Alle Zeitungen blicken dem Fußballspiel Belgien-Wales zur WM-Qualifikation mit Spannung und Hoffnung entgegen.
Die Eurozone kann wieder frische Luft tanken, titelt La Libre Belgique auf Seite 1. Die Europäische Zentralbank hat gestern in Frankfurt angekündigt, Krisenstaaten wie Spanien, Italien oder Portugal unter die Arme greifen zu wollen, indem sie Staatsanleihen ankauft. Und zwar unbegrenzt, fügt Het Belang van Limburg hinzu.
Dieser kleine Zusatz von EZB-Chef Mario Draghi hat die Märkte beflügelt. Endlich hat Europa eine Waffe mit genug Feuerkraft in der Hand, um der Schuldenkrise den Kampf anzusagen. Draghi hat Wort gehalten und seiner Ankündigung von Ende Juni Taten folgen lassen.
Allerdings, so schreibt das Blatt, ist die Entscheidung nicht einstimmig getroffen worden. Der deutsche Bundesbank-Vorsitzende Jens Weidmann hat gegen die Maßnahme gestimmt. Die EZB gehe zu weit und gefährde die Geldwertstabilität. Ähnlich sieht es das Wirtschaftsblatt L‘Echo. Staatsanleihen unbegrenzt aufzukaufen heißt im Grunde nichts anderes, als Geld zu drucken, das man nicht hat.
Frische Luft + Schirm = Gute Börsenstimmung
Ein guter Feuerwehrmann ist noch lange kein guter Arzt. Die Krisenstaaten wird die Hilfe aus Frankfurt zwar kurzfristig entlasten, ihre Strukturprobleme sind damit aber noch lange nicht gelöst. La Libre Belgique hält dagegen: Ehe die Zentralbank Staatsanleihen von Spanien oder Italien aufkauft, müssen die Länder bereit sein, unter den Rettungsschirm zu schlüpfen und damit harte Einsparungen und Reformen zu akzeptieren.
Für Gazet van Antwerpen steht fest: Die EZB allein kann das Vertrauen in die Eurozone nicht wieder herstellen. Sie kann Europa nur mehr Zeit verschaffen. Jetzt sind die Politiker gefordert. Sie müssen der Welt zeigen, dass sie es ernst meinen mit dem Projekt Europa und seiner einheitlichen Währung. Wie De Morgen berichtet, hat die Ankündigung aus Frankfurt gute Stimmung an den Börsen weltweit ausgelöst. Davon profitiert auch US-Präsident Barack Obama. Unter einem günstigeren Stern hat er in der Nacht den Startschuss für die Endphase des Wahlkampfs gegeben. Amerikanische Anleger gehen davon aus, dass der Eingriff der Europäischen Zentralbank positive Effekte auf die US-Wirtschaft haben wird.
Schwere Zeiten für Barack
Le Soir beschäftigt sich mit dem Parteitag der Demokraten, der in den USA zu Ende geht und bemerkt: Die zweite Amtszeit hat Obama noch lange nicht in der Tasche. Mehrere Dinge könnten ihm im Kampf gegen den Republikaner Mitt Romney das Leben schwer machen. Zum einen sind es die enttäuschten US-Bürger, die der Ansicht sind, Obama habe die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Dann sorgt die Wirtschaftskrise weiterhin für Probleme. Außerdem spielt das Geld eine wichtige Rolle. Zur Finanzierung seiner Kampagne kann Kontrahent Romney auf deutlich mehr Mittel zurückgreifen als Obama. Für einen Sieg am 6. November reicht die Hoffnung allein nicht mehr aus. Obama muss klar verständlich machen, wie seine mögliche zweite Amtszeit als US-Präsident aussehen soll.
“B“ wie Belgien
Auf der Titelseite von De Standaard schlägt Vize-Premierministerin Laurette Onkelinx von der PS ein neues Sparbuch vor. “B“ wie Belgien soll es heißen. Die Kunden sollen sicher sein, dass die Banken mit ihrem Geld Unternehmen hierzulande unterstützen. Im Gegenzug soll es dafür eine vernünftige Rendite geben. Das Vorhaben klingt einleuchtend, notiert das Blatt. Wegen der Krise sind die belgischen Sparkonten derzeit so gut gefüllt wie noch nie zuvor. Leider bekommen die Sparer dafür nur sehr wenig Zinsen und leider investieren die Finanzinstitute zu wenig in die Realwirtschaft. Das “Sparbuch B“, nach französischem Vorbild, könnte Abhilfe schaffen. Das Problem ist aber: Wem vertrauen wir mehr: den Banken oder der französischsprachigen PS?
Laurette Onkelinx: “Die Banker gehen mir auf den Geist“
Auch in Le Soir macht Onkelinx den Vorschlag des neuen Sparkontos. Sie geht allerdings noch weiter und fordert eine umfangreiche Bankenreform. So sollen die Spar- und Investmentgeschäfte der Finanzhäuser deutlich voneinander getrennt werden. Auf der Titelseite wird sie mit den Worten zitiert: “Die Banker gehen mir langsam auf den Geist“. Onkelinx plädiert für eine Deckelung der Bonuszahlungen an Topmanager von Banken, die staatliche Unterstützung erhalten.
Het Nieuwsblad berichtet über einen Vorfall im Brüsseler Frauengefängnis Berkendael. Eine neue Mitarbeiterin wurde von insgesamt elf Kolleginnen gefoltert und gedemütigt. Der 26-Jährigen wurden die Kleider vom Leib gerissen, anschließend wurde sie mit Ketchup und Mayonnaise eingeschmiert. Offenbar handelte es sich dabei um ein Taufritual. Das Opfer und die Gewerkschaften haben Klage eingereicht.
Drei Punkte für die Roten Teufel
Alle Zeitungen blicken auf das erste Fußballspiel zur WM-Qualifikation heute Abend: Wales gegen Belgien. “Bringt drei Punkte nach Hause“, titelt La Dernière Heure. “Jetzt muss es endlich klappen“, meint Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Soviel Talent wie heute hat noch nie in den Roten Teufeln gesteckt. Und nach zehn Jahren Abstinenz wird es verdammt nochmal, so die Zeitung wörtlich, wieder Zeit für ein großes Turnier.
Bild: Johannes Eisele (afp)