Beginnen wir mit dem Politbarometer, welches La Libre Belgique quartalsmäßig zusammen mit der RTBF durchführt. Das spektakulärste Ergebnis ist der durch nichts aufzuhaltende Vormarsch der N-VA in Flandern. Über 40 Prozent der Wähler würden der Partei von Bart de Wever ihre Stimme geben. La Libre Belgique hat dafür nur zwei Begriffe, nämlich “wahnsinnig“ und “beunruhigend“. Die Frage ist: Wer kann der N-VA künftig noch die Stirn bieten?
Het Laatste Nieuws stellt im gleichen Zusammenhang fest, dass die flämischen Nationalisten von der De Wever-Partei inzwischen größer geworden sind als die flämischen Christlich-Sozialen, Sozialisten und Liberalen zusammen. Wer gedacht hat, die Diät-Kur von Parteichef De Wever, der in wenigen Monaten über 50 Kilo abgespeckt hat, würde seinem Image schaden, der hat sich schwer getäuscht.
Het Nieuwsblad meint zum gleichen Thema in seinem Leitartikel: Die N-VA hat ein politisches Konzept, das immer mehr Flamen überzeugt. Die anderen Parteien mögen dafür kein Verständnis haben, doch bleibt ihnen wohl nichts anderes übrig, als diesem Konzept ihre Sicht der Dinge gegenüber zu stellen und zu verteidigen. Und dann hoffen, dass die Wähler endlich einsehen, dass ihre Politik doch nicht so falsch ist.
Unterschätzt die Regierung das Risiko von Stromausfällen?
L’Echo warnt vor dem nächsten Winter, denn die Regierung unterschätzt nach Ansicht der Zeitung das Risiko bei der Stromversorgung des Landes, falls die zurzeit wegen Rissen im Reaktorbehälter abgeschalteten Produktionseinheiten Doel 3 und Tihange 2 nicht bald wieder ans Netz gehen. Dem gegenüber steht die Aussage von Premierminister Di Rupo, in Belgien werde es im kommenden Winter keine Stromausfälle geben. Um dieses Versprechen zu halten, so heißt es im Kommentar der Zeitung, muss die Regierung unverzüglich handeln. Inmitten der gegenwärtigen Wirtschaftskrise können sich unsere Unternehmen Strompannen auf keinen Fall leisten. Dafür stehen einfach zu hohe Investitionen auf dem Spiel.
Vor dem gleichen Hintergrund heißt es im Kommentar von Het Belang van Limburg, unsere Konjunktur kränkelt, die Arbeitslosigkeit steigt an, zunehmend Betriebe melden Konkurs an, und jetzt drohen auch noch Strompannen aufgrund der Probleme in den Kernkraftwerken. Worauf wartet die Regierung eigentlich noch, um endlich zu handeln?
Ein verlockendes Angebot aus der Schweiz
De Morgen befasst sich mit den reichen Belgiern, die zwischen 30 und 35 Milliarden Euro auf Schweizer Bankkonten verborgen halten. Dazu hat die Schweiz jetzt den Vorschlag gemacht, dieses Geld einmalig mit 34 Prozent zu besteuern und den Ertrag, nämlich rund 10 Milliarden Euro, an Belgien zu überweisen. Dazu heißt es im Kommentar der Zeitung: Ein solches Angebot bekommt man nicht jeden Tag. Natürlich ist das gegenüber jenen, die brav ihre Steuern zahlen, vielleicht nicht ganz korrekt, doch hat Belgien angesichts der in der Staatskasse herrschenden Ebbe wohl kaum eine andere Wahl, als den Schweizer Vorschlag anzunehmen.
De Standaard beklagt in diesem Zusammenhang, dass die Steuerlast in unserem Land nicht nur zu hoch ist, sondern das ganze System zu schwerfällig, zu kompliziert und zu undurchsichtig. Dies ist nicht nur nachteilig für das unternehmerische Klima, sondern begünstigt gleichzeitig auch den Steuerbetrug.
Ältere Stellensuchende bleiben auf der Strecke
Das Grenz-Echo berichtet auf seiner Titelseite über die geringen Chancen der älteren Stellensuchenden auf dem Arbeitsmarkt. Die über 45-Jährigen werden häufig diskriminiert, weil die Arbeitgeber glauben, dass älteres Personal zu teuer und nicht dynamisch genug ist. Allerdings zeigt eine entsprechende Studie aber auch, dass ältere Mitarbeiter zahlreiche Vorteile gegenüber den jüngeren Kollegen haben.
Ein Rekord, der ein Vertrauensdefizit offenlegt
Zum Schluss noch ein Blick auf L’Avenir und dessen Kommentar über das wachsende Einlagevolumen auf belgischen Sparbüchern. Fast 230 Milliarden Euro stehen dort derzeitig, obwohl die Zinsen nie so niedrig waren. Dieser horrende Betrag ist nach Ansicht der Zeitung ein Zeichen dafür, dass viele Landsleute auf Sicherheit setzen, und andererseits nur wenig Vertrauen in einen wirtschaftlichen Aufschwung haben. Der belgische Sparer, so das Fazit der Zeitung, hat die letzte Börsenkrise noch nicht verkraftet und ist offenbar nicht bereit, eine Katze im Sack zu kaufen.
Bild: Eric Lalmand (belga)