In den Zeitungen von heute dreht sich alles um die anstehende Wahl. Vor allem die Frage, ob die N-VA in Antwerpen gewinnt, und die Folgen eines möglichen Siegs beschäftigen die Blätter. Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die EU und die Roten Teufel siegen beim sonst so heimstarken Serbien.
"Jetzt sind Sie dran", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Morgen wird in Belgien gewählt. Wie La Libre Belgique berichtet, müssen bei der Kommunal- und Provinzwahl knapp acht Millionen Menschen ihre Stimme abgeben. In den 589 Städten und Gemeinden, sowie den zehn Provinzen des Landes werden die Volksvertreter neu bestimmt. Insgesamt stellen sich über 60.000 Kandidaten zur Wahl.
"Worum es wirklich geht", titelt De Morgen auf Seite eins. Im Mittelpunkt steht die Gemeindepolitik: Wer wird in den kommenden sechs Jahren Ihr Bürgermeister? Die Kommunalwahl hat allerdings einen föderalen Beigeschmack bekommen. Vor allem in Flandern wird ein Kräftemessen erwartet.
De Wever und sein Heiligenschein
Het Laatste Nieuws fasst die Kernfragen zusammen: Werden die Nationalisten die Christdemokraten als größte flämische Volkspartei ablösen? Und: Schafft es Bart De Wever, Bürgermeister Patrick Janssens aus dem Antwerpener Rathaus zu vertreiben? In beiden Fällen steht die N-VA zentral. Noch nie hat eine Partei einen Wahlkampf und die gesamte Politik unseres Landes so dominiert.
Le Soir titelt: "Der Urnengang in Antwerpen lässt ganz Belgien zittern." In der Hafenmetropole wird alles entschieden. Triumphiert die N-VA oder leistet sich Bart De Wever den ersten Fehltritt? Sollte er gewinnen, müssen wir uns auf das Schlimmste gefasst machen, warnt das Blatt. Dann wird der Grundstein für die flämische Unabhängigkeit gelegt. Het Belang van Limburg hält dagegen fest: Schafft es De Wever in Antwerpen nicht, ist er seinen Heiligenschein los.
De Standaard misst der Entscheidung in Antwerpen nicht ganz so viel Bedeutung bei. Natürlich spielt die größte flämische Stadt eine wichtige Rolle - vor allem weil De Wever dort persönlich in den Ring steigt. Aber es geht morgen nicht nur um Antwerpen. Um einen Erfolg verbuchen zu können, braucht die Neue Flämische Allianz von Bart De Wever positive Signale auch aus den 307 anderen flämischen Städten und Gemeinden.
Het Belang van Limburg erwartet nicht, dass die N-VA größte Kraft in Flandern wird. Dafür ist die Partei lokal noch viel zu wenig verankert. Laut Umfragen können die Nationalisten mit Werten zwischen 15 und 20 Prozent rechnen. Damit würde die N-VA erhalten, wonach sie strebt: nämlich den nötigen Rückhalt an der Basis.
Spannung auch im Rest des Landes
L'Echo sieht in der morgigen Wahl eine Generalprobe für die sogenannte "Monsterwahl 2014". Die Nationalisten wollen sich so breit wie möglich aufstellen - die Zeitung befürchtet, dass das am Morgen nach der Wahl für einige Turbulenzen in der flämischen Regierung und der föderalen Koalition sorgen könnte. In der Wallonie geht es morgen darum, zu sehen, wie stark die sozialistische PS aus der Wahl hervorgeht und welchen Koalitionspartner die größte Kraft im Süden des Landes bevorzugt. In Brüssel wird es vor allem in der Stadtgemeinde Schaerbeek spannend. Die Trennung der französischsprachigen Splitterpartei FDF von der liberalen MR könnte für Umwälzungen sorgen.
Das Grenz-Echo blickt auf den Wahlausgang in Ostbelgien und schreibt: Die Mehrzahl der amtierenden Bürgermeister dürfte auch in der kommenden Legislaturperiode die Nummer eins in ihrer Gemeinde sein. Spannend ist es nur in Eupen, wo die seit 36 Jahren mitregierende CSP wohl wie noch nie um ihre Mehrheitsbeteiligung bangen muss.
Friedensnobelpreis für die EU
L'Avenir blickt auf die Vergabe des Friedens-Nobelpreises 2012 an die Europäische Union. "Eine großartige Belohnung für die EU", findet die Zeitung. Aus jahrhundertelangen Feinden sind seit 60 Jahren zuerst Partner und jetzt Freunde geworden. Europa sorgt für Frieden, Demokratie und die Einhaltung der Menschenrechte - inzwischen fast auf dem gesamten Kontinent.
Auch La Libre Belgique begrüßt die Entscheidung des norwegischen Nobel-Komitees. Brüssel und die 500 Millionen Europäer verdienen die Auszeichnung. Gleichzeitig müssen wir den Friedensnobelpreis aber als Ansporn verstehen, um die Arbeit trotz aktueller Sinn- und Schuldenkrise fortzuführen.
De Standaard fügt hinzu: Die Entscheider in den 27 Mitgliedsstaaten sollten jetzt eine Zahn zulegen. Denn bekommen sie die Krise nicht schnell wieder unter Kontrolle, drohen sie den Rückhalt bei den Bürgern zu verlieren.
Brasilien rückt in Reichweite
Alle Zeitungen kommen auf den Sieg der Roten Teufel gestern Abend in Serbien zurück. "Die Heldentat", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins. 3:0 gegen das sonst so heimstarke Serbien. Endlich bringen die Roten Teufel die Leistung, die wir von ihnen erwarten, bemerkt Het Nieuwsblad, und setzen sich gegen einen direkten Konkurrenten durch.
Besonders stark war Kevin De Bruyne. Der Bremen-Spieler hat mit dem 2:0 den serbischen Widerstand gebrochen. Allerdings muss man auch sagen, dass die Roten Teufel gestern das gewisse Quäntchen Glück hatten und einen starken Thibaut Courtois im Tor. Der Weg zur Weltmeisterschaft in Brasilien rückt in Reichweite. Mit sieben Punkten führt Belgien in der Qualifikationsgruppe A - gleichauf mit Kroatien. Jetzt gilt es, so die Zeitung, nicht in Euphorie zu verfallen, sondern sich auf das nächste Spiel gegen Schottland am Dienstag in Brüssel vorzubereiten.
Bild: Georges Gobet (belga)