Beleuchtet wird neben der Person des ehemaligen Ministers, PS-Präsidenten und wallonischen Ministerpräsidenten vor allen Dingen sein politisches Wirken, für das die meisten Kommentatoren überwiegend lobende Worte finden.
Sinn für Größe und Format
La Libre Belgique zufolge hatte Guy Spitaels einen Sinn für Größe und Format. Diese Begriffe prägten seine Überzeugungen, seine Werte und seine politische Aktion. Damit hat er sowohl dem Allgemeinwohl als auch seinen persönlichen Zielen gedient. Nicht nur in der sozialwirtschaftlichen Krise, die den "Golden Sixties" folgte, sondern auch bei den späteren Staatsreformen.
Le Soir bringt auf seiner Titelseite ein großformatiges Foto von Guy Spitaels mit seiner Aussage "Ich werde gehen ohne Illusionen, ohne Bitterkeit und ohne Angst". Zu seinem politischen Wirken heißt es, er hat seiner Partei, die frankophonen Sozialisten, an deren Spitze er elf Jahre lang stand, den größten Wahlsieg ihrer Geschichte beschert, nämlich fast 44 Prozent der Stimmen. Der Wallonie hat er den Weg gezeigt, in dem er für zwei Jahre ihr Ministerpräsident wurde, und damit die wachsende Bedeutung der regionalpolitischen Ebene unterstrich. Allerdings hatte er gegen Ende seines Lebens den Glauben an die Zukunft Belgiens verloren. Er war es, der die heutigen Führer seiner Partei aufforderte, dafür zu sorgen, dass die Wallonie eines Tages ohne Flandern überleben kann.
Ein Politiker, der tat, was er sagte
La Dernière Heure beschreibt Spitaels als den ersten wallonischen Spitzenpolitiker, der sich mit aller Kraft für die Wallonie eingesetzt hat. Mit Abstand bleibt er heute noch der, mit dem größten Format, ein Politiker, der tat, was er sagte.
Auch mehrere flämische Zeitungen widmen Guy Spitaels ihren Leitartikel. In Gazet van Antwerpen heißt es, er nötigte einem Respekt ab und flößte zugleich Angst ein. Diese Eigenschaften hat er in seiner eindrucksvollen politischen Laufbahn geschickt eingesetzt. Nie hat es in Belgien einen Politiker gegeben, dessen Beiname so gut zu ihm passte wie zu Spitaels, nämlich "Dieu". Über jede Kritik erhaben und fern jeder Selbstkritik, war Spitaels einfach einmalig.
PS hat Spitaels viel zu verdanken
Die heutige PS, so schreibt zum gleichen Thema Het Nieuwsblad, trägt die Zwiespältigkeit eines Spitaels in sich. Mit Premierminister Di Rupo in ihren Reihen scheint sie mächtiger als je zuvor, doch mit dieser Verantwortung kann sie sich die Arroganz eines Guy Spitaels nicht mehr leisten. Spitaels hatte sich in der zweiten Hälfte seiner politischen Karriere für die Wallonie entschieden, Di Rupo hat heute alle Hände voll damit zu tun, Belgien zusammen zu halten. Wenn allerdings heute die Parti Socialiste stark genug ist, um die weitere Entwicklung des Landes mitzuentscheiden, dann hat sie diese Stärke nicht zuletzt Guy Spitaels zu verdanken.
Spitaels, so führt im gleichen Zusammenhang Het Belang van Limburg aus, hat es nie geschafft zur Nummer eins der belgischen Politik zu werden. Sozusagen als Ersatz machte er sich selbst 1992 zum wallonischen Ministerpräsidenten. Allerdings nur für zwei Jahre, denn 1994 brachte ihn die Agusta-Schmiergeldaffäre zur Strecke. Dennoch war es in erster Linie Guy Spitaels, der das Fundament gelegt hat, auf dem seine Nachfolger aufbauen konnten, um schließlich im vergangenen Jahr mit Elio Di Rupo zum ersten Mal seit Jahrzehnten das Amt des Premierministers zurück zu erobern.
Wahlen werfen ihre Schatten voraus
Themenwechsel: Das Grenzecho bringt heute ein ausführliches Interview mit dem amtierenden Eupener Bürgermeister Dr. Elmar Keutgen. Unter dem Titel "Eupener CSP strebt zehn Sitze an." Damit würde die Partei zwei Vertreter verlieren. Ein Grund dafür könnte nach Ansicht der Zeitung die seit Monaten anhaltende Kritik an den Arbeiten zur Neubelebung der Eupener Innenstadt sowie an dem nur schleppenden Vorankommen bei anderen Großprojekten sein.
Die Zeit nach dem Atomstrom schnellstens vorbereiten
De Morgen kommentiert die jüngsten Pannen in den Atomkraftwerken von Doel und Tihange, in denen zwei Produktionsanlagen aufgrund von Rissen im Reaktorkessel im schlimmsten Fall definitiv ausfallen könnten. Dazu heißt es unter anderem, nachdem Ende der neunziger Jahre in Belgien der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen wurde, sind zehn Jahre verloren gegangen, ohne dass etwas im Hinblick auf einen Ersatz der Kernenergie entschieden wurde. Heute ist es zwar noch nicht zu spät, wohl aber höchste Zeit, dass dies nachgeholt wird, denn andernfalls könnte uns tatsächlich eines Tages das Licht ausgehen.
Bild: Maite Dequinze (belga)