"Eine volle Tankfüllung ist innerhalb von drei Jahren 33 Euro teurer geworden", titeln Gazet Van Antwerpen und Het Belang Van Limburg. Aber: "Die Regierung will die Autofahrer nicht entlasten", schreibt L’Echo auf Seite 1. "Die Regierung unternimmt nichts gegen den Rekordpreis für Diesel" heben die flämischen Massenblätter Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad hervor.
Spritpreise auf Rekordhöhe
Diesel war noch nie so teuer. Der Preis für einen Liter Diesel beläuft sich jetzt auf knapp 1 Euro 59. Am 1. Januar 2009 waren es noch rund 93 Cent.
Rund die Hälfte des Literpreises besteht aus Steuern, den sogenannten Akzisen. Das heißt: Der Staat verdient kräftig mit. L’Echo zufolge wurden im vergangenen Jahr 4,4 Milliarden Euro an Akzisen in die Staatskasse gespült, die auf Erdölprodukte erhoben wurden. Allen voran der Automobilclub Touring fordert denn auch eine Senkung dieser staatlichen Abgabe. Im vergangenen Jahr hatte die Regierung bei einem vergleichbaren Höhenflug der Spritpreise reagiert und die Akzisen schrittweise gesenkt, wenn die Preise eine gewisse Schwelle überschritten. Das wird erstmal nicht passieren. Wie unter anderem Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad berichten, will die Regierung frühestens bei der nächsten Haushaltskontrolle reagieren, wohlwissend, dass die Spielräume klein sind.
Energiepreise ziehen Konjunktur nach unten
Dabei sollte man aber vor Augen haben, dass die hohen Ölpreise negative Auswirkungen auf zentrale Wirtschaftsparameter haben, notiert Gazet van Antwerpen. Vor allem das Wirtschaftswachstum und die Kaufkraft der Bürger leiden unter dem Höhenflug der Energiepreise. Ohnehin ist das Verbrauchervertrauen in den letzten Wochen spürbar zurückgegangen. Und wenn das Geld nicht rollt, dann gibt es auch kein Wirtschaftswachstum. Was an der Zapfsäule bezahlt wird, wird anderswo gespart. Dem muss die Regierung Rechnung tragen.
De Standaard sieht das anders. Für einmal ist es richtig, untätig zu bleiben. Kraftstoff über staatliche Hilfen billiger zu machen, das wäre das falsche Signal. Erstens: Unser Energieverbrauch ist ohnehin viel zu hoch. Und zweitens: Die Ölpreise werden wohl in den nächsten Jahren weiter steigen. Eine Regierung, die uns das nicht spüren lässt, verhindert, dass wir uns zeitig anpassen. Aber Stop: In einem Punkt könnte die Regierung doch aktiv werden. Es ist nämlich so: Es gibt eine Kategorie von Bürgern, die von dem Höhenflug der Spritpreise nichts mitbekommen, nämlich Leute mit Dienstwagen inklusive Tankkarte. Diese Menschen machen gegebenenfalls die Verhaltensänderungen der anderen zunichte.
Wo sind die Alternativen?
Neue Gewohnheiten, möglichst aufs Auto verzichten, alles schön und gut, meint Het Belang van Limburg, wenn es denn ausreichend Alternativen gäbe. Der öffentliche Nahverkehr mag ja noch halbwegs funktionieren. Das kann man von der SNCB nicht behaupten. Gerade erst wurde bekannt, dass der Schuldenberg bei der Staatsbahn auf rund vier Milliarden Euro angewachsen ist. Die SNCB scheint sich auf einem Abstellgleis zu befinden. Anders gesagt: Wir werden uns wohl aus Mangel an Alternativen weiter dumm und dämlich tanken.
L‘Avenir schlägt in dieselbe Kerbe. Wir leben in einer Diktatur des Erdöls. Im Grunde sollten wir das aber längst wissen. Schon in den 70er Jahren wurde der westlichen Welt beim Ölschock schmerzlich bewusst, wie abhängig sie vom Schwarzen Gold ist. Daran hat sich auch 40 Jahre später nichts geändert. Während das Bakelit-Telefon mit Wählscheibe inzwischen vom Smartphone abgelöst wurde, gibt es für Verbrennungsmotoren nach wie vor keine wirkliche Alternative. Wir haben es also nicht anders gewollt und müssen jetzt weiter an der Zapfsäule weinen.
