bedauerlich findet die Zeitung allerdings, dass die Gewerkschaften derzeit ihre Aufmerksamkeit stärker auf die Menschen richten, die nicht arbeiten, als auf die, die arbeiten.
L'Echo hält fest: Dass die FGTB an den Tarifverhandlungen teilnehmen will, ist eine gute Sache. Aber reine Präsenz reicht nicht aus. Die Zeitung fordert, dass unser Arbeitsmarkt und unser Sozialsystem reformiert werden. Dabei könnten wir von Deutschland lernen, indem wir die nötigen Reformen durchziehen, ohne dieselben Fehler wie im Nachbarland zu begehen - ohne Kollateralschäden im Sozialgefüge zu hinterlassen.
La Libre Belgique berichtet über die für heute geplante Abstimmung bei den Vereinten Nationen über die Aufwertung Palästinas zum Staat mit Beobachterstatus. Trotz der Ablehnung der USA und Israels gilt die Entscheidung als sicher. Wie die Zeitung notiert, wird sich Belgien höchstwahrscheinlich enthalten. Damit übt unser Land unnötige Zurückhaltung, urteilt das Blatt. Außerdem handelt Belgien nicht konsequent. Im vergangenen Jahr hatte die Regierung für die Aufnahme Palästinas in die Unesco gestimmt. Ein "Ja" heute in New York würde deutlich machen, dass man sich im Nahen Osten auf eine Zwei-Staaten-Lösung hinbewegt.
Mit Polarmütze und Schnuller
Das sieht auch Le Soir so. Die Bitte der Palästinenser ist friedlich. Ein "Nein" würde ihnen zu verstehen geben, dass eine Lösung des Konflikts mit Israel nur mit Gewalt herbeizuführen ist.
Het Laatste Nieuws befasst sich mit dem tragischen Freitod eines 14-Jährigen. Der Jugendliche hatte sich gestern auf dem Schulweg in Ternat westlich von Brüssel von einer Autobahnbrücke gestürzt. Der Junge wurde in der Schule gemobbt und sah offenbar keinen anderen Ausweg mehr, den Schikanen seiner Mitschüler zu entkommen.
Het Nieuwsblad macht mit dem zweijährigen Tristan auf. Das Kleinkind hat in seinem noch kurzen Leben bereits 200 Berge bestiegen. Darunter mehrere Zwei- und Dreitausender. Schuld sind seine kletterwütigen Eltern aus dem limburgischen Heusden-Zolder. Selber klettern tut Tristan nur selten. Die meiste Zeit wird er mit Polarmütze, Sonnerbrille und Schnuller in einer Rückentasche von seinen Eltern getragen.
Bild: Michel Krakowski (belga)