So spricht Het Nieuwsblad vom "Totalen Triumph der flämischen Nationalisten und ihres Chefs De Wever“. Auch die frankophonen Zeitungen konzentrieren sich in erster Linie auf De Wevers Vormarsch, der einen weiteren Schritt in Richtung flämischer Eigenständigkeit gesetzt habe. Genauso sieht es De Standaard mit der Balkenüberschrift: "Nicht zu bremsen dieser De Wever", der nach Antwerpen jetzt schon sein nächstes Ziel ins Auge fasst, nämlich Belgien, das er weiter umbauen will.
N-VA-Triumph in Flandern
Het Laatste Nieuws unterstreicht auf seiner Titelseite ebenfalls den Appell De Wevers an die Frankophonen, unverzüglich Verhandlungen über ein konföderales Belgien aufzunehmen. Doch Di Rupo, so hebt die Zeitung hervor, hat ihm postwendend eine klare Absage erteilt.
Kommen wir nun zu den entsprechenden Kommentaren. Für De Morgen ist die N-VA eindeutig die neue flämische Volkspartei. Sie erbt ein gigantisches Reservoir von rechtskonservativen Stimmen vom Vlaams Belang, und mit diesem Gewicht wird sie künftig über Flandern hinaus auch auf die belgische Politik Einfluss haben.
Het Belang van Limburg sieht das nicht anders und prophezeit der Regierung Di Rupo schwere Zeiten. Die flämischen Regierungsparteien werden sich nämlich im Hinblick auf die nächsten Wahlen von 2014 flämischer bzw. radikaler profilieren müssen. Dies wird zwangsläufig zu Spannungen in der Regierung Di Rupo führen.
Gazet van Antwerpen wird in dieser Hinsicht noch deutlicher mit dem Hinweis: Die nationalistische Flutwelle in Flandern muss die Frankophonen zum Nachdenken zwingen. Wenn diese Woche in der Föderalregierung die Haushaltsverhandlungen beginnen, müssen sie dafür sorgen, dass diese nicht einmal mehr den Steuerdruck erhöhen, der vor allen Dingen die Flamen treffen würde. Wenn Di Rupo Belgien zusammenhalten will, dann muss er dem kommunalen Wahlergebnis in Flandern Rechnung tragen, das ganz anders aussieht, als in der Wallonie. Tut er das nicht, dann kommt Plan B, nämlich das Ende Belgiens, immer näher.
Wette gewonnen
De Standaard notiert im gleichen Kontext: Die N-VA wird mehr und mehr zur beherrschenden Figur der flämischen Politik. Ihre politischen Gegner können nicht länger hoffen, dass der Albtraum für sie von selbst vorbeigeht. Vor allen Dingen die flämischen Christlich-Sozialen und Liberalen stehen vor einem lebensgroßen Dilemma. Finden sie nicht zu einem neuen Elan, wird von ihnen beim nächsten Wählerurteil in knapp zwei Jahren so gut wie nichts mehr übrigbleiben.
Le Soir räumt ein, dass Bart De Wever seine Wette gewonnen hat: Er wird nicht nur Bürgermeister der flämischen Symbolstadt Antwerpen, sondern hat seiner Partei praktisch in ganz Flandern die lokale Verankerung gegeben, die ihr bisher noch fehlte. Dieser schwarz-gelbe Sonntag sorgt aus belgischer Sicht für Unruhe und Besorgnis. Premierminister Di Rupo gerät zunehmend unter Druck und muss unbedingt dem gestern in Flandern zum Ausdruck gekommenen Wählerwunsch Rechnung tragen. Andernfalls wird De Wever ihn in spätestens zwei Jahren überrollen.
La Libre Belgique ist nicht ganz so pessimistisch, zumindest nicht, wenn die Föderalregierung auf Kurs bleibt und die versprochenen institutionellen Reformen durchführt. Dabei ist zu hoffen, dass die flämischen Regierungsparteien vernünftig bleiben, denn Belgien braucht heute mehr denn je Stabilität. De Wever hat der Föderalregierung gestern Abend Verhandlungen über den Konföderalismus vorgeschlagen. Natürlich sollte Di Rupo darauf nicht eingehen, wohl aber sollten die Frankophonen sich auf alles vorbereiten.
Überraschungen in Ostbelgien
La Dernière Heure erinnert daran, dass die zwei Jahre bis zu den nächsten Wahlen in der Politik eine Ewigkeit sind. Bis dahin kann viel passieren, auch ein Rückschlag der flämischen Nationalisten. In Flandern denkt nämlich noch lange nicht jeder wie Bart De Wever, in erster Linie sein eigener Bruder.
Zum Schluss noch ein Blick auf das GrenzEcho und dessen Schlagzeile: "CSP-Schlappen in Eupen und Kelmis. Grosch und Keutgen praktisch abgewählt". Ihre Nachfolger werden in Eupen aller Voraussicht nach Karl-Heinz Klinkenberg und in Kelmis Louis Goebbels sein. Kommentierend heißt es dazu: Vielleicht bezahlte die CSP gestern den Preis für ihren fehlenden Mut zur personellen Erneuerung an vorderster Front.
Bild: Dirk Waem (belga)