"Der Tag danach", schreibt La Libre Belgique und zeigt das Bild eines verwüsteten Straßenzugs in New York auf Seite eins. Auch Le Soir titelt auf Englisch: "The day after". Wirbelsturm Sandy hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Allein an der US-Ostküste starben fast 40 Menschen, berichtet Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite. Der Schaden wird zunehmend sichtbar: Umgestürzte Bäume, vollgelaufene Straßen und U-Bahn-Schächte sowie zahlreiche Großbrände. Het Nieuwsblad spricht von einem "Rekord-Orkan". Im gesamten Atlantik- und Karibikraum gab es über 100 Tote. Jeden Tag richtet Hurrikan Sandy einen Schaden von knapp acht Milliarden Euro an. Über 12.000 Flüge mussten gestrichen werden.
L'Avenir schreibt: "Sechs Tage vor der Präsidentschaftswahl ist noch nicht klar, wem der Tropensturm dienlich sein könnte - Präsident Obama mit seinem bislang fehlerlosen Krisenmanagement oder Herausforderer Romney, der derzeit Hilfspakete für die Betroffenen verteilt, sich aber gleichzeitig für eine Kürzung der Sozialausgaben stark macht.
Sandy hinterlässt Spur der Verwüstung auf Haiti
La Libre Belgique hält fest: Während die Bilder vom tobenden Wirbelsturm an der US-Küste allgegenwärtig sind, vergessen wir, dass "Sandy" auch in die Karibik Tod und Verwüstung gebracht hat. In Haiti, das sich vom letzten Tropensturm und von dem schweren Erdbeben 2010 noch nicht erholt hatte, drohen jetzt erneut Seuchen und Hungersnot. Mehr als 200.000 Menschen sind dort direkt von der neuen Katastrophe betroffen. In den USA werden die Schäden bereits in einigen Tagen beseitigt sein, auf Haiti hingegen dürfte es noch lange dauern. Durch den Klimawandel werden die Wetterkapriolen weiter zunehmen, warnt das Blatt. Leider scheint selbst ein Wirbelsturm wie Sandy nicht auszureichen, um die Mentalitäten zu verändern.
Kapitalerhöhung Dexia: Wer muss zahlen?
De Morgen befasst sich mit der Dexia-Akte, die mitten in den schleppenden Haushaltsberatungen wieder auftaucht. Die marode Holding braucht frisches Kapital. Von bis zu sieben Milliarden Euro ist die Rede. Und zwischen Belgien und Frankreich droht ein neuer Konflikt, denn Paris will, dass Belgien den Löwenanteil der Kosten übernimmt. Offenbar plant der französische Präsident François Hollande auch die Zinseinkünfte auf die Garantien zu beschränken. Im schlimmsten Fall, schreibt die Zeitung, würde Belgien ein zweites Mal zur Kasse gebeten. Zahlen beide Länder nicht, kommen die milliardenschweren Bürgschaften zum Tragen. Für unser Land geht es immerhin um über 50 Milliarden Euro.
Die Dexia-Akte ist teuer und gefährlich, schreibt die Zeitung. Frankreich hat uns bereits über den Tisch gezogen, doch unsere Politiker scheinen nichts aus ihren Fehlern gelernt zu haben. Für das Debakel der Bankengruppe sind sie zwar nicht verantwortlich, aber die Stümperei, die sie bei der Krisenbewältigung an den Tag legen, stinkt langsam zum Himmel.
Haushalt: "Volle Kraft voraus"
De Standaard veröffentlicht ein Exklusiv-Interview mit Christine Lagarde, der Chefin des Internationalen Währungsfonds. Sie plädiert für eine Abschaffung der automatischen Lohn-Index-Bindung in Belgien. Das System sei überholt. Außerdem sei der belgische Arbeitsmarkt zu unflexibel. Die Debatte um einen möglichen, umstrittenen Index-Sprung wird damit weiter angeheizt.
Gazet van Antwerpen drängt die Föderalregierung zum schnellen Abschluss der Haushaltsberatungen. Auch wenn es schwer fällt: Jetzt müssen Entscheidungen her.
Ähnlich sieht es das Grenz-Echo: Das Schiff der Föderalregierung, das sofort nach seinem Auslaufen vor elf Monaten voller Tatendrang in See gestochen war, hatte wegen der Gemeinderatswahlen alle Maschinen gestoppt. Doch jetzt ist es an der Zeit, dass der treibende Kahn wieder Fahrt aufnimmt, wenn er den gefährlichen Klippen auf seinem Kurs erfolgreich ausweichen will.
Het Nieuwsblad titelt: "Ford fährt einen Rekordgewinn ein". Wie der amerikanische Autohersteller am Dienstag bekannt gegeben hat, beläuft sich der Nettogewinn in den USA zwischen Juli und September auf 1,7 Milliarden Euro. Für die Arbeitnehmer am Standort Genk, die Ford eiskalt abserviert, ist das ein weiterer Schlag ins Gesicht, meint das Blatt.
Auch Het Belang van Limburg findet das Verhalten von Ford zynisch. Zumindest eins ist jetzt sicher: Durch den Rekordgewinn in den USA hat der Autohersteller genug Geld, um die belgischen Mitarbeiter vernünftig zu entschädigen.
Löwen sucht den Schlüssel…
Über eine weitere peinliche Geschichte für das belgische Gefängniswesen berichtet Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Im Gefängnis von Löwen sucht die Belegschaft seit Tagen fieberhaft nach einem verschwundenen Schlüsselbund. Daran befestigt sind auch zwei Generalschlüssel, mit denen sich die 200 Zellentüren öffnen lassen. "Möglicherweise hat ein Wächter den Bund nur verlegt, doch sollten die Schlüssel in die Hand eines Gefangenen geraten sein, steht uns eine Katastrophe bevor", warnt der Direktor der Haftanstalt. Zur Not sollen alle Schlösser ausgetauscht werden.
Archivbild: belga