“Electrabel schlägt zurück“, titelt De Standaard auf Seite eins. Der Energieriese ist die ständigen Angriffe der Regierung satt. Firmenchefin Sophie Dutordoir sieht sich als Spielball der Politiker - inszeniert werde das ganze durch Wirtschafts- und Verbraucherminister Johan Vande Lanotte, erklärt Dutordoir in der Zeitung.
Auch auf der Titelseite von Le Soir kommt Electrabel heute zu Wort. Der größte Energieversorger des Landes hat den Eindruck, dass die Regierung sich über die Situation insgeheim sogar freut und Electrabel hinter den Kulissen ermuntert, die Preise nicht zu senken. Damit komme der Energieriese seinen Konkurrenten nämlich nicht in die Quere und es könne sich ein freier Wettbewerb entfalten.
Strompreise könnten niedriger sein
In dem Interview erklärt Dutordoir auch, dass auf die Frage, welches Problem Vande Lanotte eigentlich mit Electrabel habe, dieser der Firmenchefin geantwortet habe: Im Grunde überhaupt keins, aber Sie sind mir für die Wahlen nützlich.
Um die Strompreise zu senken, schlägt Electrabel in Le Soir und De Standaard folgendes vor: Statt die Atomabgabe von 250 Millionen Euro in die Staatskasse fließen zu lassen, würde der Energieriese das Geld lieber behalten und dafür die Preise senken. Als Gegenleistung für die Gewinne aus den abgeschriebenen Kernkraftwerken muss Electrabel eine sogenannte Atomabgabe an den Staat zahlen - der Konzern wehrt sich dagegen.
Le Soir findet: Beide Seiten verhalten sich kindisch. Natürlich könnte Electrabel die Preise senken - der französische Mutterkonzern GDF Suez müsste dann auf einen kleinen Teil seiner hohen Gewinne verzichten. Die Regierung sollte sich aber nicht ständig auf den größten Energieversorger einschießen, sondern für eine vernünftige Tarifregulierung sorgen.
Bügelverbot belustigt und beunruhigt
Het Laatste Nieuws kommt auf den gestern enthüllten Winter-Notfallplan von Stromnetzbetreiber Elia zurück. “Ganz Belgien lacht über das Bügelverbot“, so die Zeitung auf ihrer Titelseite. Politiker, Unternehmer und Verbraucher reagieren empört. Droht wegen der beiden zurzeit abgeschalteten Atomreaktoren ein Engpass, will Elia die Belgier zur Not per Verbot von energieintensiven Geräten dazu bringen, weniger Strom zu verbrauchen. Im äußersten Notfall drohen sogar Stromabschaltungen.
Das Blatt meint: Das geplante Bügelverbot ist nicht nur lächerlich, sondern auch beängstigend. Statt die Bevölkerung zu beruhigen, wurden jetzt die Ängste geschürt, dass das Licht im Winter tatsächlich ausgehen könnte. Das sieht auch L’Avenir so. Der Notfallplan von Stromnetzbetreiber Elia und Staatssekretär Melchior Wathelet ist nach hinten losgegangen. Die Bürger blicken nicht mehr durch und haben Angst vor den Wintermonaten.
Gazet van Antwerpen hält fest: Solche Zustände kennen wir sonst nur aus längst vergangenen Kriegszeiten und weit abgelegenen Gebieten in Russland oder Afrika. Das Blatt ruft Staatssekretär Wathelet dazu auf, für einen vernünftigen Notfallplan zu sorgen. Einen, der garantiert, dass wir mit Strom versorgt werden, und uns nicht verbietet, in den Abendstunden zu bügeln oder den Backofen zu benutzen.
Weltmarktblick belgischer Unternehmen
L'Echo berichtet über die Brüsseler Börse, an der immer weniger Unternehmen notiert sind. Allein in dieser Woche drohen mit der Übernahme von Telenet, IRIS und Devgen drei weitere belgische Unternehmen den Marktplatz zu verlassen. Das Wirtschaftsblatt fragt sich, wo die Gründe dafür liegen. Waren in den 1980er Jahren noch über 200 Titel in Brüssel notiert, sind es heute nur noch etwas mehr als die Hälfte.
Laut der Zeitung ist der Blick der belgischen Betriebe nicht international genug ausgerichtet. Dadurch wird unser Know-how häufig von Konkurrenten aus dem Ausland aufgekauft. Es geht aber auch andersherum: Der Brauriese AB-InBev, die Chemiegruppe Solvay und die Supermarktkette Delhaize beweisen, dass belgische Unternehmen, die international tätig sind, erfolgreich sein können.
Die schöne Farbe rot
Elio Di Rupo ist gestern Opfer eines Tortenwurfs geworden. Das vermelden fast alle Blätter. Der Premierminister war Gastredner bei der Eröffnung des akademischen Jahres an der Freien Universität Brüssel, als ein Student ihm ein Stück Kirschkuchen ins Gesicht werfen wollte. Di Rupo bemerkte den Angriff rechtzeitig, so dass die roten Kirschen statt in seinem Gesicht auf seinem weißen Hemd gelandet sind. Der Regierungschef hat es mit Humor genommen und lächelnd erklärt: “Rot ist eine sehr schöne Farbe.“
akn