“Panik im Atomkraftwerk“, titelt La Dernière Heure. “Ein kleiner Riss, der für Aufregung sorgt“, bemerkt Le Soir auf Seite eins. Und Het Nieuwsblad meint: “Reaktor Doel 3 wird möglicherweise nicht mehr hochgefahren“.
Kontrolleure der föderalen Atombehörde Fank haben in der Stahlstruktur des Meilers Doel 3 einen kleinen Riss entdeckt und weitere Untersuchungen angeordnet.
In Le Soir erklärt Innenministerin Joëlle Milquet: Doel 3 bleibt so lange vom Netz, bis genau klar ist, was es mit dem Riss auf sich hat. Die Gesundheit und die Sicherheit der Arbeiter und der Bevölkerung haben Vorrang, erklärt die Ministerin im Gespräch mit der Zeitung.
20 Kernkraftwerke betroffen
Het Nieuwsblad spricht von einem Konstruktionsfehler, wodurch die Schweißnähte in der Stahlstruktur nicht hundertprozentig in Ordnung sein könnten. Mit einem baugleichen Stahlkessel ist auch der Reaktor Tihange 2 ausgestattet. Der Meiler wird in der kommenden Woche heruntergefahren und ebenfalls unter die Lupe genommen.
In rund 20 Kernkraftwerken weltweit stehen ähnliche Stahlkessel eines niederländischen Herstellers, wie De Standaard berichtet. Unter anderem das Kernkraftwerk von Borssele in den Niederlanden ist damit ausgestattet - die Regierung in Den Haag hat Belgien bereits um den Bericht der Kontrollbehörde gebeten.
Ob die Meiler Doel 3 und Thiange 2 wegen möglicher Mängel endgültig vom Netz genommen werden müssen, für diese Entscheidung ist es noch zu früh, sagt der zuständige Staatssekretär Melchior Wathelet in Het Laatste Nieuws. De Morgen warnt auf seiner Titelseite: Sollten die Reaktoren ausgeschaltet bleiben, drohen Engpässe bei der Stromversorgung und so genannte Black-Outs an kalten Wintertagen. Bis zu eine Million Belgier wären davon betroffen. Möglicherweise muss die Föderalregierung in den kommenden Wochen ihren vor einem Monat beschlossenen Atomausstiegsplan überdenken.
“Mittlere Katastrophe“
La Libre Belgique findet: Sollte Belgien tatsächlich auf zwei Reaktoren verzichten müssen, wäre das eine mittlere Katastrophe. Gerade im Winter. Dann müssten wir noch mehr Strom aus dem Ausland importieren. Ein solches Schreckensszenario zeigt einmal mehr, wie wenig vorausschauend die letzten Regierungen mit dem Thema Energie umgegangen sind. Fast zehn Jahre hat es gedauert, um den Atomausstieg zu bestätigen. Di Rupos Vorgänger haben sich zu sehr auf Marktführer Electrabel verlassen. Bedauerlich, urteilt das Blatt.
L'Echo meint: Die Katastrophe von Fukushima hat uns wachgerüttelt und den Mythos der “sicheren“ Atomenergie ins Wanken gebracht. Es ist denkbar, dass die Behörden Doel 3 und Tihange 2 als Vorsichtsmaßnahme abgeschaltet lassen. Nimmt man die geplante Schließung von Doel 1 und 2 dazu, könnte Belgien ab 2015 nur noch über drei Reaktoren verfügen - statt bisher sieben. Für die Wirtschaft hätte das verheerende Folgen.
Nonnen lehnen Bittgesuch ab
Unter anderem Gazet van Antwerpen schreibt auf Seite eins: Die Klarissen-Schwestern aus Malonne bleiben bei ihrer Entscheidung und wollen Michelle Martin weiter aufnehmen. Die inständige Bitte von Paul und Betty Marchal hat nichts gebracht. Die Eltern der getöteten Ann waren gestern bei den Ordensschwestern in der Nähe von Namur vorstellig geworden und hatten sie darum gebeten, noch einmal darüber nachzudenken, ob sie die Ex-Frau und Komplizin von Kindermörder Marc Dutroux wirklich aufnehmen wollen. In der Zeitung wird Paul Marchal mit den Worten zitiert: “Die Schwestern haben keine Ahnung, was für ein Monster Martin in Wirklichkeit ist.“
Doch wie Het Laatste Nieuws berichtet, hat der Sprecher der Bischofskonferenz am Abend bestätigt, dass die Klarissen Michelle Martin weiterhin in ihre Reihen aufnehmen wollen. Ohne die Zusage des Klosters müsste die verurteilte Straftäterin im Gefängnis bleiben. Das oberste Gericht des Landes, der Kassationshof, urteilt Ende des Monats in dem Fall.
Krisen und ihre Folgen - am Arbeitsmarkt und in London
L'Echo berichtet auf Seite eins: Verglichen mit anderen Ländern hält Belgiens Arbeitsmarkt der Krise bislang stand. Die Arbeitslosenquote beträgt 7,1 Prozent und liegt damit weit unter dem Schnitt der Euro-Zone. Allerdings häufen sich in der letzten Zeit die negativen Anzeichen: So gibt es besonders in Flandern viele Firmenschließungen, die Kurzarbeit nimmt zu, die Anzahl der Stellenangebote sinkt und auch der Zeitarbeitsmarkt boomt nicht mehr.
Über den ersten belgischen Skandal bei den Olympischen Spielen berichtet ebenfalls Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite. Gijs Van Hoecke wurde nach einer durchzechten Nacht in London vom belgischen Olympischen Komitee nach Hause geschickt. Das britische Blatt Daily Mirror hatte den 20-jährigen Bahnradfahrer sturzbetrunken, mit nasser Hose und von seinen Teamkollegen gestützt beim Verlassen einer Disco in den frühen Morgenstunden abgelichtet. Das belgische Bahnradteam war weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben und nur auf Platz 15 gelandet. Van Hoecke erklärte nach seinem Absturz in London: “Ich habe einen großen Fehler begangen, aber ich hatte das einfach nötig.“
Bild: Herwig Vergult (afp)