"Bei der Wirtschaft läuten alle Alarmglocken", schreibt De Standaard auf seiner Titelseite. Le Soir spricht von einem "schwarzen September". Jeden Tag mussten in Belgien 40 Unternehmen dichtmachen. So viele wie noch nie zuvor. Het Laatste Nieuws macht mit weiteren erschreckenden Zahlen auf: Seit Beginn des Jahres haben 16.000 Menschen ihren Job verloren. Betroffen sind nicht mehr nur das Gaststättengewerbe und der Bausektor, sondern zunehmend auch der Großhandel und die Transportindustrie. Auch der Autoverkauf ist um fast 20 Prozent gesunken. Besonders hart trifft es hierzulande die Hersteller Seat, Renault, Ford und Peugeot.
"Schwarzer September"
Die Zeitung fasst auf Seite eins zusammen: Die Krise schlägt in Belgien voll zu und wird noch schlimmer. Wie De Standaard berichtet, zeigen weitere Indikatoren nach unten. Die Unternehmen stellen immer weniger Zeitarbeiter ein, dadurch steigt die Arbeitslosigkeit schneller als erwartet.
"Harte Zeiten kommen auf uns zu", prognostiziert Het Belang van Limburg. Die Lage dürfte sich erst im Frühjahr kommenden Jahres entspannen. Erst steht uns noch ein heißer Herbst bevor, denn Arbeitgeber und Gewerkschaften müssen ein neues Rahmentarifabkommen aushandeln und die Föderalregierung muss den Haushalt für das kommende Jahr schnüren und dabei mehrere Milliarden Euro einsparen. Das Blatt ist überzeugt: Den Unternehmen wird die Koalition angesichts der angespannten Wirtschaftslage kaum weitere Steuern zumuten. Für uns Steuerzahler heißt das nichts Gutes, wir könnten erneut zur Kasse gebeten werden. Das ist zwar schmerzhaft, aber besser als das Rückgrat unserer Wirtschaft zu zerstören. Das wäre nämlich die echte Katastrophe.
"Die Börse lacht, die Wirtschaft weint"
Die Wirtschaftszeitung L’Echo kann der Krise nur eine einzige gute Seite abgewinnen. Die Aktienmärkte bewegen sich derzeit deutlich im Plus. Die Brüsseler Börse liegt beim Zuwachs mit über 13 Prozent an der Weltspitze. Am meisten zugelegt haben die Bel-20-Notierungen vom Brauriesen AB InBev, die Versicherungsgruppe Ageas sowie die Finanzinstitute KBC und GBL. Das Blatt fasst zusammen: Die Börse lacht, die Wirtschaft weint.
Bahn streikt - Pendler im Zwangsurlaub
De Morgen befasst sich mit dem belgienweiten Bahnstreik, der heute Abend um 22 Uhr beginnt. Einen Tag lang steht der Zugverkehr in Belgien still. Hunderttausende Pendler und Reisende haben sich nach Alternativen umschauen müssen. Die Zeitungen nennen einige davon. Darunter Fahrgemeinschaften, Bus- und Straßenbahn, Taxi, Fahrrad, Arbeit von zuhause aus oder Zwangsurlaub.
Wie das Blatt weiter schreibt, ist der 24-stündige Arbeitsausstand auch in Gewerkschaftskreisen umstritten. Auf der Titelseite erklärt ein Zugbegleiter, der seit fast 40 Jahren bei der SNCB beschäftigt ist: "Ich bin gegen diesen Streik und würde morgen am liebsten arbeiten." Begründung des Mitarbeiters: Lieber weiter verhandeln und nicht die Reisenden bestrafen. Nach Angaben der Zeitung werden morgen 70 Prozent der Belegschaft nicht vor Ort mitstreiken und einfach zuhause bleiben. Offenbar haben die Gewerkschaftsbosse ihren Anhängern einen Maulkorb verpasst. Anonym berichtet ein SNCB-Mitarbeiter: "Die wenigen, die sich trauen, etwas zu sagen, stehen entweder kurz vor der Rente oder werden von höherer Stelle geschützt!" Und weiter: "Es reichen drei Hardliner, die das Stellwerk von Brüssel-Süd bestreiken, um den Zugverkehr belgienweit lahm zu legen."
Wo ist der Notfahrplan?
La Libre Belgique kommt auf die Hintergründe des Streiks zurück. Die Gewerkschaften bangen um das Statut der Eisenbahner und befürchten einen schlechteren Dienst am Kunden. Der zuständige Minister Paul Magnette erklärt in La Dernière Heure, dass die Befürchtungen unbegründet sind.
L’Avenir stellt sich trotzdem Fragen, ob der eingeschlagene Weg der Richtige ist. Magnette will die schwerfällige und mangelhafte Struktur der SNCB-Gruppe vereinfachen und auf zwei Unternehmenszweige mit Eisenbahngesellschaft und Schienennetzbetreiber zurückfahren. Die Gewerkschaften dagegen fordern ein Einheitsunternehmen wie vor der Reform 2005. Minister Magnette warnt vor den Folgen des Streiks, der die Reisenden und die belgische Wirtschaft hart treffen wird. Er bedauert, dass die Gewerkschaften den Verhandlungstisch verlassen haben. Auch die Zeitung geht mit den Arbeitnehmervertretern hart ins Gericht.
Die Gewerkschaften nehmen erneut zehntausende Familien im ganzen Land als Geisel. La Libre Belgique fordert dringend einen Notfahrplan an Streiktagen.
Golf-Boom
Het Laatste Nieuws berichtet über den Boom des Golfsports in Belgien. Die Clubs können sich kaum noch vor Anfragen retten. Grund ist der erfolgreiche Brüsseler Golfprofi Nicolas Colsaerts. Der hatte am Wochenende als erster Belgier den prestigeträchtigen Ryder Cup gewonnen.
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