"2.000 Jobs im Lütticher Stahlbecken auf der Kippe", titelt Le Soir auf Seite eins. La Libre Belgique schreibt: "ArcelorMittal droht mit dem Ende der Stahlproduktion in Lüttich". Weil die Verhandlungen mit den Gewerkschaften über den Sozialplan für die Schließung von zwei Hochöfen gescheitert sind, will der indische Konzern seinen Investitionsplan für die Maas-Stadt zurückziehen. 138 Millionen Euro waren für neue Kaltwalzwerke vorgesehen.
Stahlharte Realität
Wie L‘Avenir berichtet, sind die Gewerkschaften wütend und sprechen von Erpressung.
La Dernière Heure ist überzeugt: In Wirklichkeit hat der Stahlkonzern das von langer Hand geplant. Die gescheiterten Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern sind nur ein Vorwand. Das Lütticher Becken ist schon längst nicht mehr das Herzstück der weltweiten Stahlproduktion.
Auch La Libre Belgique meint: Der indische Konzern ist die ständigen Konflikte mit den Gewerkschaften Leid - vor allem mit der kompromisslosen sozialistischen FGTB. Da der Standort längst nicht mehr so bedeutend ist wie früher, wird ArcelorMittal nicht davor zurückschrecken, das Lütticher Becken fallen zu lassen. Das ist für uns zwar schwer zu akzeptieren, aber so sieht die Realität leider aus.
Hidden Agenda
Das Wirtschaftsblatt L‘Echo glaubt ebenfalls, dass das verborgene Motiv des indischen Konzerns die Stilllegung der Stahlproduktion in Lüttich ist. Die Drohung von ArcelorMittal macht jedenfalls klar, wie wehrlos unsere Regionalregierungen gegen die Entscheidungen der Weltkonzerne sind. Die großen Gebaren des Kris Peeters haben die Schließung von Opel Antwerpen nicht verhindert. Auch der wallonische Wirtschaftsminister Jean-Claude Marcourt hat wenig Handhabe, gibt L‘Echo zu bedenken.
Ford Genk: Detroit entscheidet
De Standaard warnt auf Seite eins: Die belgische Industrie schmilzt davon. Die Kaltstahlproduktion mit ihren 2.000 Arbeitsplätzen in Lüttich ist in Gefahr, und auch um das Ford-Werk in Genk mit über 4.000 Beschäftigten müssen wir uns Sorgen machen.
Het Belang van Limburg hält fest: Beim Autobauer Ford im limburgischen Genk hält man heute den Atem an. Die Konzernleitung im amerikanischen Detroit entscheidet heute, wann die Produktion des neuen Mondeo startet. Das Fahrzeug soll in Belgien gebaut werden. Die Gewerkschaften erwarten nicht nur ein konkretes Datum, sondern auch neue Hoffnung für ihre Fabrik. Wegen gesunkener Absatzzahlen arbeitet Ford an einer Restrukturierung seiner Aktivitäten in Europa. Es ist die Rede von der Schließung eines der sieben europäischen Ford-Werke.
Belgien droht der Verkehrsinfarkt
Wie Het Laatste Nieuws und das Grenz-Echo auf Seite eins melden, droht Belgien der Verkehrskollaps. Nach Berechnungen des Föderalen Planbüros wird der Auto- und Lastwagenverkehr in den kommenden Jahren drastisch zunehmen. Die Folge: 2030 droht der Verkehrsinfarkt. Die Wege zu und zwischen den Ballungszentren drohen dauerhaft verstopft zu sein. Um eine Strecke von 50 Kilometern mit dem Auto zurückzulegen, werden sage und schreibe zwei Stunden nötig sein. Neben der Förderung von öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrradgebrauch, schlägt das föderale Ministerium eine Kilometergebühr vor.
Autofahren muss noch teurer werden, damit wir unser Verhalten ändern, findet Het Laatste Nieuws. Doch politisch gesehen gibt es heute für die PKW-Kilometerabgabe kaum Befürworter. Het Nieuwsblad meint: Wenn viele von uns - wie eine aktuelle Studie zeigt - das Fahrzeug sogar benutzen, um Strecken unter 500 Meter zurückzulegen, dann zeigt das eindeutig: Wir sind von unserem Auto abhängig. Und die Zeitung schreibt weiter: An erster Stelle muss sich etwas in unseren Köpfen ändern.
Gehört die Stadt jedem?
De Morgen befasst sich mit dem Wahlkampf in Antwerpen, der nach dem Aufruhr am Wochenende an Fahrt aufgenommen hat. Infolge der Randale junger Islamisten hatte Bürgermeisterkandidat Bart De Wever den Leitspruch der flämischen Metropole kritisiert. Antwerpen wirbt seit Jahren mit dem Spruch " Die Stadt gehört jedem". Sollte er gewählt werden, will De Wever das Motto abschaffen. Die Stadt gehöre nur denjenigen, die sich an die Regeln halten. Damit zielt der Nationalistenführer auf die Stimmen des rechtsextremen Vlaams Belgang ab. Doch der Schuss könnte nach hinten losgehen, warnt das Blatt.
De Wever könnte bald zwischen zwei Stühlen sitzen: Für Ausländer und progressive Kräfte geht er zu weit, für Vlaams Belang-Anhänger ist er dagegen eine scheinheilige Kopie der rechtsextremen Partei.
Lütticher Oper in neuem Glanz
L‘Avenir blickt auf die Neueröffnung der Lütticher Oper am Mittwoch. Nach zweieinhalb Jahren Umbau- und Sanierungsarbeiten erstrahlt der Musiktempel in der Innenstadt in neuem Glanz. Für über 30 Millionen Euro wurde das 1860 erbaute Opernhaus vergrößert und auf den neuesten Stand gebracht.
Zur Eröffnung werden unter anderem Kronprinz Philippe und Prinzessin Mathilde erwartet. Gezeigt wird Stradella, eine Oper von César Franck, die noch nie aufgeführt wurde. Die Regie führt Jaco Van Dormael. Auch für den bekannten belgischen Filmemacher eine Opernpremiere.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)