"Die flämischen Beamten müssen für die Krise bezahlen", titelt Het Nieuwsblad. In Het Laatste Nieuws heißt es auf Seite eins: "Wir werden uns das nicht gefallen lassen." Die Gewerkschaften drohen bereits mit Protestaktionen.
Die Regierung von Ministerpräsident Kris Peeters will die Steuern nicht erhöhen, spart dafür aber bei den eigenen Ausgaben. Das hat der Regierungschef gestern in seiner Septembererklärung zu Beginn der neuen Sitzungsperiode im flämischen Parlament erklärt.
Flandern legt für das kommende Jahr einen ausgeglichenen Haushaltsentwurf vor. Als einzige Region im Land kommt sie ohne Neuverschuldung aus. Stolz fügt der Ministerpräsident hinzu: "Außer Flandern schafft es in Europa nur der Freistaat Bayern ohne neue Schulden." Dafür mussten Peeters und Co. 500 Millionen Euro einsparen. Geplante Vorhaben wie ein zusätzliches Kindergeld wurden verschoben. Auch andere Ausgaben hat die Koalition aus CD&V, N-VA und S.PA eingefroren.
Beamte zwischen Pest und Cholera
Gazet van Antwerpen findet: Flandern zeigt den richtigen Weg auf. Die Regierung trifft schwierige Entscheidungen, kürzt bei den Ausgaben, aber legt dafür einen ausgeglichenen Haushalt vor - und das noch vor den Gemeinderatswahlen. Es geht also auch anders, schreibt die Zeitung mit Blick auf die Föderalregierung. Und weiter: Man kann auch ohne neue Steuern auskommen.
Het Nieuwsblad dagegen hat den Eindruck, dass die Regierung keine echten Entscheidungen getroffen hat, sondern nur Mittel eingefroren oder Projekte auf das kommende Jahr verschoben hat. So kurz vor der Kommunalwahl wollte das Kabinett dann doch keine einschneidenden Maßnahmen treffen. Außer für die Beamten.
Wie Het Laatste Nieuws schreibt, haben die jetzt die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder werden Mitarbeiter nicht ersetzt, oder das Gehalt wird gekürzt. Das Ziel ist eine Ersparnis von 100 Millionen Euro oder ein Prozent.
De Standaard meint: Die Gewerkschaften müssen einsehen, dass das erträglich ist. In anderen Ländern wird den Beamten bis zu zehn Prozent ihres Lohns gekürzt.
De Morgen kann die Haltung der flämischen Christdemokraten nicht nachvollziehen. CD&V-Vorsitzender Wouter Beke will seine Partei nach der Wahl im Oktober inhaltlich neu aufstellen. Das jetzt anzukündigen, ist gefährlich. Denn: Die CD&V stand bereits mit einem Fuß über dem Abgrund.
Warnung vor Schlendrian
Le Soir titelt auf Seite eins: "Herman Van Rompuy schlägt Alarm." Der EU-Ratspräsident mahnt die Mitgliedsstaaten in einer Videobotschaft an, bei den Reformbestrebungen nicht nachzulassen. Er habe den Eindruck, einige Länder hätten die Dringlichkeit nicht mehr vor Augen. Aus Griechenland und Spanien hatte es am Wochenende Anzeichen für neue Schreckensmeldungen gegeben. Die Zeitung kann den Warnschrei Van Rompuys nachvollziehen. Seit einigen Wochen wird wieder palavert - zum Beispiel über den Nutzen einer europäischen Bankenaufsicht. Die im Sommer verbuchten Erfolge könnten schnell wieder Geschichte sein.
Das Gren-Echo warnt unterdessen vor einer zweiten Krise, die sich in Griechenland anbahnt. Keine finanzielle, sondern eine politische. Die Rechtsextremen ziehen Erfolg aus den persönlichen Tragödien der Bürger. Den europäischen Medien und der Politik scheint das egal zu sein. Allein die Finanzkrise wird angegangen. Was interessiert uns da ein wenig Extremismus in Griechenland? Dabei ist die Lage ernst: Die Politik verliert die Kontrolle über die Polizei, die Bürger verlieren den Glauben an die Demokratie, die sozial Schwachen verlieren die Hoffnung auf eine bessere Zukunft - und am Ende verliert Europa, so die Zeitung.
London, New York, Brüssel
De Standaard titelt: "Immer mehr Franzosen flüchten nach Brüssel ins Exil." Der Marktführer für Exklusiv-Wohnungen in der Hauptstadt verkauft mittlerweile täglich eine Luxus-Immobilie an vermögende Franzosen. Seit der französische Präsident François Hollande seine Reichensteuer angekündigt hat, kommt es zu einer regelrechten Auswanderungswelle. Nach offiziellen Angaben haben bereits im vergangenen Jahr 800 reiche Familien Frankreich verlassen. In diesem Jahr werden es viel mehr sein, ist das Blatt überzeugt. Die meisten zieht es nach London, New York und Brüssel.
"Die Luftqualität in Europa lässt zu wünschen übrig", schreibt L’Avenir auf Seite eins. Davon betroffen ist so gut wie jede Großstadt. Fast überall ist die Feinstaubbelastung zu hoch. Auch in Charleroi, Lüttich, Antwerpen und Brüssel werden die Grenzwerte regelmäßig überschritten. Als Hauptursachen nennt das Blatt die vielen Dieselfahrzeuge und Heizungen.
Autofahren im Flussbett
De Morgen berichtet über die Trockenlegung der Maas zwischen Dinant und Namur. Dort fließt in den kommenden Wochen kein Wasser mehr. Das Flussbett wird gesäubert und Dämme werden ausgebessert. Ungewünschter Nebeneffekt: schreckliche Funde. Erst am Wochenende haben die Arbeiter zwei Leichen entdeckt. Einer der Toten saß noch in seinem Auto. Angeschnallt, hinter dem Steuer.
Archivbild: Kurt Desplenter (belga)