Viele Zeitungen beschäftigen sich mit der Rundreise von Außenminister Didier Reynders in Zentralafrika. Zentrales Thema in den Leitartikeln ist aber die Problematik um die Risse in der Reaktorhülle im Kernkraftwerk Doel. In diesem Zusammenhang war ja insbesondere die Kommunikation der Kontrollbehörde FANK von der Politik heftig kritisiert worden. Ebenfalls im Fokus steht einmal mehr die drohende Freilassung von Michelle Martin sowie die Gehälter von Fußballprofis.
“Reynders in der Demokatischen Republik Kongo - das Ziel ist Stabilität“, titelt heute La Libre Belgique. De Morgen nennt den Außenminister auf Seite eins einen “Friedensgesandten“ in Zentralafrika.
Außenminister Didier Reynders besucht derzeit die demokratische Republik Kongo. Später wird er nach Ruanda weiterreisen. Überschattet wird die Visite von neuen Auseinandersetzungen im Osten des Kongo. Hier soll insbesondere Ruanda die Strippen ziehen. Reynders will also vermitteln. Und wie Le Soir festhält, hat Reynders Ruanda, wenn auch indirekt, dazu aufgerufen, damit aufzuhören, in einem Nachbarland Gewalt zu säen.
Reaktorrisse in Doel - Problem oder nicht?
Viele Zeitungen beschäftigen sich auch heute mit der drohenden Energiekrise in Belgien. In der Reaktorhülle des Kernkraftwerks Doel 3 sind Risse entdeckt worden. Der Meiler Tihange 2 ist baugleich, deswegen vermutet man hier dieselben Probleme. Die niederländische Herstellerfirma hat insgesamt 22 dieser Reaktorbehälter weltweit verkauft. Wie die Zeitung De Standaard berichtet, ruft die Föderale Agentur für Nuklearkontrolle, FANK, deswegen die Kollegen der betroffenen Länder in Brüssel zusammen, um über die Lage zu beraten. Wie das Blatt in seiner Schlagzeile festhält, scheint man im Ausland aber nicht sonderlich besorgt zu sein angesichts der Reaktorrisse.
“Haben wir nun ein Problem oder nicht?“, fragt sich in diesem Zusammenhang De Standaard in seinem Leitartikel. Geht es nach der Kontrollbehörde FANK, dann müssten Doel 3 und Tihange 2 geschlossen werden. Demgegenüber scheint der Rest der Welt aber kein Problem zu sehen. Und auch die Bürger scheinen sich sicher zu fühlen. Nun: Bis Fukushima galt das auch für Japan. Und in Sachen Doel wünschen wir uns endlich Klarheit.
Politische Untätigkeit und die Folge
Das haben wir jetzt davon, dass es in diesem Land seit Jahren kein Energiekonzept gibt, ereifert sich Het Nieuwsblad. Hier zeigt sich, welche unabsehbaren Folgen Untätigkeit haben kann. Zehn Jahre lang hat man über die Zukunft der Atomkraft debattiert. Und das hat dazu geführt, dass niemand größere Investitionen getätigt hat. Jetzt gibt es ein unvorhergesehenes Problem, und damit steht Belgien mit einem Mal ohne Alternative da. Wenn Doel 3 und Tihange 2 schließen müssen, dann sind Blackouts plötzlich eine reale Option. Das ist allein die Schuld der Politik.
Auch Le Soir kritisiert die jahrelange Apathie der Politik angesichts vorhersehbarer Probleme. Denn inzwischen gehen die Spritpreise wieder einmal durch die Decke. Wie das Blatt auf seiner Titelseite berichtet, könnte der Preis für 98 Oktan-Benzin schon sehr bald ein Allzeit-Hoch erreichen. Das geht nun schon seit Jahren so, meint Le Soir in seinem Leitartikel. Schon seit einer halben Ewigkeit appellieren Experten, dass wir unseren Lebensstil ändern, dass wir insbesondere von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen loskommen müssen. Die Politik hätte hier längst vorausschauend agieren, mutige Entscheidungen treffen müssen. Insofern haben die Entscheidungsträger schlicht und einfach versagt.
