Het Belang van Limburg bringt es ganz groß auf seiner Titelseite: Der neue Ford Mondeo wird ab Oktober nächsten Jahres in Genk gebaut. Mit dieser offiziellen Ankündigung der Generaldirektion wird die seit Wochen andauernde Unsicherheit unter der Belegschaft der limburgischen Niederlassung beendet. Das heißt nach Ansicht der Zeitung allerdings nicht, dass jetzt alle Probleme behoben sind. Tatsache ist nämlich, dass Ford in Europa zurzeit schwere Verluste einstecken muss und folglich zu Einsparungen gezwungen sein wird. Es bleibt also abzuwarten, in wie weit dieser Neustrukturierungsplan das Fordwerk in Genk betreffen wird. Es hat zumindest einen großen Vorteil: Die dortige Kurzarbeit wird größtenteils vom belgischen Staat finanziert.
Ford Genk darf aufatmen
Het Laatste Nieuws notiert zum gleichen Thema, mit der Ankündigung, dass das neue Modell des Mondeo im Herbst nächsten Jahres in Genk vom Band laufen wird, ist der erste Teil des sogenannten Zukunftvertrages für das limburgische Werk verwirklicht. Allerdings hängt die Zukunft der Fabrik letztendlich davon ab, wie die Kundschaft auf die neuen Modelle reagieren wird. Wenn diese nicht gekauft werden, dann gibt es keine Sicherheit mehr. Deshalb ist es auf jeden Fall wichtig, dass die Gewerkschaften in Genk für ein positives Sozialklima eintreten.
Defizite bei der Politik
La Libre Belgique stellt die Frage nach der Rolle der Politik bei gefährdeten Industrieunternehmen wie zum Beispiel Ford Genk und mehr noch ArcelorMittal im Lütticher Stahlbecken. Dazu heißt es unter anderem, die Politik hat hier auf jeden Fall eine gewisse Verantwortung zu tragen. Ein Wirtschaftsminister muss Krisen voraussehen können und Lösungen vorschlagen, bevor es zu spät ist. Insbesondere bei ArcelorMittal in Lüttich hatte man die Gefahr ankommen sehen, nur die Politik ließ sich wieder einmal überraschen. Jetzt wird zwar ein Sozialschlichter eingesetzt, doch ist es fraglich, ob der die 138 Millionen, die die Arcelor-Direktion aus ihren Investitionen für Lüttich gestrichen hat, noch retten kann.
Industriebetriebe wichtig für die Wirtschaft
Vor dem gleichen Hintergrund hebt Le Soir die Bedeutung der Industrieunternehmen für die Wirtschaft eines Landes hervor. Das Beispiel Deutschland zeigt, dass eine Wirtschaft, deren Industrie stark und konkurrenzfähig ist, viel besser mit der Krise fertig wird. Dies gilt mehr denn je auch für Belgien. Unser Inlandsmarkt ist relativ klein, sodass unser Wohlstand sehr eng mit der Exportkapazität verbunden ist. Dienstleistungen kann man jedoch nicht exportieren, Industriegüter hingegen sehr wohl. Deswegen ist es so wichtig, dass die belgische Wirtschaft auch in Zukunft über gesunde Industriebetriebe verfügt.
L’Echo befasst sich vor diesem Hintergrund mit den Kündigungskosten zu Lasten der Unternehmen. Diesbezüglich beruft sich die Zeitung auf eine Untersuchung, der zufolge belgische Angestellte über einen Kündigungsschutz verfügen, der weit besser ist als bei unseren unmittelbaren Nachbarn. Lediglich in Italien ist die Kündigung eines Angestellten für den Arbeitgeber noch teurer als bei uns. Im krassen Gegensatz dazu steht der relativ geringe Kündigungsschutz der belgischen Arbeiter. Gerade deshalb ist es auch so schwer, ein Einheitsstatut für Arbeiter und Angestellte in Belgien zu entwerfen. Die Regierung arbeitet zwar an einem Kompromiss, doch ist man von einer Einigung noch weit entfernt.
Wir sitzen alle im gleichen Boot
Gazet van Antwerpen hofft, dass sich Arbeitgeber und Gewerkschaften bei den anstehenden Lohnverhandlungen ein Stück näher kommen, beziehungsweise etwas mehr als bisher an einem Strang ziehen. Letztlich haben doch beide Seiten das gleiche Ziel, nämlich mehr Wohlstand. Wenn es den Betrieben gut geht, dann ist das auch gut für ihre Beschäftigten. Andererseits brauchen Unternehmen motivierte und zufriedene Arbeitnehmer. Dies sollte eine Art Leitmotiv bei den künftigen Lohnverhandlungen sein, so urteilt die Zeitung.
Muslime müssen ihre Unruhestifter verurteilen
Verschiedene flämische Zeitungen kommen zurück auf die jüngsten Unruhen der muslimischen Bevölkerung in Antwerpen. Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen befürchten neue Demonstrationen und heben das vom Bürgermeister der Scheldestadt verfügte Versammlungsverbot hervor. Kommentierend heißt es dazu in De Morgen: Die muslimische Minderheit in Belgien reagiert peinlich verkrampft auf die Unruhestifter in ihren Reihen. Jene, die die Gewalt verurteilen, werden öffentlich bedroht, als wäre das die normalste Sache der Welt. Es wird höchste Zeit, dass die gemäßigten Muslime, die sich dem westeuropäischen Kontext angepasst haben, in diese Diskussion eingreifen und für deutliche Trennungslinien sorgen.
Archivbild: Michel Krakowski (belga)