Ein Bild von Radprofi Philippe Gilbert prangt heute auf allen Titelseiten der Inlandspresse. Der 30-Jährige ist Weltmeister im Straßenrennen geworden. Ansonsten befassen sich die Zeitungen vor allem mit den bevorstehenden Kommunalwahlen.
“Philippe Gilbert ist Weltmeister“, schreibt das GrenzEcho auf Seite eins. Auch auf den anderen Titelseiten feiert der Radprofi aus Remouchamps seinen Triumph. “Traumtitel nach Traumrennen“, meint Het Laatste Nieuws. La Libre Belgique spricht ebenfalls vom “perfekten Rennen“. De Standaard titelt: “Der König am Cauberg.“
La Dernière Heure kommt mit nur einem Wort auf ihrer Titelseite aus: “Großartig!“ Gazet van Antwerpen hält fest: “Gilbert versetzt ganz Belgien in Ekstase.“
Ein absolutes Dream-Team
Sieben Jahre nach Tom Boonen in Madrid ist im niederländischen Valkenborg erneut ein Belgier Weltmeister beim Straßenrennen geworden - insgesamt zum 26. Mal. La Dernière Heure findet Gilberts Sieg bemerkenswert. Besonders, weil sich der 30-Jährige seinen größten Kindertraum am Ende seiner bis dahin wohl schlechtesten Saison erfüllt hat. Der Start im Frühjahr war verkorkst, und in den Wochen danach ist er nicht richtig in die Gänge gekommen. Das macht einen Ausnahmeathleten eben aus, so das Blatt. Am Ende triumphiert er doch.
L’Avenir findet: Gilbert hat den Sieg mehr als verdient. Ein echter Belgier hat sich gestern durchgesetzt. Wallone, aber perfekt zweisprachig. Er hat es geschafft, eine ganze Mannschaft und ein ganzes Land hinter sich zu bringen. Lobende Worte gibt es in Gazet van Antwerpen auch für das belgische Team. Die Mannschaft von Tom Boonen und Co. nennt die Zeitung das “absolute DreamTeam“.
Brummi-Fahrer fordern mehr Kontrollen
De Morgen befürchtet heute ein Verkehrschaos auf den Autobahnen Richtung Brüssel. Grund ist ein Bummelstreik der LKW-Fahrer, die mit der Aktion gegen die zunehmende Billiglohnkonkurrenz aus Osteuropa protestieren wollen. Die Lastwagenfahrer wollen von fünf Städten aus in einer Schleichfahrt am späten Vormittag zum Brüsseler Expo-Gelände fahren. Schwer zu sagen ist, so die Zeitung, ob das nur zu längeren Staus oder zu Chaos auf den Straßen führen wird. Der Automobilverband Touring befürchtet Blockaden. Die LKW-Fahrer sind das Sozialdumping im Transportwesen leid. Immer mehr belgische Transportunternehmen heuern LKW-Fahrer aus Osteuropa an, vor allem aus Polen, Rumänien und Bulgarien, die bereit sind, für die Hälfte des Lohns zu arbeiten. Die Gewerkschaften fordern ein Ende der unlauteren Konkurrenz und mehr Kontrollen.
Harmloses Duell in Antwerpen
Het Laatste Nieuws kommt auf die erste Debatte mit den Spitzenkandidaten in Antwerpen zurück. 20 Tage vor der Kommunalwahl hat es zwischen Bürgermeister Patrick Janssens und Herausforderer Bart De Wever zwar harte Wortgefechte gegeben, aber wenig inhaltliche Differenzen.
Das sehen auch De Standaard und Gazet van Antwerpen so. Sobald es nicht um die föderale Ebene geht, sondern um die lokalen Angelegenheiten, gibt es keine großen Unterschiede zwischen den Parteien. “Die Kraft der Veränderung“, der Spruch, mit dem die Nationalisten in die Wahl gehen, trifft auf Antwerpen bezogen kaum zu. Ein zahmer De Wever attestierte Amtsinhaber Janssens zum Teil sogar, gute Arbeit gemacht zu haben. Die Person allerdings greift er an. Die N-VA würde am liebsten ohne Sozialisten in Antwerpen regieren. Der Sozialistische Bürgermeister Janssens will auf keinen Fall unter Führung der Nationalisten nach der Wahl ein Schöffenamt ausüben.
Auch Le Soir blickt auf die Wahl in Antwerpen und spricht von der entscheidenden Abstimmung. Sollte Bart De Wever das Rennen verlieren, wird das landesweit als Kehrtwende interpretiert werden. Als der Moment, in dem die N-VA an Grenzen stößt. Sollte De Wever hingegen die Wahl am 14. Oktober gewinnen und die N-VA in Flandern überall zulegen, könnte das für die flämischen Regierungsparteien verheerend sein. Auch die Französischsprachigen müssten sich dann große Sorgen machen.
Het Nieuwsblad fragt sich, ob die Gemeinderäte nach der Kommunalwahl bunter werden und ob es in Flandern mehr als die aktuellen 35 Bürgermeisterinnen geben wird. Im Moment sieht es nämlich so aus: Ein typischer Bürgermeister in Flandern ist rund 50 Jahre alt, hat einen flämischen Nachnamen und gehört den Christdemokraten an.
Jungpolitiker wird zum Lebensretter
La Libre Belgique befasst sich mit der Kommunalwahl in der Wallonie. Im Süden des Landes könnte es nach dem 14. Oktober zu vielen Bündnissen zwischen Sozialisten und Liberalen kommen. Nach Angaben der Zeitung haben PS und MR in vielen Kommunen bereits Vorabkommen geschlossen.
Het Nieuwsblad berichtet über einen jungen Kandidaten aus dem westflämischen Moorslede, der einer alten Dame das Leben gerettet hat. Der 26-Jährige war für seinen Wahlkampf von Tür zu Tür unterwegs. Die 80-Jährige öffnete mehrmals nicht. Auch das Mittagessen stand am Abend noch unberührt auf dem Tisch. Weil er das merkwürdig fand, schlug der Jungpolitiker eine Fensterscheibe ein und fand die Seniorin bewusstlos am Boden. Die 80-Jährige hatte einen Herzinfarkt erlitten und die Ärzte sind sich sicher: Sie hätte die Nacht nicht überlebt.
Bild: Dirk Waem (belga)