Fast sämtliche Zeitungen begrüßen heute auf ihren Titelseiten das brillante Ergebnis der Roten Teufel beim gestrigen Länderspiel gegen die Niederlande. Weitere Themen, insbesondere in den Kommentaren, sind die jüngsten Pannen bei der Nutzung des Atoms, sowie die sich häufenden Klagen über den sexuellen Missbrauch von Jugendlichen durch Geistliche.
Historischer Sieg für Rote Teufel, so heißt es auf der Titelseite des Grenz-Echo. L’Avenir spricht von einer gelungenen Generalprobe der belgischen Fußball-Nationalmannschaft im Hinblick auf die anstehenden Qualifikationsspiele zur Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft. Und auf der Titelseite von Het Nieuwsblad lautet die Schlagzeile: Belgien fegt Holland mit 4-2 vom Platz.
“So lieben wir die Roten Teufel“, lautet die Balkenüberschrift in La Dernière Heure, und in ihrem Kommentar schreibt die Zeitung: Diese Mannschaft stand eindeutig unter dem Markenzeichen ihres neuen Trainers Marc Wilmots, der für seinen Kampf- und Siegeswillen bekannt ist. Den Sieg über die Holländer hat Belgien sowohl mit Kampf als auch mit Talent errungen. Jetzt gilt es, diesen kollektiven Enthusiasmus mit in die nächsten Spiele zu nehmen, bei denen es darum geht, die Qualifikation für die Teilnahme an der Fußballweltmeisterschaft zu schaffen.
Der Steuerzahler zahlt die Zeche
Le Soir macht auf mit dem Atommüll, den das in Konkurs gegangene Unternehmen Best Medical in Fleurus in seinen Lagerhallen hinterlassen hat. Die Rechnung für das Entsorgen der Abfälle könnte bis zu 50 Millionen Euro betragen und schon jetzt steht fest, dass der Steuerzahler für die Zeche aufkommen wird. Weiter glaubt Le Soir zu wissen, dass die gesamte Entsorgungsaktion bis zu sieben Jahre in Anspruch nehmen könnte. Die wallonische Region, die dafür finanziell geradestehen wird, hat wohl kaum Aussicht, von dem Verursacher des Schadens, der bekanntlich pleite ist, auch nur einen Teil der Kosten zurück zu bekommen.
La Libre Belgique erinnert im gleichen Zusammenhang an die möglichen Risse in Stahlkesseln in den Atomkraftwerken von Doel und Tihange. Nach Ansicht der Zeitung ist all dies beunruhigend, denn es lässt vermuten, dass die Kontrolle und Überwachung in der Nutzung von Atom vielleicht doch nicht so rigoros gehandhabt wird, wie es immer wieder heißt. Wir stecken in dem Dilemma, dass wir vorerst auf Atomstrom nicht verzichten können, dass dieser andererseits aber auch nach wie vor nur schwer kontrollierbare Gefahren beinhaltet.
Verjährungsfrist für Pädophilie muss angepasst werden
Gazet van Antwerpen rückt den sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche in den Blickpunkt ihrer Titelseite. Diesbezüglich sollen schon mehr als 800 Klagen bei Gericht vorliegen. Und noch jeden Monat kommen neue hinzu.
Einer der Angeklagten ist der ehemalige Brügger Bischof Vangheluwe, dessen Anwalt sich in De Standaard zu Wort meldet. Dabei spricht er von einer öffentlichen Kreuzigung des Bischofs, die unerträglich geworden ist. Hier geht es ganz offensichtlich um eine Hexenjagd auf Vangheluwe. Die Medien scheinen offenbar an der Möglichkeit vorbeizuschauen, dass die Beschuldigungen gegen ihn nicht wahr sein könnten. Die Debatte geht einzig und allein um das Strafmaß und schon gar nicht mehr um die Schuldfrage. Fast könnte man vergessen, dass wir in einem Rechtsstaat leben.
Het Nieuwsblad notiert zum gleichen Thema: Der Fall des ehemaligen Bischofs von Brügge muss die Verantwortlichen von Politik und Justiz dazu bringen, die Handhabung von Kindesmissbrauch zu überdenken. Niemand plädiert dafür, Bischof Vangheluwe für Taten zu verurteilen, die verjährt sind. Wohl aber sollten wir ernsthaft darüber nachdenken, ob es nicht höchste Zeit ist, den Verjährungstermin in Sachen Pädophilie anzupassen. Dies umso mehr, als zahlreiche Opfer manchmal Jahre brauchen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen, und den Mut finden, Anklage zu erheben.
Rauchen schadet der Gesundheit und nutzt der Staatskasse
Het Belang van Limburg widmet seinen Leitartikel dem Kampf gegen die Zigarette. Nach Ansicht der Zeitung hat Australien dabei eine Vorreiterrolle übernommen, indem das Land verfügte, dass auf Zigarettenpackungen selbst nicht mehr das Markenlogo zu sehen sein darf, sondern nur noch abschreckende Bilder von den möglichen Folgen des Rauchens.
Kommentierend heißt es dazu: Für sämtliche Budgetminister der Welt wäre es ein Albtraum, wenn in ihrem Land plötzlich alle das Rauchen einstellen würden. Das von den Rauchern aufgebrachte Steuergeld müsste dann anderswo gefunden werden. Vergessen wir nicht, dass in Belgien drei Viertel des Zigarettenpreises in Form von Akzisen und Mehrwertsteuer in die Staatskasse fließt. Insofern kann man in diesen Zeiten knapper Staatsgelder den Rauchern im Gewissen Sinne noch eine gute Tat bescheinigen.
Bild: Yorick Jansens (belga)