Gut gespielt, aber nicht gewonnen
Zunächst jedoch der Fußball. Das Fazit der meisten Zeitungen lautet: Die Belgier haben gut gespielt, aber leider nicht gewonnen. Dazu einige Kommentare.
Kein Traumstart, so titelt De Standaard. Het Nieuwsblad schreibt "Die Belgier hatten mehr gewollt". Ähnlich klingt es in L’Avenir mit der Schlagzeile "Das schmeckt nach zu wenig" und La Derniere Heure spricht von einem enormen Frust bei den Roten Teufeln, die gegen einen schweren Gegner überlegen gespielt haben und den Sieg verdient hätten. Dieser Meinung ist auch Le Soir, stellt jedoch ernüchtert fest, die Teilnahme an der Fußball-WM in Brasilien ist noch weit entfernt.
Kommt eine Vermögenssteuer?
Verschiedene Zeitungen behandeln die belgische Steuerpolitik vor dem Hintergrund des jüngsten Einbürgerungsantrages des französischen Großindustriellen Bernard Arnault. Sein wesentlicher Beweggrund, Belgier zu werden, ist nach allgemeiner Ansicht darin zu sehen, dass Superreiche in Belgien relativ wenig Steuern zahlen. Vor diesem Hintergrund berichtet La Libre Belgique über einen erneuten Vorstoß der frankophonen Sozialisten, hierzulande eine Steuer auf Vermögen von mehr als 1,25 Millionen Euro einzuführen.
Kommentierend heißt es dazu: "Das belgische Steuersystem ist nicht gerecht. Die Einkünfte aus der Arbeit werden zu hoch besteuert, während Kapitaleinkünfte von der Steuer weitgehend verschont bleiben. Die Folge ist, dass vor allen Dingen die mittleren Einkommen vom Finanzamt geschröpft werden, sodass Ihnen schließlich das Geld fehlt, das den Konsum und damit die Wirtschaft ankurbeln würde. Bei der sozialistischen Idee, das Vermögen zu besteuern, muss man jedoch vorsichtig sein. Vor allen Dingen darf man nicht vergessen, dass in vielen Fällen das Vermögen die Früchte einer Arbeit darstellt, die nicht selten schon hoch besteuert wurde.
Steuerparadies für Reiche
La Dernière Heure stellt fest, dass viele große Gesellschaften in Belgien weniger Steuern zahlen als eine Putzfrau. So haben die Firmen des Reichsten aller Belgier, Albert Frère, im vergangenen Jahr durch Steuertricks genau 152 Euro an Steuern gezahlt. 50 Unternehmen, die hierzulande einen Gewinn von fast 27 Milliarden Euro erwirtschaften, zahlen gerade mal ein Prozent Steuer. Und Betriebe wie Belgacom, Solvay, Umicore oder Arcelor Mittal haben letztes Jahr nicht einen einzigen Cent an das Finanzamt abgeführt. Daher die Schlussfolgerung der Zeitung: Belgien ist ein Steuerparadies für Reiche und eine Steuerhölle für Arbeitnehmer.
Der Sünder von Laeken
Het Nieuwsblad befasst sich eingehend mit einem heute erscheinenden Buch über Prinz Laurent unter dem Titel "Laurent, der Sünder von Laeken". Der Autor des Buches, Mario Danneels, hatte in einem vorigen Buch bereits die Existenz einer unehelichen Tochter König Alberts in die Öffentlichkeit gebracht.
Dieses Mal nimmt er also Prinz Laurent unter die Lupe, der angeblich paranoid ist. So glaubt er zum Beispiel, dass sein Vater ihn permanent abhört. Mit seinem Bruder, Kronprinz Philippe, hat er ein gestörtes, oder eigentlich gar kein Verhältnis. Und seine Mutter, Königin Paola, soll in den neunziger Jahren versucht haben, ihn wieder näher an die Familie heranzubringen, indem sie im Keller des königlichen Palastes eine Wohnung für ihn einrichten lassen wollte. Der Versuch wurde jedoch, nachdem bereits zwei Millionen belgische Franken in das Projekt investiert waren, wieder fallen gelassen.
Albert II darf nicht abtreten
Auch Le Soir greift heute die königliche Familie auf, und zwar vor dem Hintergrund der für heute Abend im RTBF-Fernsehen programmierten Sendung über einen möglichen Rücktritt von König Albert II. Darin erfahren wir, dass der König daran gedacht hat, im nächsten Jahr abzutreten, beziehungsweise den Thron für Kronprinz Philippe freizumachen.
Die Mehrheit der führenden Politiker möchte dies jedoch verhindern, und zwar aus einem ganz besonderen Grund: In 2014 sind nämlich Parlamentswahlen und sollte die N-VA diese, wie nicht auszuschließen ist, in Flandern haushoch gewinnen, dann könnte Belgien nicht nur vor einer schwierigen Regierungsbildung, sondern vor einer Existenzkrise stehen, bei der das Geschick und die Erfahrung von Albert II besonders wichtig sein könnten. Dagegen bezweifeln die meisten, das der ihrer Ansicht nach zu unerfahrene Prinz Philippe einer solchen Situation gewachsen wäre.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)