Sorgen um die Sicherheit der belgischen Atomkraftwerke sowie die Zukunft des Ford-Werks in Genk beschäftigen heute die belgischen Zeitungen. Die auch vor einer Gewaltwelle der Islamisten in Europa warnen und von der neuen Euphorie rund um die belgische Fußballnationalmannschaft berichten.
“Der Reaktor 2 in Thiange leidet an derselben Krankheit, wie der Atommeiler Doel 3“, das schreibt heute die Zeitung Le Soir. Experten haben auch in der Stahlwand der Reaktorhülle in Thiange feine Risse festgestellt. Beide Meiler bleiben dadurch noch bis mindestens Ende des Jahres abgeschaltet.
L’Avenir glaubt sogar: Möglicherweise werden die Reaktoren nie wieder ans Netz gehen. Wegen eines Materialfehlers des niederländischen Herstellers sollen die Risse schon seit dem Bau der Anlagen in den 1970er Jahren bestehen. Sie konnten aber erst jetzt durch moderne Überprüfungsgeräte festgestellt werden. Die Atomaufsichtsbehörde muss nun klären, ob und wie sich das Problem mit den Rissen beheben lässt. Eine Gefahr besteht nach Ansicht der Zeitung nicht, da die Reaktoren heruntergefahren worden sind.
Allerdings, so notiert das Blatt, stellt sich die Frage nach der Versorgungssicherheit. Wird es an kalten Wintertagen zu Strompannen kommen? Der zuständige Staatssekretär Melchior Wathelet weist die Bedenken kategorisch zurück.
Aus für Ford-Werk in Genk?
Het Belang van Limburg befasst sich mit den Sorgen um das Ford-Werk in Genk. Das amerikanische Wall Street Journal hatte kürzlich berichtet, die belgische Fabrik stehe vor der Schließung. Die Gewerkschaften von Ford Genk haben sich gestern in Köln mit dem Europachef des Konzerns getroffen. Wie die Zeitung schreibt, sind sie verunsichert nach Hause gefahren. Zwar soll der neue Mondeo in Genk gebaut werden, aber der Produktionsstart wurde um ein halbes Jahr auf Herbst 2013 verschoben. Weitere Garantien haben die Arbeitnehmervertreter nicht erhalten. Und das, obwohl die Ford-Leitung vor zwei Jahren zugesichert hatte, in Genk massiv zu investieren. Doch im vergangenen Jahr hat Ford eine Milliarde Dollar Verlust gemacht. Auch in diesem Jahr steuert der Konzern auf ein ähnlich großes Minus zu.
De Standaard meint: Jetzt steht alles zur Disposition. Jeder Ford-Standort in Europa muss sich große Sorgen machen - auch das moderne Werk im limburgischen Genk. L'Echo fügt hinzu: Eine Schließung hätte dramatische Folgen und wäre schlimmer, als das Aus von Opel in Antwerpen. Bei Ford in Genk arbeiten 4.400 Menschen.
Mit dem Cabrio durch die Waschanlage
Das Wirtschaftsblatt berichtet ebenfalls über die neusten Konjunkturprognosen. So muss die Föderalregierung im kommenden Jahr 4,6 Milliarden Euro einsparen, um die Haushaltsziele zu erreichen. Das Planbüro im Wirtschaftsministerium geht für dieses Jahr von einem Rückgang der Wirtschaft um 0,1 Prozent aus und für 2013 von einem leichten Plus von 0,7 Prozent.
La Libre Belgique titelt: “Heute in einem Monat wird gewählt“. Den Kandidaten für die Kommunalwahl bleiben vier Wochen, um die Wähler von sich zu überzeugen. Wie La Dernière Heure notiert, gehen einige dabei ungewöhnliche Wege. Sie sind zu fast allem bereit, um auf sich aufmerksam zu machen, veröffentlichen lustige Video-Clips im Internet, oder stellen sich in der Öffentlichkeit bloß. Wie ein Politiker aus Lüttich, der in seinem offenen Cabrio durch eine Waschstraße fährt.
Angst vor Islamisten
De Morgen berichtet über die gewaltsamen Demonstrationen in der arabischen Welt nach dem amerikanischen Anti-Islam-Film. Erst das Attentat auf das US-Konsulat im lybischen Bengasi, dann Tote bei Protesten vor der US-Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Het Laatste Nieuws befürchtet, dass die Protestwelle nach Europa überschwappt. Extremistische Muslime haben für heute Kundgebungen in Amsterdam angekündigt. Morgen wollen Islamisten die amerikanische Botschaft in Paris stürmen.
“Husten und Schnupfen sind zurück“, titelt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Die Warteräume bei den Hausärzten sind derzeit überfüllt. “Wir stehen erst am Anfang“, wird ein Doktor zitiert. Eine regelrechte Erkältungswelle rollt auf das Land zu. Von einer Epidemie könne aber noch nicht die Rede sein. Jedes Jahr zu Schulbeginn steigt die Anzahl Erkrankungen.
Pillen gegen Krebs
Het Nieuwsblad macht mit einem Hoffnungsschimmer für alle Krebspatienten auf. Binnen zehn Jahren wird man die Krankheit mit Pillen bekämpfen können - ohne einschneidende Chemotherapie mit ihren vielen Nebenwirkungen. Nach Ansicht eines Wissenschaftlers der Uni-Klinik Löwen zeigt die molekulare Therapie erste Erfolge. Dabei handelt es sich um eine gezielte tumorspezifische Behandlung mit Tabletten.
Het Laatste Nieuws schließlich wirft einen Blick auf die neu entfachte Fußballeuphorie in Belgien. Die Roten Teufel waren noch nie so beliebt wie jetzt. Innerhalb von nur fünf Tagen waren alle Karten für das nächste Heimspiel gegen Schottland vergriffen. Auch der Jahresvorrat an Fan-Trikots ist so gut wie aufgebraucht. Und: Nach nur zwei Qualifikationsspielen sollen einige schon damit begonnen haben, Geld beiseite zu legen für eine Reise zur Fußball-WM in Brasilien.
Archivbild: Bruno Fahy (belga)