"20.000 Mal solidarisch", titelt Het Belang van Limburg und berichtet ausführlich über den gestrigen Solidaritätsmarsch für die Ford-Mitarbeiter in Genk. Het Nieuwsblad fasst es mit den Worten zusammen: "Trauer, Wut und ein kleines bisschen Hoffnung."
Ende nächsten Jahres will der amerikanische Autobauer seine belgische Fabrik schließen. Damit gehen bis zu 10.000 Arbeitsplätze verloren. Still wurde es, als ein neunjähriges Mädchen das Wort ergriff. Sie sagte: "Ich habe meinen Vater zum ersten Mal weinen gesehen. Ich bin böse auf die Menschen, die ihm das angetan haben."
Führende Gewerkschafter erklärten vor den 20.000 Teilnehmern: "Wir werden uns das nicht gefallen lassen und uns durch skrupellose Amerikaner auf die Straße setzen lassen."
Vergleich mit Erstem Weltkrieg
Het Belang van Limburg meint: Beeindruckend zu sehen, wie eine ganze Region mobil gemacht hat und sich für ihre Zukunft einsetzt. Ford-Mitarbeiter, Gewerkschafter, Politiker, Studenten, Rentner und Arbeitnehmer anderer Betriebe - sie alle waren nach Genk gekommen. Ihren Job bekommen die Ford-Beschäftigten dadurch zwar nicht wieder. Aber die Hoffnung für die Zukunft von Limburg ist noch nicht gestorben.
De Standaard nimmt die gestrigen Gedenkfeiern zum Waffenstillstand zum Anlass, um das, was in Genk passiert, als neuen Weltkrieg zu bezeichnen. In Ypern wurde der zahllosen Opfer des Ersten Weltkriegs gedacht, der die Folge von politischen Spannungen in Europa war. In Genk dagegen geht es um die neue wirtschaftliche Gefahr, die Europa bedroht. Es werden zwar keine Menschen erschossen, aber wir haben keine Ahnung, mit welchen Waffen wir in den neuen Krieg ziehen sollen.
La Libre Belgique weist in diesem Zusammenhang auf einen europaweiten Aktionstag hin, der am Mittwoch stattfindet. Die europäischen Gewerkschaften wollen gegen die Folgen der drastischen Sparpläne in den Mitgliedsstaaten protestieren. In Belgien dürfte es vor allem zu Problemen bei der Bahn kommen.
Neue Vorschläge von "Madame Taxe"
Het Laatste Nieuws bemerkt: Obwohl seit fast vier Wochen verhandelt wird, gibt es immer noch keinen föderalen Haushalt für das kommende Jahr. Alle Maßnahmen liegen auf dem Tisch, so die Verhandlungsführer. Jetzt muss die Regierung nur noch Entscheidungen treffen. Wie die Zeitung schreibt, gibt es dabei Spannungen zwischen dem linken und dem rechten Lager in der Koalition. Weiterhin umstritten bleiben der Indexsprung und die Erhöhung der Mehrwertsteuer.
Aus "Madame Non" ist inzwischen "Madame Taxe" geworden, so das Blatt weiter. Auf der Suche nach den 3,7 Milliarden Euro schlägt Joëlle Milquet von der CDH eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke wie Cola vor. In Frankreich besteht ein solches Gesetz bereits. Außerdem will sie Restaurant-Besuche nur noch zur Hälfte steuerlich absetzbar machen.
Het Nieuwsblad findet: Die Zeit drängt. Die wirtschaftliche Lage lässt kein parteipolitisches Geplänkel mehr zu. Die Gegensätze müssen aus dem Weg geschaffen werden. Wenn die Regierung nicht auseinanderbrechen will, muss sie jetzt die Flucht nach vorne ergreifen. Die echte Feuerprobe für Di Rupo und Co. wird dabei nicht der Haushalt sein, sondern die Art und Weise, wie die Regierung die Wirtschaft wieder in Schwung bringt und wie sie die Wettbewerbsfähigkeit der belgischen Unternehmen steigert.
Je reicher die Eltern, desto gesünder das Baby
De Morgen schreibt auf Seite eins: Die Gesundheit eines Babys wird durch den Wohlstand der Eltern bestimmt. Das geht aus einer Studie der Universität Gent hervor. Je reicher die Eltern, umso gesünder kommt ein Kind auf die Welt. In ärmeren Schichten kommen Frühgeburten und Babys mit zu niedrigem Geburtsgewicht häufiger vor. Während bei Müttern mit Hochschulabschluss die Frühgeburtenrate fünf Prozent beträgt, liegt sie bei Müttern ohne Schulabschluss fast doppelt so hoch. Ein neuer Beweis, dass die Kluft zwischen Arm und Reich zunimmt, findet die Zeitung.
Le Soir warnt auf seiner Titelseite, dass die Energiepreise drastisch ansteigen werden. Strom und Gas könnten in den nächsten Jahren bis zu einem Drittel teurer werden. Auch die Preise für Heizöl und Benzin werden in die Höhe schnellen. Damit beschäftigt sich heute die Internationale Energieagentur in London. Die Zeitung ruft die Politik dazu auf, nach langfristigen Lösungen zu suchen. Auch wir Verbraucher sollten unsere Gewohnheiten überdenken.
Auf fast allen Titelseiten sind heute strahlende Fußballspieler von Rekord-Landesmeister RSC Anderlecht zu sehen. Der Club ist gestern nach einem 6:1 Erfolg gegen den FC Brügge Herbstmeister geworden. "Anderlecht hat seinen Gegner regelrecht plattgewälzt", schreibt L'Avenir. "Was für eine Klatsche", hält La Dernière Heure fest. Spitzenclub Brügge steckt seit Wochen in Schwierigkeiten. Die Niederlage gegen Anderlecht war die fünfte in Folge. Das war dem FC Brügge seit 1927 nicht mehr passiert.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)