"Schon wieder zwei Übergriffe auf Homosexuelle", titelt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. In Lüttich ist ein 61-jähriger Schwuler in der Nacht zum Mittwoch mit einem Hammer zu Tode geprügelt worden. Und in Gent ist am Mittwoch ein 20-Jähriger wegen seiner sexuellen Neigung zusammen geschlagen worden.
Die Zeitung befasst sich ausführlich mit beiden Gewalttaten. In Lüttich war es ein 35-jähriger Homo-Hasser aus dem ostbelgischen Malmedy, der zugeschlagen hat. Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler wollte er sich rächen, weil er vor einem Jahr von einem Homosexuellen missbraucht worden sein soll. In Gent waren die Angreifer junge Moslems.
Für De Morgen sind die Macho-Kultur und überholte Vorstellungen Gründe für die sinnlose Gewalttat. Gläubige Moslems haben oft ein Problem mit Schwulen - das gilt aber genauso für orthodoxe Juden, strenge Protestanten und konservative Katholiken.
"Wir müssen Mentalitäten ändern"
"Wie ist so etwas möglich in unserer modernen Gesellschaft?", fragt sich unter anderem Het Nieuwsblad. Het Laatste Nieuws fügt hinzu: Wir dürfen solche Gewaltverbrechen nicht länger zulassen. Schließlich ist Belgien ein tolerantes Land und gehören wir zu den ersten Ländern weltweit, die die Homo-Ehe eingeführt haben.
Gazet van Antwerpen begrüßt den Vorstoß der Föderalregierung, das Strafmaß bei Gewalt wegen der sexuellen Neigung des Opfers drastisch zu erhöhen. Bei Körperverletzung müssen die Täter statt mit einer Höchststrafe von fünf Jahren jetzt mit einer Strafe von bis zu 30 Jahren rechnen. Doch strengere Gesetze allein werden das Problem nicht lösen. Wir müssen unsere Mentalitäten ändern.
Das findet auch Het Belang van Limburg. Besonders die Eltern und die Schule sind da gefordert. Denn Toleranz fängt schon bei der Erziehung an.
Besser ein Baby in der Klappe, als in der Mülltonne
Unter anderem La Libre Belgique befasst sich mit dem Fund in der Baby-Klappe von Antwerpen. Eine bisher unbekannte junge Frau hat einer Mitarbeiterin des Vereins das Baby in die Hände gedrückt und ist dann spurlos verschwunden. Jetzt sucht die Polizei nach den Eltern des Neugeborenen. Wie Gazet van Antwerpen berichtet, geht es dem kleinen Jungen gut. Er wurde auf den Namen Adriaan De Kleine getauft. Seit der Einrichtung der Baby-Klappe vor zwölf Jahren sind dort vier Säuglinge abgegeben worden.
De Morgen spricht von einer Verzweiflungstat. Die einzige Baby-Klappe Belgiens ist seit Jahren umstritten. Der Verein rechtfertigt sich: Natürlich ist die Baby-Klappe keine ideale Lösung. Aber immer noch besser, als ein Säugling in der Mülltonne.
La Libre Belgique übt scharfe Kritik an der Vorrichtung, weil sie jegliche Verbindung zwischen Baby und Erzeugern kappt. Auch wenn das Kind einmal groß ist, wird es nicht nach den unbekannten Eltern suchen können, weil es keine Spur mehr von ihnen gibt. Die Zeitung schlägt eine Alternative vor: die so genannte anonyme Geburt, wie sie in Frankreich bereits besteht. Dabei können Frauen in Notsituationen ihr Kind anonym, aber unter ärztlicher Aufsicht zur Welt bringen. Nach der Geburt wird das Baby zur Adoption freigegeben. Diese Variante trennt das Kind nicht definitiv von seinen Eltern, denn die Namen werden behördlich festgehalten. Wenn es möchte, kann das Kind später Kontakt zu ihnen suchen.
Eine Türkin für die N-VA
Wie Le Soir auf seiner Titelseite meldet, sind Studentenjobs in diesem Sommer rückläufig. Nach Angaben der Zeitarbeitsfirma Randstad setzen die Unternehmen belgienweit zehn Prozent weniger Studierende ein. Hintergrund ist die Wirtschaftskrise. Das Blatt bemerkt: Ein weiterer Grund könnte eine Änderung der Gesetzeslage sein. Seit diesem Jahr dürfen Studenten an insgesamt 50 Tagen arbeiten, und das nicht mehr nur in den Sommerferien.
De Morgen berichtet über einen ungewöhnlichen Neuzugang bei der Brüsseler N-VA. Bei den Kommunalwahlen im Oktober in der Stadtgemeinde Saint-Josse wird Cana Kir für die flämisch-nationalistische Partei antreten. Sie ist die Kousine des sozialistischen Brüsseler Staatssekretärs Emir Kir. Erstaunlich, findet die Zeitung, dass die 30-Jährige auf einer N-VA-Liste auftaucht, denn Cana Kir ist Türkin, trägt ein Kopftuch und spricht kaum Niederländisch.
Pferd stürmt in die Metro
"Augen auf beim Kauf im Internet", dazu rät heute L'Echo auf Seite eins. Die Zeitung konnte einen Bericht des Wirtschaftsministeriums einsehen. Demnach begehen acht von zehn Verkaufsseiten im Netz Verstöße gegen die Vorschriften. Besonders achtsam sollten Internetnutzer beim Kauf von Konzertkarten sein, und beim Zeichnen von Krediten. Vor allem Seiten, die in den Niederlanden angesiedelt sind, bergen Risiken.
La Dernière Heure berichtet über eine unglaubliche Pferdegeschichte in Brüssel. In der Nähe des Jubelparks hat eine Polizeireiterin am Mittwoch ihr Pferd kurz außer Acht gelassen. Das Tier ergriff die Flucht und stürmte in einen nah gelegenen U-Bahnhof. Nach wenigen Minuten verließ das Pferd die Metrostation wieder und reihte sich in aller Ruhe in den Straßenverkehr ein. Rund 20 Minuten später fand die Polizeireiterin ihr Pferd wieder - friedlich grasend auf einer Wiese.
Bild: Nicolas Lambert (belga)