Für Spannung sorgt auch ein weiteres Buch, in dem das "wahre Gesicht" von Bart De Wever enthüllt wird. Weiter geht es um die Haushaltsberatungen, die heute nach den Kommunalwahlen unter schwierigen Bedingungen starten.
"Palast ist ungehalten über ein "beleidigendes Buch", schreibt De Standaard auf Seite eins." König ist wütend über Skandalbuch", titelt Het Nieuwsblad. Auf Seite eins von Gazet van Antwerpen ist der Palast gar schon "rasend".
Königsfrage(n)
Ein neues Enthüllungsbuch über das Königshaus sorgt heute für Schlagzeilen. Am Wochenende waren in der frankophonen Presse erste Auszüge erschienen. "Question(s) Royale(s)", Königsfragen stammt aus der Feder des bekannten RTBF-Journalisten Frédéric Deborsu. Einige Zeitungen bringen pikante Zitate: "Die Hochzeit von Philippe und Mathilde war arrangiert", schreibt Het Nieuwsblad. "Baudouin wollte nicht, dass Philippe König wird", so die Schlagzeile von De Morgen.
Deborsu bringt aber auch intime Details aus dem Leben der Königsfamilie. Einige Zeitungen sehen darin denn auch den Grund für die außergewöhnlich scharfe Reaktion des Palastes. Das zeigt, dass insbesondere der König von den vermeintlichen Enthüllungen persönlich tief getroffen wurde, glaubt etwa Het Laatste Nieuws. "Wurden hier Grenzen überschritten?", fragt sich La Dernière Heure. Eine Reihe von Aussagen wird ohne Angabe von Quellen abgedruckt, einige Informationen sind nachweislich falsch und beleidigend, zitiert das Blatt einen Royalty Watcher.
Het Nieuwsblad hingegen glaubt, dass das Buch von Deborsu weitgehend auf Tatsachen beruht. Und in diesem Zusammenhang ist doch die Frage erlaubt, ob es wirklich sinnvoll ist, das Staatsoberhaupt in einer derart weltfremden Familie zu suchen. Problematisch ist darüber hinaus das Interview mit König Albert, quasi das Kernstück des Buches. Niemand weiß, wie das zustande kam. Wenn es aber ein Interview gibt, dann hat der König damit gegen eine Grundregel verstoßen.
La Libre Belgique scheint da aber schon mehr zu wissen. Bei dem angeblichen Interview handelt es sich demnach um ein informelles Hintergrundgespräch, das der bekannte Journalist Christophe Deborsu, der Bruder des Autors, 1994 mit dem König geführt hat. Diese Unterredung war nie für eine Veröffentlichung bestimmt.
Das Buch hinterlässt denn auch einen faden Beigeschmack, konstatiert Le Soir in seinem Leitartikel. Gewisse Aussagen scheinen fast schon vom Himmel zu fallen. Hinzu kommt: Angebliche Enthüllungen über das Liebesleben des Königspaares tragen nichts zum besseren Verständnis der Rolle des Staatsoberhaupts bei.
Der wahre Bart De Wever
Übrigens könnte bald noch ein anderes Buch für Schlagzeilen sorgen: "Der wahre De Wever", aus der Feder des Journalisten Kristof Windels, erscheint an diesem Samstag. Het Laatste Nieuws bringt heute eine erste Besprechung des Buches. Demnach zeigt sich darin unter anderem, dass einige angeblich spontane Ereignisse in letzter Zeit so spontan nicht waren, sondern von langer Hand geplant.
Der Schatten des Wahlsiegs der NVA in Flandern hängt auch über den Haushaltsberatungen der Regierung, die heute beginnen. Um den Haushalt in der Spur zu halten, müssen in diesem und im kommenden Jahr insgesamt 4,5 Milliarden Euro gefunden werden. Wäre es nicht besser gewesen, den Haushalt vor den Kommunalwahlen festzuklopfen?, fragt sich L'Avenir. Nicht nur, dass die flämischen Mehrheitspartner den heißen Atem von De Wever spüren, auf frankophoner Seite haben zudem die Kommunalwahlen Spuren hinterlassen.
Es wird eine schwere Aufgabe, meint auch Gazet van Antwerpen. Die politische Gemengelage ist explosiver denn je, die Spannungen innerhalb der Koalition haben sich spürbar verschärft. Denkbar schlechte Vorzeichen also für die Haushaltsberatungen. Da steht zu befürchten, dass die Regierung am Ende wieder banal den Käsehobel ansetzt, statt wirklich tiefgreifende Reformen durchzuführen.
Käsehobel hat ausgedient
Der Käsehobel hat ausgedient, bemerkt La Libre Belgique. Die Taktik, überall ein bisschen abzuknapsen, damit es niemandem wirklich weh tut, ist an Grenzen gestoßen. Jetzt bedarf es wirklich einschneidender Maßnahmen. Ein Indexsprung wäre da zum Beispiel eine Möglichkeit. Wichtig wird am Ende jedenfalls sein, dass alle Betroffenen die Maßnahmen als gerecht und ausgewogen betrachten.
Im Raum steht auch wieder eine Vermögenssteuer. Selbst die N-VA, die eigentlich einen wirtschaftsliberalen Kurs fährt, ist prinzipiell nicht mehr dagegen, notiert Het Belang van Limburg. Grundvoraussetzung wäre aber, dass eine mögliche Vermögenssteuer quasi direkt in die Wirtschaft zurückfließt - man müsste das Geld gebrauchen, um den Steuerdruck auf Arbeit zu senken.
Es gibt per se keine guten oder schlechten Sanierungsmaßnahmen, bemerkt De Standaard: Steuern sind nicht automatisch verwerflich und Sparmaßnahmen nicht immer der richtige Weg. Von diesem Schwarz-Weiß-Denken sollten sich - rechts oder links - die Parteien verabschieden. Es bedarf viel mehr einer langfristigen Vision. Im Augenblick erscheint die Lage aussichtslos: Kaum noch Wachstum, massenweise werden Jobs vernichtet, eine galoppierende Vergreisung der Bevölkerung. Hier müssen mutige und entschlossene Schritte in die richtige Richtung gemacht werden. Man wird den Haushalt also am Ende nicht an Einzelaspekten, sondern an seiner globalen Stoßrichtung beurteilen müssen.
Islamunterricht im Collège?
Im frankophonen Landesteil steht vor allem eine Frage im Vordergrund: "Islamischer Religionsunterricht an katholischen Schulen", fasst es La Libre Belgique zusammen. "Islam im Collège: Die Lehrer sind skeptisch", schreibt Le Soir. Die Idee kommt vom Schulträger selbst, also vom katholischen Unterrichtswesen. Die Gewerkschaften haben aber Bedenken angemeldet.
Bild: Nicolas Lambert (belga)