Droht Belgien eine Immobilienblase?
"Belgische Wohnungen sind um 60 Prozent überteuert", titelt derweil De Morgen. Das ist eine Feststellung, aber auch eine Warnung. Und diese Warnung kommt vom Ratingbüro Standard&Poors. Denn: sind die Immobilienpreise allgemein zu hoch, dann kann sich eine Blase bilden. Was passiert, wenn eine Immobilienblase platzt, das hat man in den USA oder in Spanien gesehen. Aber: In Belgien drohe so etwas nicht, schreibt De Morgen; Grund: in Belgien ist die Nachfrage sehr hoch; sehr viele Menschen träumen noch von den eigenen 4 Wänden.
Martin wohl bald frei
"Michelle Martin: die unvermeidliche Freilassung", titeln fast gleichlautend Le Soir und La Dernière Heure. Denn es ist ja so: der Generalanwalt am Kassationshof hat dafür plädiert, die Einsprüche gegen das Urteil zur vorzeitigen Haftentlassung von Martin zu verwerfen - und in der Regel folgt der Kassationshof der Meinung des Generalanwalts.
Wenn der Kassationshof die vorzeitige Haftentlassung von Michelle Martin durchwinkt, dann wäre das keine wirkliche Überraschung, bemerkt dazu Le Soir. Rein rechtlich gesehen gibt es eigentlich keine andere Möglichkeit. Was nicht heißt, dass die Entscheidung richtig ist. Es muss schnellstens dafür gesorgt werden, dass die Opfer von Verbrechen bei Verfahren vor einem Strafvollstreckungsgericht ein Mitsprachrecht bekommen.
Het Nieuwsblad befasst sich mit der Tatsache, dass zusätzliche Polizisten abgestellt werden müssen, um das Kloster in Malonne zu bewachen. Offensichtlich muss man hier Angst haben, dass einige Hitzköpfe das Gesetz selbst in die Hand nehmen. Das geht zu weit. Diese Leute tun so, als wären sie selbst zum Opfer von Dutroux geworden. Sie sollten sich mal ein Beispiel an den tatsächlichen Opfern nehmen, die demonstrativ Besonnenheit an den Tag legen.
Flämische Hochämter
Viele Zeitungen berichten heute über ein starkes Symbol: Bei der traditionellen Ijzer-Wallfahrt sollte auch eines wallonischen Soldaten gedacht werden, dessen Geschichte von den flämischen Nationalisten bislang weitgehend ausgeblendet worden war. La Libre Belgique und auch La Dernière Heure sprechen sinngemäß von einer bemerkenswerten Entwicklung innerhalb der flämischen Bewegung.
Es wird übrigens die letzte Ijzer-Wallfahrt sein, und eine Woche später auch der letzte "Gordel", stellt De Morgen fest. Damit verschwinden die beiden wohl markantesten Kundgebungen des flämischen Nationalismus. Ironie der Geschichte: Die NV-A, der politische Nationalismus, ist stärker denn je. Dies, weil die Partei sich gewandelt hat vom politischen zum wirtschaftlichen Nationalismus. Die NV-A sagt das über die Frankophonen, was die reichen Europäer über die Griechen sagen. Glücklicher wird man nicht, wenn man sich einigelt. Allerdings ist es als Wahlkampfstrategie lohnend.
Formel 1 bleibt in Spa
"Die Wallonie klammert sich an die Formel 1", titelt schließlich La Libre Belgique; jetzt wurde ja ein Abkommen unterschrieben, wonach die Formel1 für weitere 3 Jahre in Spa-Francorchamps bleibt; bis 2015. Das Ganze ist aber unterm Strich eine lohnende Angelegenheit, schreibt das Grenz-Echo: "43 Millionen Euro dank Formel 1", so die Schlagzeile.
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