"Wütende Milchbauern in Brüssel", titelt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Milch gegen Tränengas", lautet die Schlagzeile bei Het Laatste Nieuws. La Dernière Heure schreibt: "Rund 2.000 Bauern aus ganz Europa haben ihrem Ärger Luft gemacht; sind zuerst hupend mit ihren Traktoren durch Brüssel gefahren und haben dann den Platz vor dem Europäischen Parlament besetzt." Mit einer riesigen Kanone haben sie 15.000 Liter Milch auf ein Parlamentsgebäude versprüht. Die Milchkanone haben die wütenden Landwirte auch auf Polizisten gerichtet. Die reagierten mit Tränengas und Gummiknüppeln, weil einige aufgebrachte Bauern versucht hatten, die Absperrungen zu durchbrechen.
Wie bereits 2009 fordern die Landwirte erneut einen fairen Milchpreis. L'Echo bemerkt: In Belgien zahlen Molkereien ihnen im Schnitt 27 Cent für den Liter Milch. Um kostendeckend arbeiten zu können, brauchen sie aber 40 Cent. Die Zeitung spricht von einem Missstand, der seit Jahren andauert. Auch La Libre Belgique sieht das so. Niemand kann auf Dauer überleben, wenn er sein Produkt mit Verlust verkauft. Seit fast 30 Jahren sorgt die sogenannte Milchquote für eine gewisse Stabilität der Preise. Weil das System aber nicht den Regeln der freien Marktwirtschaft entspricht, wird es seit 2003 aufgeweicht und soll es 2015 vollständig verschwinden. Angebot und Nachfrage sollen sich dann ganz von allein einspielen. Davor haben die Landwirte Angst und fordern eine Kontrollbehörde sowie eine flexible Mengenregulierung. Die Zeitung warnt davor. Die Landwirtschaft ist die Ausnahme, nicht der Regelfall. Unvorstellbar wäre beispielsweise, dass die Europäische Union eine Quotenregelung für den Autobauer Ford in Genk einführt. Oder für Stahlproduzent Arcelor Mittal.
Milchkrise: "Auch wir Verbraucher haben eine Verantwortung"
L'Avenir sieht das anders. Die Milchbauern stecken in der Zwickmühle. Auf der einen Seite müssen sie ein Qualitätsprodukt liefern, Umweltschutzvorgaben einhalten, Verbraucher zufrieden stellen. Auf der anderen Seite rutschen ihre Ertragspreise immer tiefer in den Keller während die Produktionskosten steigen. Europa muss also eingreifen, so das Blatt, damit Angebot und Nachfrage besser aufeinander abgestimmt werden und die Supermarktketten die Preise nicht grenzenlos drücken können. Die Zeitung glaubt aber auch: Wir Verbraucher spielen eine wichtige Rolle. Wir sollten uns überlegen, wo wir unsere Milch kaufen und welchen Preis wir dafür zahlen.
De Morgen meint: Das ist der Preis für Billigpreis. Für unser Smartphone geben wir ohne zu überlegen 600 Euro aus. Ein T-Shirt dagegen darf nur wenige Euros kosten. Die Folgen sind kürzlich bei einem schweren Brand in einer Textilfabrik in Bangladesch mit über 100 Toten deutlich geworden. Dort wurden unter fragwürdigen Bedingungen Pullover für die Kleidungskette C&A produziert.
Het Laatste Nieuws kommt auf die umstrittene Reform der flämischen Sekundarschulen zurück. Ministerpräsident Kris Peeters hat die Pläne von Bildungsminister Pascal Smet verworfen. Die Zeitung titelt: "Entwürfe landen im Mülleimer". Damit steckt die flämische Regierung erneut in der Krise. Die Zeitung rät dem sozialistischen Minister aus Selbstachtung sogar zum Rücktritt. Hintergrund ist der Protest der mitregierenden N-VA. Die Nationalisten wehren sich gegen eine groß angelegte Reform. Dabei ist sie mehr als nötig, meint Het Nieuwsblad. Jeder fünfte Sekundarschüler in Flandern kommt im Unterricht nicht mit.
Student in Frauenkleidern angegriffen
Für Aufregung in den flämischen Blättern sorgt eine Studententaufe in Brüssel, die eine dramatische Wendung genommen hat. Ein als Frau verkleideter Student wurde auf dem Nachhauseweg von einer Gruppe Jugendlicher mit Migrationshintergrund angegriffen und vergewaltigt. Daraufhin hatte die Universität ihren Studenten geraten, sich bei Taufaktivitäten nicht mehr zu verkleiden. Das kann De Standaard überhaupt nicht nachvollziehen. Unser tolerantes Wertesystem werden wir uns ganz sicher nicht von radikalen Andersdenkenden kaputt machen lassen. Ansonsten herrscht bald Terror und Gewalt. Und das ist nicht hinnehmbar.
Auch Gazet van Antwerpen findet: Die Entscheidung der Universität gehört nicht mehr in die heutige Zeit. Sie erinnert ein wenig daran, wie vergewaltigte Frauen damals vor Gericht zu hören bekamen, dass ihr Rock zu kurz gewesen sei. Im Fall des missbrauchten Studenten gibt es nur einen Schuldigen. Und das ist der Täter.
Vervoort neuer MP in Brüssel und Alkoholkontrollen an Weihnachten
Wie Le Soir schreibt, wird es an der Spitze der Brüsseler Hauptstadtregion einen Machtwechsel geben. Noch vor dem Sommer will Ministerpräsident Charles Picqué zurücktreten. Sein Nachfolger soll nach Informationen der Zeitung Rudy Vervoort werden. Der Bürgermeister der Stadtgemeinde Evere ist derzeit Vorsitzender der Brüsseler PS.
Het Belang van Limburg hat aus Polizeikreisen vernommen, dass die BOB-Kampagne während der Feiertage im Dezember und Januar ausgeweitet wird. Belgienweit geplant sind 250.000 Alkoholkontrollen - 50.000 mehr als im Vorjahr. Mit der verstärkten Präsenz will die Polizei die Belgier davon abhalten, sich nach einer feucht-fröhlichen Weihnachtsfeier hinters Steuer zu setzen.
Archivbild: Dirk Waem (belga)