"Amerika hat gewählt", titeln gleichlautend La Libre Belgique und Gazet van Antwerpen. Die Entscheidung am frühen Morgen kam für die Zeitungen zu spät. Deswegen haben die meisten Blätter ihre Titelseiten originell gestaltet. Le Soir etwa schreibt: "Wenn Obama verliert, lesen Sie Seite zwei, wenn er gewinnt, Seite drei."
De Morgen hat sein Titelblatt in zwei geteilt. Unter der Überschrift "Mister President" steht links Mitt Romney und rechts Barack Obama. Auch Het Nieuwsblad ist zweigeteilt. Hält man die Zeitung richtig herum, hat Obama gewonnen. Dreht man sie dagegen auf den Kopf, ist Romney der Sieger. Nur Het Laatste Nieuws hat sich bereits auf Seite eins festgelegt: "Obama hat es geschafft", so die Schlagzeile. Aber ganz so sicher war sich die Zeitung dann doch nicht: Klappt man das Blatt nämlich auf, findet man eine zweite Titelseite. Überschrift diesmal: "Romney hat es geschafft".
Präsident ohne Kopf
La Dernière Heure zeigt auf ihrer Titelseite das offizielle Foto des US-Präsidenten. Allerdings ohne Kopf. An der Stelle befindet sich ein so genannter QR-Code, den man mit seinem Smartphone ablesen kann. Damit landet man auf der Internet-Seite der Zeitung und sieht sofort: US-Präsident Barack Obama ist wiedergewählt worden.
De Standaard hält fest: Egal, wer gewinnt, die USA sind ein zu tiefst gespaltenes Land. Die erste Aufgabe von Obama wird sein, beide Lager zu versöhnen. Auch Het Nieuwsblad sieht das so: Der neue Präsident muss Berge versetzen. Er muss die Wirtschaftskrise in den Griff bekommen, für mehr Wachstum sorgen, und für neue Jobs. Er muss massiv in die Bildung investieren, die Energieversorgung des Landes sichern und die Schäden des Wirbelsturms Sandy so schnell und so gut wie möglich beseitigen.
Aber auch die Außenpolitik spielt eine wichtige Rolle - auch wenn Joe Sixpack, der Durchschnittsamerikaner, sich nicht dafür interessiert. Es müssen Lösungen her: bei der Palästinenserfrage, im Iran, in Afghanistan, in Nordkorea, und zugleich müssen sich die USA für gute Beziehungen zu ihren Partner Europa einsetzen. Die Zeitung findet: Für diese Aufgaben ist Obama eindeutig der Bessere.
De Morgen kommt auf den langen und harten Wahlkampf zurück. Noch nie haben beide Kandidaten so viel Geld, Energie und Kreativität investiert, um ihren Gegner zu beleidigen. Die meiste Zeit wurde nicht für etwas Kampagne gemacht, sondern gegen den anderen.
Primitive Feindbilder
Gleichzeitig haben sowohl Romney als auch Obama auf primitive und fast kindische Weise ein Feindbild von China und Russland gezeichnet. Das "sozialistische" Europa musste auch ab und zu dran glauben. Die Zeitung ist überzeugt: Obama wird in seiner nächsten Amtszeit wegen der gemeinsamen Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen der Europäischen Union mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. Durch die Entwicklung der EU sind die Brüsseler Institutionen für die USA wichtiger geworden als Berlin, Paris oder London.
La Libre Belgique fasst nüchtern zusammen: Auch wenn es heute nur eine Meldung zu geben scheint: Die Welt dreht sich weiter. Während Amerika nur mit sich selbst beschäftigt ist, zählt man in Syrien weiter die Toten.
Bei der Wirtschaftszeitung L'Echo stehen nicht die US-Wahlen im Vordergrund, sondern die Haushaltsberatungen der Regierung Di Rupo. Um das Budget in der Spur zu halten und die benötigten vier Milliarden Euro aufzutreiben, plant die Regierung eine Steueramnestie. Dabei soll das im Ausland befindliche Schwarzgeld von belgischen Steuerflüchtlingen zu günstigen Konditionen zurückgeführt werden. Bis zu 500 Millionen Euro sollen so in die Staatskasse fließen. Zugleich soll die Steuer auf Börsengewinne erhöht werden. Bei Erträgen, die nur durch Spekulation zustande kommen können, soll der Satz auf 25 Prozent steigen.
Bier wird teurer
Le Soir befasst sich mit einem anderen Vorstoß: Geplant ist auch ein Mindeststeuersatz für Unternehmen. Der soll 12,5 Prozent betragen und für Mehreinnahmen von 150 Millionen Euro sorgen. Im Visier stehen Großkonzerne, die durch Steuertricks so gut wie keine Abgaben auf ihre Gewinne in Belgien entrichten.
Wie Het Belang van Limburg auf Seite eins berichtet, wird das Bier in Belgien teurer - im Schnitt um zwei Cent pro Glas. Marktführer AB Inbev erhöht zum ersten Februar die Preise um knapp vier Prozent. Grund sind die gestiegenen Produktionskosten. Es wird erwartet, dass auch die anderen Brauereien ihre Preise erhöhen.
La Dernière Heure schreibt unter Berufung auf eine geheime E-Mail, dass die dringenden Geschäfte im Finanzministerium zurzeit anders laufen als gewöhnlich. Grund: Die Klopapier-Reserven sind so gut wie aufgebraucht. Wegen der Sparzwänge darf die Behörde normalerweise keine zusätzlichen Ausgaben tätigen. Für den Notstand auf der Toilette wird jetzt aber eine Sondergenehmigung angefragt.