Auf den Pianisten geschossen …
Im Zusammenhang mit den Problemen im AKW Doel wurde in den letzten Tagen auch Kritik an der Kommunikation der Kontrollbehörde FANK laut. Insbesondere Vizepremier Johan Vande Lanotte warf der FANK Panikmache vor. Es ist immer das Gleiche, ärgert sich in diesem Zusammenhang L’Echo. Kaum warnt eine unabhängige Kontrollinstanz vor möglichen Fehlentwicklungen, da geht die Politik auf die Barrikaden. Das war so, als Nationalbankchef Luc Coene vor einer neuen Rezession warnte. Und jetzt wird auch die FANK an den Pranger gestellt. Das Verhältnis zwischen den Wachhunden und der Politik ist augenscheinlich schwierig. Dabei ist es im Interesse der Bürger, dass es unabhängige Kontrollinstanzen gibt. Man sollte nicht auf den Überbringer der schlechten Nachricht schießen.
Das mag stimmen, meint dazu Het Laatste Nieuws. Es ist die Rolle der Nationalbank oder der FANK, vor möglichen Problemen zu warnen. Doch hat auch Vande Lanotte Recht, wenn er zusätzliche Informationen anmahnt. Viel zu oft wurde nämlich unbegründet Panik geschürt. Man erinnere sich nur an die Aufregung um die Schweinegrippe, die sich im Nachhinein als absolut harmlos erwiesen hat. Deshalb: Gebt uns deswegen Tatsachen, keine Vermutungen.
Unmögliche Resozialisierung?
"Jean Lambrecks verklagt Michelle Martin", so derweil die Aufmachergeschichte von Het Belang Van Limburg. Jean Lambrecks ist der Vater der von Dutroux entführten und ermordeten Eefje. Und Lambrecks wirft Martin Betrug vor, weil sie Vermögenswerte verstecken soll. Lambrecks und die anderen Dutroux-Opfer warten ja noch auf eine Entschädigung.
L‘Avenir kommentiert die Tatsache, dass jetzt die Föderale Polizei das Kloster bewachen soll, in dem Michelle Martin aufgenommen werden soll. Das zeigt doch, wie unsinnig die Entscheidung ist, meint das Blatt. Man will doch eigentlich die soziale Wiedereingliederung vorbereiten. Wenn es da des Schutzes der Polizei bedarf, dann ist das doch der Beweis, dass diese Resozialisierung in der Praxis offensichtlich unmöglich ist.
Von Fußball-Gehältern und Heldentum
La Dernière Heure befasst sich heute auf seiner Titelseite mit den Gehältern der Fußballprofis in der ersten Division. Und die sind für belgische Verhältnisse inzwischen auch astronomisch: Anderlechts Stürmer Milan Jovanovic verdient 1,6 Millionen Euro pro Jahr. Der Angreifer von Racing Genk, Jelle Vossen, hat gerade erst seinen neuen Vertrag unterschrieben und bekommt 1 Million Euro pro Jahr.
Kommentierend meint Het Belang van Limburg dazu: Jelle Vossen gehört vielleicht zu den bestbezahlten Fußballern in diesem Land - im internationalen Vergleich sind 1 Million Euro aber nach wie vor Peanuts. Vossen verdient damit aber immer noch zehn Mal mehr als die Bürgermeisterin von Hasselt und fünf Mal mehr als unser Premier. Hier mag sich die Frage nach der Ethik stellen. Klar: Wir lieben nun mal Fußball und möchten auch unseren Helden zujubeln, schade nur, dass Heldentum immer gleich in Geld aufgewogen werden muss.
Bild: Georges Gobet (belga)