"Rabobank stürzt die Radsportwelt in eine tiefe Krise", titelt Het Nieuwsblad. Het Laatste Nieuws spricht auf Seite eins von einer "Bombe" und berichtet ebenfalls über den Rückzug des niederländischen Finanzinstituts. "Der Radsport ist todkrank", erklärte gestern Bankchef Bert Bruggink und setzte dem Engagement von Rabobank im Profi-Radsport nach 17 Jahren ein Ende. Als Grund nennen die Niederländer die Armstrong-Affäre. Vor einer Woche hatte die amerikanische Anti-Dopingagentur USADA einen vernichtenden Bericht über die Machenschaften rund um den ehemaligen Radprofi Lance Armstrong veröffentlicht.
"Rabobank ist nicht irgendein Sponsor", fügt Het Belang van Limburg hinzu. Das niederländische Finanzinstitut war seit 1996 aktiv, finanzierte ein eigenes Team und stand für ein umfassendes Projekt von Jugendarbeit bis Profisportler.
Jagd auf Doktor Ferrari
De Morgen gibt zu bedenken: Die Armstrong-Affäre wird nicht der letzte Skandal im Radsport sein. In Spanien wird Jagd auf Doktor Fuentes gemacht, in Italien ist es Doktor Ferrari, gegen den ermittelt wird. Nach dem Rückzug von Rabobank stellt sich jetzt die Frage, ob weitere finanzstarke Geldgeber dem Radsport den Rücken kehren. Ohne Sponsoren ist der Profisport jedenfalls dem Tod geweiht, befürchtet die Zeitung.
Het Nieuwsblad hofft, dass der internationale Radsportverband UCI die Lehren aus der Affäre zieht und sich konsequent für einen sauberen Radsport einsetzt. Denn in Rabobanks Begründung zum Rückzug heißt es auch: Der Verband trägt eine Mitschuld und ist nicht mehr vertrauenswürdig. Es ist noch nicht zu spät, meint das Blatt, um das Ruder herumzureißen. Lance Armstrong hat dem Radsport mit seinem kranken und mafiösen System möglicherweise einen Dienst erwiesen. Die Zeitung spricht von einem "Weckruf": Der jetzige Skandal könnte dazu führen, dass der Radsport endlich wirklich sauber wird.
Nach den Wortbrüchen…
Le Soir und La Libre Belgique kommen auf die Nachwehen der Brüsseler Kommunalwahl zurück. Unter anderem in Brüssel-Stadt und in der Gemeinde Molenbeek wurden Vorwahlabkommen gebrochen und langjährige Mehrheitspolitiker in die Opposition geschickt.
Auf der Titelseite von Le Soir kommt Innenministerin Joëlle Milquet erstmals auf die Vorfälle in der Hauptstadt zurück. Die Sozialisten um Bürgermeister Freddy Thielemans haben ihre Christdemokraten nach jahrelanger Zusammenarbeit fallengelassen und stattdessen die Liberalen ins Brüsseler Rathaus geholt. Als Reaktion darauf kann man überall im Süden des Landes beobachten, wie sich die CDH vom langjährigen Bündnispartner PS abwendet. "Die französischsprachigen Sozialisten haben ein Führungsproblem", erklärt die CDH-Politikerin Milquet. Die Ministerin wirft den Sozialisten auch Managementfehler vor.
In Molenbeek ist der langjährige PS-Bürgermeister Philippe Moureaux aus dem Amt geworfen worden. Neue Bürgermeisterin der Problemgemeinde ist die Liberale Françoise Schepmans. Im Gespräch mit La Libre Belgique wirft sie ihrem Vorgänger Klientelismus und Vetternwirtschaft vor.
"Starke Bilder" erregen Ekel
De Morgen veröffentlicht ab heute eine fünfteilige Serie, in der die Zeitung einen Blick hinter die Kulissen des Wahlkampfs von Bart De Wever wirft. De Morgen hatte den N-VA-Chef seit Jahresbeginn exklusiv begleitet. Wie das Blatt berichtet, war der umstrittene Triumphmarsch von Bart De Wever auf das Antwerpener Rathaus bereits im Mai geplant worden. Im Falle eines Wahlsieges wollte der nationalistische Politiker nach eigener Aussage starke Bilder zeigen.
Der sozialistische Bürgermeister von Gent Daniël Termont warnt unterdessen vor De Wever. Er sei ein Wolf im Schafspelz. Die flämisch-nationale Rhetorik mache ihm langsam Angst. Die unversöhnliche Sprache, die starre Haltung und der Ekel erregende Marsch auf das Rathaus bereiteten ihm große Sorgen.
De Morgen meint: Bart De Wever ist jetzt am Zuge. Er muss zeigen, dass er mehr kann, als nur Wahlen gewinnen und muss jetzt Verantwortung übernehmen.
Auch Gazet van Antwerpen findet: Seine überhebliche Haltung gegenüber anderen Parteien muss De Wever aufgeben. Jetzt gilt es, einen Schritt auf die anderen zuzugehen.
Leere Portokasse bei der Polizei
La Dernière Heure schreibt, dass dem Staat möglicherweise viel Geld durch die Lappen geht, weil die Föderalpolizei seit Beginn der Woche offenbar keine Bußgeldbescheide mehr verschicken kann. Der Grund: Es gibt kein Geld mehr für Briefmarken. Nur der Ministerrat könnte den Mehrausgaben zustimmen.
Laut L'Echo müssen sich belgische Steuerflüchtlinge Sorgen machen. Die Schweiz und Luxemburg planen nämlich besonders strenge Regeln bei der Herkunft des Geldes. Demnach müssen die Anleger beweisen, dass ihre Auslandskonten bei den belgischen Behörden bekannt sind.
L'Avenir blickt ausführlich auf die königliche Hochzeit im Großherzogtum. "Luxemburg und Belgien rücken noch ein Stück näher", titelt das Blatt. In der Kathedrale von Luxemburg geben sich Herzog Guillaume und die belgische Gräfin Stéphanie heute das Jawort. In ihrem Heimatdorf Anvaing in der Provinz Hennegau ist die 28-Jährige für ihre einfache und spontane Art bekannt. Zur Hochzeitsfeier werden gekrönte Häupter aus ganz Europa erwartet. Auch das belgische Königspaar, das mit dem Haus Luxemburg verwandt ist, wird bei den Feierlichkeiten anwesend sein.
Archivbild: Koen Van Weel (epa)