"Purer Wahnsinn", schreibt Het Laatste Nieuws. Le Soir titelt auf Seite eins: "Die Provokation von Marc Dutroux". Und Het Belang van Limburg meint: "Belgiens Staatsfeind Nummer eins will aus der Haft entlassen werden". Bereits am Donnerstag hat Kindermörder Dutroux einen Antrag auf elektronische Fußfessel gestellt. Damit will er seine vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis vorbereiten.
In Het Nieuwsblad erklärt Ronny Baudewijn, Dutroux‘ Anwalt: "Ich wusste nichts von dem Antrag". Gefängnisleitung und Justizbehörden haben sofort klargestellt: Die Chance, dass der Kindermörder tatsächlich freikommt, ist sehr gering beziehungsweise gar nicht vorhanden.
"Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen"
Dutroux war 2004 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Unter anderem wegen der Entführung von sechs Kindern, fünffachen Mordes, Vergewaltigung, Folter und Drogenhandels. Außerdem gilt eine zehnjährige Sicherungsverwahrung.
Gut zwei Wochen nach der frühzeitigen Haftentlassung von Dutroux‘ Ex-Frau und Komplizin Michelle Martin geht jetzt eine zweite Schockwelle durchs Land. Die Opferfamilien sprechen von einem Riesenskandal. In Gazet van Antwerpen erklärt Jan Lambrecks, der Vater der getöteten Eefje: "Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, als ich davon erfahren habe". Die Zeitung bemerkt: Der Psychopath Marc Dutroux hat es wieder einmal geschafft. Der 55-Jährige provoziert und schockiert.
La Dernière Heure stellt sich die Frage: Auch wenn es überhaupt keine Aussicht auf Erfolg gibt: Was wäre, wenn Dutroux tatsächlich mit einer Fußfessel freikommen würde? Wo würde er dann unterkommen? Auch in einem Kloster? Wohl kaum. Denn die christliche Barmherzigkeit hat Grenzen. Sein ganzes Leben lang hat sich Dutroux über die anderen lustig gemacht: über die Ermittler, die Richter und seine Opfer. Jetzt macht er weiter.
Mittelfinger für die Gesellschaft
Das sieht auch Het Laatste Nieuws so. Dutroux muss immer wieder einen draufsetzen. Mit seinem Antrag schlägt er den Opferfamilien mitten ins Gesicht. Außerdem streckt er den Mittelfinger Richtung Gesellschaft, durch die er sich noch immer zu Unrecht verurteilt fühlt. Die Todesstrafe haben wir glücklicherweise abgeschafft. Doch Marc Dutroux sollte nichts mehr von der Gesellschaft erwarten.
Auch Het Nieuwsblad ist überzeugt: Der Psychopath Dutroux bleibt eine Gefahr. Damit hat er keine Zukunft unter uns und muss weiterhin eingesperrt bleiben. Für den Rest seines Lebens hinter Gittern.
N-VA in Flandern weiter vorn
De Standaard veröffentlicht heute sein traditionelles Politbarometer. Wenn am Sonntag Parlamentswahlen wären, würde die N-VA von Bart De Wever 36 Prozent der Stimmen erhalten. Das sind acht Prozent mehr, als bei den letzten Föderalwahlen 2010. Damit sind die Nationalisten in der Umfrage doppelt so stark wie die flämischen Christdemokraten. Die flämischen Liberalen rutschen dagegen auf ihren niedrigsten Stand seit Jahrzehnten und kommen nur noch auf gut zehn Prozent. Die Zeitung bemerkt: Die Stärke der N-VA fußt nicht nur auf der aktuellen Schwäche des belgischen Modells. De Wever hat es geschafft, frustrierte Wähler hinter sich zu scharen, die mehr Eigenständigkeit für Flandern wollen und weniger Transferzahlungen an den Süden des Landes.
Het Laatste Nieuws hat einen Monat vor der Kommunalwahl die Wähler in Antwerpen befragt. Dort liegt Bürgermeisterkandidat Bart De Wever mit 36 Prozent der Wahlabsichten zwar immer noch vorn, verliert aber gut sieben Prozent im Vergleich zur letzten Umfrage. Die sogenannte Stadtliste von Bürgermeister Patrick Janssens folgt mit 26 Prozent auf Nummer zwei. Das Blatt schlussfolgert: So wie es aussieht, führt kein Weg an Bart De Wever vorbei. Eine Koalition ohne die N-VA ist der Zeitung zufolge im Moment undenkbar.
Unverständnis und Gewalt
L'Echo kann nicht nachvollziehen, warum die Regierung Di Rupo den Haushalt 2013 erst nach den Gemeinderatswahlen schnüren will. Eigentlich muss Belgien, wie die anderen EU-Staaten, den Entwurf für das kommende Jahr bereits zum 15. Oktober bei der EU-Kommission hinterlegen. Weil erst am 14. gewählt wird, ist das praktisch unmöglich. Mit welchem Argument Di Rupo Wirtschaftskommissar Rehn davon abhalten will, Belgien eine Strafe zu verhängen, ist dem Blatt schleierhaft. Auch Het Belang van Limburg spricht von einem sträflichen Versäumnis.
"Die Welle der Gewalt schwappt über die ganze arabische Welt", titelt La Libre Belgique. Bei den Protesten gegen das Anti-Islam-Video aus den USA sind am Freitag mindestens acht Menschen ums Leben gekommen.
Het Nieuwsblad hat kein Verständnis für die aufgebrachten Demonstranten. Gegen wen richtet sich der Protest eigentlich? Gegen die USA? Die Regierung Obama hat den Film nicht produziert, sondern nur zu Recht verurteilt. Was sie nicht tut, ist, den Macher festnehmen. Dafür besteht gar keine Grundlage, weder in den USA, noch in den anderen westlichen Ländern. Die freie Meinungsäußerung ist in unseren Verfassungen verankert. Natürlich sind Kritik und Beleidigungen schwer zu ertragen. Aber das ist noch lange kein Grund für die gewaltsamen Reaktionen.
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