"Der Benzinpreis steuert auf zwei Euro zu", titeln gleichlautend Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad. Ab heute gelten an den belgischen Zapfsäulen neue Rekordpreise für Kraftstoff. Der Höchstpreis für einen Liter Benzin ist auf über 1,80 Euro angestiegen. Und wie die Zeitungen schreiben, sollten wir uns lieber an die hohen Preise gewöhnen. Wegen der Spekulationen auf dem Ölmarkt und der Spannungen im Nahen Osten werden wir auch weiterhin tief in die Tasche greifen müssen. Sollte die Konjunktur weltweit wieder anziehen, steigt auch die Nachfrage nach Rohöl. Der Preis für einen Liter Benzin könnte dann tatsächlich die Zwei-Euro-Marke übersteigen, geben Experten zu bedenken.
Bernard Arnault - Steuerflüchtling?
Fast alle Zeitungen kommen auf den Wunsch des reichsten Franzosen zurück: Bernard Arnault, der Mann an der Spitze des Markenimperiums Louis Vuitton und Dior, dessen Vermögen auf über 30 Milliarden Euro geschätzt wird, möchte Belgier werden. "Warum?", fragt sich das Wirtschaftsblatt L‘Echo. Bislang sind nur zwei Fakten sicher: Arnault hat einen Antrag auf belgische Staatsbürgerschaft eingereicht, und er wohnt seit einigen Monaten im Brüsseler Nobelviertel Uccle. Der Rest ist reine Spekulation. Die Zeitung führt sechs mögliche Gründe an, zwei davon bewertet sie als sehr wahrscheinlich. Zum einen könnte sich der Geschäftsmann vor dem französischen Fiskus retten wollen und so der neuen Reichensteuer von Präsident Hollande entkommen.
Möglicherweise ist Belgien für ihn aber auch ein Sprungbrett auf dem Weg ins Steuerparadies Monaco. Franzosen, die ins Fürstentum ziehen, müssen aufgrund eines Abkommens zwischen Frankreich und Monaco nämlich weiterhin ihre Steuern in ihrem Heimatland zahlen. Für Belgier gilt das allerdings nicht. Auch der französische Sänger Johnny Hallyday hatte darüber nachgedacht.
La Libre Belgique glaubt dagegen, dass Arnault sich wegen des Steuervorteils bei Investitionen mit Eigenkapital in Belgien niederlassen und Landsmann werden will. Eine weitere Hypothese: die im Vergleich zu Frankreich günstigere Erbschaftssteuer - wer seinen Kindern zu Lebzeiten beispielsweise Firmenanteile oder Wertpapiere vermacht, zahlt nach Angaben von La Dernière Heure darauf nur drei Prozent Steuern. Bei unseren französischen Nachbarn sind es 45 Prozent.
Jedem Land sein Luxemburg
De Morgen bemerkt: Arnault ist kein Einzelfall. Bereits 100.000 andere reiche Franzosen und über 130.000 vermögende Niederländer haben sich bei uns niedergelassen. Die Zeitung schreibt weiter: Genau wie das verlockende Angebot der Schweiz, um das Bankengeheimnis zu wahren, spaltet auch der Einbürgerungsantrag von Bernard Arnault die Regierung Di Rupo. Sozialisten, Christdemokraten und Liberale können sich auf keine gemeinsame Linie verständigen.
In dem Europa, in dem wir leben, ist zwar immer mehr geregelt - sogar den Krümmungsgrad von Gurken hat die EU zeitweise festgelegt - aber wie Superreiche zu unserem Sozialmodell beitragen, dies und jenseits der nationalen Grenzen, ist völlig unklar. Auch Le Soir meint: Es braucht eine europäische Lösung. Solange es keine gemeinsame Steuergesetzgebung gibt, wird Belgien das "Luxemburg von Frankreich" bleiben.
"Zu früh für Plan B"
Het Laatste Nieuws kommt auf die Angst vieler französischsprachiger Politiker zurück, Belgien könnte auseinander brechen, wenn Bart De Wever und seine N-VA die Parlamentswahlen 2014 haushoch gewinnen Soweit wird es nicht kommen, ist die Zeitung überzeugt. Denn De Wevers Anhänger sind mehrheitlich gegen die Spaltung des Landes. Jetzt über einen sogenannten "Plan B" nachzudenken, ist völlig unnötig, so als würde man eine Regenjacke mit in die Wüste nehmen. L’Avenir sieht das hingegen anders. Die Wallonen und Französischsprachigen sollten sich nichts vormachen und ihre Zukunft - wie auch immer die aussehen mag - gründlich vorbereiten. Gazet van Antwerpen findet: Die Französischsprachigen spielen mit dem Feuer. Statt für ihren "Plan B", sollten sie ihre Energie besser für die reibungslose Ausführung der aktuellen Staatsreform gebrauchen.
Verbrechen "vergessen"?
Het Belang van Limburg befasst sich mit dem Start des zweiten Prozess gegen Ronald Janssen. Der verurteilte Dreifach-Mörder muss sich wegen zehn Vergewaltigungen verantworten. Zu Prozessbeginn sorgte er am Montag in Hasselt für Entrüstung. Vier Vergewaltigungen, die er bereits zugegeben hatte, will er nun doch nicht begangen haben. Außerdem soll er keine Gewalt angewendet haben. Die Opfer haben die erste Verhandlung schockiert wieder verlassen. Sie fordern Schadensersatz von dem zu lebenslanger Haft verurteilten Lehrer.
Belgien - Kroatien: Hohe Erwartungen
Alle Zeitungen blicken auf das Fußballspiel Belgien gegen Kroatien heute Abend in Brüssel. "Das ganze Land steht hinter den Roten Teufeln", schreibt Gazet van Antwerpen. Auch L’Avenir notiert: Für das wichtige WM-Qualifikationsspiel haben die Fans massiv ihre Unterstützung zugesagt. Sie wollen das ausverkaufte Stadion zum Kochen bringen. De Morgen stellt fest: Die Fußballnationalmannschaft hat das Herz von Hunderttausenden zurückerobert. Auch Premierminister Elio Di Rupo hat den Roten Teufeln beim Abschlusstraining viel Glück gewünscht. Jetzt müssen die Jungs auf dem Platz zeigen, was sie drauf haben.
Archivbild: François Guillot (afp)