Weitere Themen: Neue Sorgen um die Dexia-Restbank, offene Fragen zu den Probleme im Kernkraftwert von Doel, ein Skandal um Tickets für das Formel 1-Rennen in Spa-Frankochomps sowie die Vorschau auf die letzte Möglichkeit für Belgien, eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in London zu gewinnen.
“Michelle Martin hat in 16 Jahren 265 Euro für die Hinterbliebenen der Durtoux-Opfer beiseitegelegt“, titeln De Morgen und Het Nieuwsblad auf Seite eins. Het Laatste Nieuws schreibt: “Martin hat im Gefängnis 40.000 Euro verdient, aber stellt den Opfern davon nur 265 Euro zur Verfügung“.
Die Zeitung hat ausgerechnet: Im Schnitt hat Martin für ihre Arbeiten in der Haftanstalt eine Entschädigung von 200 Euro im Monat erhalten. Erst seit 2006 legt sie monatlich fünf Euro für die Opferfamilien beiseite. Die Ex-Frau und Komplizin von Marc Dutroux war neben einer Haftstrafe auch zur Zahlung von gut einer halben Million Euro Schadensersatz verurteilt worden. “Sie macht sich über uns lustig“, reagiert ein verbitterter Paul Marchal, der Vater der getöteten An, in der Zeitung.
Michelle Martin - Zahlungsunfähigkeit vorgetäuscht?
Nach Angaben von Het Belang van Limburg gehen die Anwälte der Opferfamilien einem möglichen Betrugsfall nach. Aus dem Paris Match Interview mit dem Cousin der verurteilten Straftäterin war hervorgegangen, dass Martin 2001 nach dem Tod ihrer Mutter eine Villa in Waterloo unbemerkt an ihre Kinder überschrieben hatte - und das, während sie in Untersuchungshaft saß. Der Vorwurf: Martin soll Zahlungsunfähigkeit vorgetäuscht haben, obwohl sie das Haus ihrer Mutter geerbt hat.
Im Interview mit De Standaard erklärt der sozialistische Vizepremierminister Johan Vande Lanotte heute: “16 Jahre Haft für Michelle Martin sind nicht genug“. Die Entscheidung des Gerichts, die Ex-Frau von Dutroux vorzeitig aus dem Gefängnis zu entlassen, sei zwar juristisch nachvollziehbar. Aber die Richter hätten den gesellschaftlichen Kontext außer Acht gelassen. Wer so schwere Straftaten begeht, darf nicht nach der Hälfte seiner Haftstrafe freikommen, sagt Vande Lanotte in der Zeitung.
Weitere zehn Milliarden für Dexia wohl nötig
Le Soir befasst sich mit der Dexia-Akte. Notenbankchef Luc Coene befürchtet, dass die marode Restbank noch in diesem Jahr frisches Kapital benötigt, um die schweren Verluste auszugleichen. Von bis zu zehn Milliarden Euro ist die Rede. Keine guten Neuigkeiten für die Föderalregierung, meint die Zeitung. Denn zusätzliche Mittel für Dexia bedeuten eine weitere Belastung für die Staatskasse und den Steuerzahler. Bislang bürgt Belgien mit über 50 Milliarden Euro für die marode Dexia, die nach der Zerschlagung der belgisch-französischen Bankengruppe übriggeblieben ist.
Im Gespräch mit dem Wirtschaftsblatt L'Echo warnt der Leiter der Nationalbank davor, dass Belgien seine derzeitige Spitzenposition in Europa verlieren könnte. „Wir müssen aufpassen, nicht wieder in die Reihen der schlechten Schüler zu rutschen“, mahnt Luc Coene. Wegen der schleppenden Konjunktur geht die Notenbank für 2012 nicht mehr von einem leichten Wachstum der Wirtschaft aus, sondern rechnet mit einer Nullrunde oder einem kleinen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Die Zeitung schlussfolgert: Für die Föderalregierung bedeutet das zusätzliche Arbeit, denn sie muss das Haushaltsdefizit unter drei Prozent halten.
Atom-Krisenmanagement lässt zu wünschen übrig
La Libre Belgique kommt auf die Probleme im Kernkraftwerk von Doel zurück. Dort hatten Experten Unregelmäßigkeiten im Stahlbecken von Reaktor Nummer drei entdeckt, die im schlimmsten Fall zu Rissen führen können. Die Zeitung bemerkt: Viele Fragen bleiben weiterhin ohne Antwort. Ist das Problem nur auf Doel beschränkt, oder sind auch andere Atomkraftwerke in Belgien und Europa davon betroffen? Baugleiche Stahlkessel eines niederländischen Herstellers wurden auch nach Thiange und in neun weitere europäische Kernkraftwerke geliefert.
Wann sind die Unregelmäßigkeiten aufgetreten? Handelt es sich um einen Konstruktionsfehler, und warum wurde das Ganze erst jetzt entdeckt? Auch was die Folgen einer möglichen Stilllegung der Meiler in Doel und Thiange angeht, stellt sich die Zeitung Fragen. Wird es zu Versorgungsengpässen kommen? Niemand kann oder will derzeit darauf eine Antwort geben. Das Krisenmanagement lässt jedenfalls zu wünschen übrig.
Tickets weg, Medaillenträume noch nicht ganz
Gazet van Antwerpen schreibt auf ihrer Titelseite: “6.000 Formel 1-Fans sind ihre Tickets für Spa-Francorchamps los“. Betroffen sind diejenigen, die ihre Eintrittskarten über die niederländische Webseite The Ticket Enterprise gekauft haben. Offenbar ist die Firma pleite. Die Unternehmensleitung ist seit Wochen unerreichbar - weder für die Veranstalter des Großen Preis von Belgien, noch für die niederländische Polizei. Dort sind inzwischen gut 6.000 Klagen eingegangen. Das Blatt berichtet über einen Formel 1-Fan, der über 900 Euro für seine Eintrittskarten ausgegeben hat und wie die anderen Betroffenen das Geld wahrscheinlich nicht mehr zurückbekommen wird.
L’Avenir berichtet über den sechsten Platz der belgischen Staffel im 4x400 Meter Lauf gestern Abend bei den Olympischen Spielen. “Nur sechster“, schreibt die Zeitung. Und weiter: “Jetzt sind alle Blicke auf Tia Hellebaut gerichtet“. Die Hochspringerin ist die letzte, die eine Goldmedaille für Belgien gewinnen könnte.
Bild: Nicolas Lambert (belga)