"Was uns 2013 erwartet", titelt L'Echo auf Seite eins und wirft einen Blick auf den Haushaltsentwurf der Regierung Di Rupo. Alle Vorschläge liegen auf dem Tisch, jetzt muss die Koalition entscheiden.
Wie das Blatt weiter berichtet, sind folgende Maßnahmen mehr als wahrscheinlich: Eine neue Steueramnestie für im Ausland befindliches Schwarzgeld, die Senkung der Steuervorteile für Großunternehmen, eine stärkere Regulierung des Bankensektors und ein Indexsprung.
Auch wenn die Gewerkschaften den als "Kriegserklärung" verstehen, für die belgischen Unternehmen wäre der Indexsprung eine Entlastung. Höchst umstritten bleibt ebenfalls die mögliche Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 22 Prozent.
L'Echo bedauert, dass es beim Sparhaushalt 2013 offenbar wieder einen Wust von unzähligen Maßnahmen geben wird. Das Ziel, die vier Milliarden Euro zu finden, wird die Regierung zwar erreichen, aber es fehlt eine kohärente Vision, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen.
Rente mit 67?
In diesem Zusammenhang startet Le Soir heute eine zehntägige Serie über drastische Rettungsmaßnahmen für die belgische Wirtschaft. Die Zeitung fragt: Ist die Zeit der sanften und halbherzigen Entscheidungen nicht vorbei? Brauchen wir nicht langsam eine Rosskur, um den Unternehmen wieder auf die Beine zu verhelfen? Heute im Fokus: Das Renteneintrittsalter. Muss es auf 67 Jahre erhöht werden, stellt das Blatt in den Raum. Das Problem in Belgien ist das effektive Renteneintrittsalter. Im Schnitt verlassen die Arbeitnehmer das Berufsleben mit gerade einmal 59 Jahren. Das ist viel zu früh angesichts der demographischen Entwicklung. Es gibt zu wenig Junge, die für zu viele Alte bezahlen müssen.
Sorgenkind Belfius und “Enfant terrible“ Electrabel
Het Laatste Nieuws befasst sich mit den Sparplänen der Belfius-Bank. Um ihren Gewinn nachhaltig zu steigern, plant das Finanzinstitut 900 Entlassungen. Betroffen wären davon in erster Linie Arbeitnehmer über 50. Weil die Bank zu 100 Prozent dem belgischen Staat gehört, greift die Föderalregierung jetzt ein. Rentenminister De Croo und Arbeitsministerin De Coninck sind über die Pläne von Belfius erbost. Auch die Zeitung meint: Eine zynischere Entscheidung hätte die Bank nicht treffen können. Zum einen, weil sie absolut gegen den Geist der Zeit arbeitet, zum anderen, weil der Zeitpunkt nicht unpassender hätte sein können. Während die Regierung weitere Milliarden in die marode Dexia pumpen muss, kündigt Belfius eine Entlassungswelle an.
La Libre Belgique sieht das ähnlich. Wie kann eine Staatsbank ihr Personal in die Frührente schicken, während die Regierung dafür kämpft, die Menschen länger auf dem Arbeitsmarkt zu halten. Das Vorgehen von Belfius ist schizophren, fasst die Zeitung zusammen.
Laut De Morgen setzt Energieriese Electrabel die Regierung weiter unter Druck. Offenbar droht der französische Mutterkonzern GDF Suez damit, nicht mehr in Belgien zu investieren. Außerdem fordert er weniger Steuern und die Aufhebung der Preisdeckelung bei Strom und Gas. GDF Suez beschäftigt in Belgien 20.000 Mitarbeiter, darunter 7.000 beim Energieversorger Electrabel.
Antwerpen: Schlechte Verlierer, schlechte Gewinner
Die Zeitung berichtet ebenfalls über die stockenden Koalitionsverhandlungen in Antwerpen. Vier Wochen nach der Wahl muss Sieger Bart De Wever über einen Plan B nachdenken. Seine Sondierungsgespräche sind bislang erfolglos verlaufen. Jetzt stehen die Sozialisten vor der schwierigen Frage: Mit den Nationalisten regieren oder sich in die Opposition zurückziehen? L'Avenir bemerkt: Der mächtige N-VA-Chef schafft es nicht, seinen Wahlerfolg in die Tat umzusetzen. So arrogant und überheblich wie er noch am Wahlabend auftrat, ist De Wever heute nicht mehr. Unklar ist weiterhin, ob er fähig ist, Kompromisse zu schließen, gibt das Blatt zu bedenken. Het Nieuwsblad fügt hinzu: Das Problem in Antwerpen ist, es gibt einen schlechten Verlierer und einen schlechten Gewinner. Patrick Janssens ist ein schlechter Verlierer, weil er versucht, die Arbeit seines Nachfolgers zu sabotieren. Bart De Wever dagegen ist ein schlechter Gewinner, weil er nur unzureichend auf die anderen zugeht.
Ärztefehler und Limburgs Zukunft
Het Nieuwsblad befasst sich auch mit einem tragischen Ärztefehler in einem Krankenhaus im Küstenort Knokke-Heist. Ein achtmonatiges Baby befindet sich dort im Koma und schwebt in Lebensgefahr. Eigentlich stand nur ein Routineeingriff am Ohr an, doch bei der Narkose lief alles schief. Statt mit einem Gemisch aus Sauerstoff und Lachgas wurde der kleine Junge mit purem Lachgas betäubt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Zeitung hebt den Umgang des Krankenhauses mit dem Drama hervor. Statt zu vertuschen, übernimmt der Klinikchef die Verantwortung für den tragischen Fehler in seinem Haus.
Het Belang van Limburg beleuchtet den Solidaritätsmarsch für die Region, der am Sonntag in Genk stattfindet. Erwartet werden mehr als 20.000 Teilnehmer, darunter alle 44 limburgischen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Hintergrund ist die angekündigte Schließung der Ford-Fabrik in Genk. Rund 10.000 Menschen drohen arbeitslos zu werden. Im Auftrag der flämischen Regierung soll eine Expertengruppe bis Januar einen Zukunftsplan für die Provinz Limburg ausarbeiten. Trotz aller Schwierigkeiten, ist auch die Zeitung überzeugt: "Limburg hat Zukunft!"
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