Die Ausschreitungen radikaler Islamisten in einem Vorort von Antwerpen sind heute das beherrschende Thema auf den Titelseiten der Inlandspresse. Die Zeitungen beschäftigen sich außerdem mit dem heute beginnenden Studienjahr an Unis und Hochschulen, feiern einen Weltmeistertitel, schauen auf den autofreien Sonntag zurück und vermelden, dass in der kleinsten Gemeinde des Landes bei den Kommunalwahlen nicht gewählt werden muss.
“Randale in Antwerpen“, titelt De Morgen. “Polizei nimmt 230 junge Moslems fest“, schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Im Vorort Borgerhout ist es am Samstag zu Ausschreitungen gekommen. Aufgerufen zu der nicht genehmigten Kundgebung gegen das Schmäh-Video aus den USA hatte die radikal-islamische Organisation Sharia4Belgium. Mit ihrem beherzten Eingriff hat die Polizei Schlimmeres verhindert. Trotzdem flogen Fäuste und wurde eine amerikanische Flagge verbrannt. Die Einwohner von Borgerhout stehen unter Schock, so die Zeitung.
Wie Le Soir auf seiner Titelseite berichtet, verurteilt der Exekutivrat der belgischen Muslime den gewalttätigen Protest einer kleinen Gruppe aufs Schärfste.
Prophet als Alibi
Het Belang van Limburg findet: Die Demonstranten missbrauchen den Prophet als Alibi. Niemand in Borgerhout, niemand in Belgien hat etwas mit dem Anti-Islam-Film aus den USA zu tun. Das Video wird als Vorwand benutzt, um Amerika und die westliche Welt zu kritisieren. Die aufgebrachten Extremisten sollten aber bedenken, dass sie bei uns leben und aus freien Stücken zu uns gekommen sind. Deswegen müssen sie unser Gesellschaftsmodell akzeptieren und lernen, Kritik zuzulassen - auch am eigenen Propheten. Jesus und die katholische Kirche werden in Belgien ständig kritisiert, ohne dass es zu Gewalt oder Zensur kommt.
Auch Het Laatste Nieuws verurteilt die Randale in Antwerpen und fragt: Woher kommt der Fanatismus hierzulande? Wer beeinflusst die jungen Moslems? Sind es ihre Eltern, Imame oder irgendwelche Extremisten? Het Nieuwsblad meint: Der Aufstand ist sinnlos und völlig aus der Luft gegriffen. Er hat so viel mit dem Glauben gemein, wie Hooligans mit Fußball - nämlich überhaupt nichts. La Libre Belgique kommt auf den Papstbesuch in der Krisenregion im Libanon zurück und zitiert das Kirchenoberhaupt auf Seite eins mit den Worten: “Moslems und Christen können zusammenleben“.
Ein Tag ohne den König
De Morgen greift den gestrigen autofreien Sonntag in Brüssel und 20 anderen belgischen Städten auf und titelt: “Einen Tag lang geht es ohne König Auto“. Doch eine aktuelle Studie zeigt: Jeder Dritte im Land benutzt seinen Wagen auch für Fahrten unter 500 Metern. Schuld ist nach Ansicht der Zeitung die belgische Steuerpolitik. In kaum einem anderen Land gibt es so viele Firmenwagen wie bei uns. Der Grund: Statt einer Gehaltserhöhung, die den Arbeitgeber eine Stange Geld kostet, erhalten viele Beschäftigte einen steuerlich günstigen Dienstwagen. Unbegreiflich, dass die Regierung nicht massiv die Benutzung von Hybrid- und Elektrofahrzeugen fördert.
L’Avenir beschäftigt sich mit dem heutigen Start an den Hochschulen und Universitäten des Landes. Die Zeitung schreibt: Die Sommerpause ist zu Ende, jetzt kehren die Studierenden in die Hörsäle zurück. Das Blatt bemerkt, dass alle belgischen Unis in der Top-500 des Shangal-Rankings landen, das 9.000 Universitäten weltweit erfasst. An der Spitze, auf Platz 89, steht die Uni Gent, gefolgt von Löwen, Neu-Löwen, Brüssel, Lüttich und Antwerpen.
Attraktive belgische Unis
Laut De Standaard studieren an den flämischen Hochschulen so viele Niederländer wie noch nie zuvor. Es sind fast 6.000 - dreimal so viel wie noch vor zehn Jahren. Den Grund sieht die Zeitung in den Kosten. In Flandern betragen die Studiengebühren rund 600 Euro. In den Niederlanden sind es fast 1.800 Euro. In der Wallonie und Brüssel studieren unterdessen immer mehr Franzosen. Im Studiengang Medizin gilt deshalb seit diesem Jahr eine Höchstgrenze von 30 Prozent.
Het Nieuwsblad berichtet über die Goldmedaille für das Radsport-Team von Tom Boonen beim erstmals ausgetragenen Zeitfahren für "Firmenmannschaften" im niederländischen Valkenburg. Das belgische Omega Pharma-Quick Step-Team kam als erstes ins Ziel. Teammanager Patrick Lefevere erklärt in der Zeitung: “Gestern war der schönste Tag meines Lebens“. Als zweite Mannschaft über die Ziellinie fuhr BMC Racing mit dem Belgier Philippe Gilbert. Ein Teamzeitfahren hatte es zuletzt bei der WM 1994 in Italien gegeben, damals allerdings für Nationalmannschaften.
Neuer Bürgermeister steht schon fest
Het Belang van Limburg blickt auf Herstappe, mit 89 Einwohnern die kleinste Gemeinde des Landes. Dort wird am 14. Oktober nicht gewählt. Der Grund: Es gibt nur eine einzige Liste für die Kommunalwahl - zu wenig, um die Bürger zum Urnengang zu bitten. Der alte Bürgermeister wird damit automatisch auch der neue. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass im limburgischen Herstappe nicht gewählt wird. Bereits zwischen 1958 und 1994 brauchten die Bürger aus demselben Grund nicht in die Wahllokale zu gehen.
Bild: VRT