"Die Belgier wollen die Olympischen Spiele erobern", titelt La Libre Belgique auf Seite eins. "Endlich in London angekommen, jetzt kann’s losgehen", schreibt Gazet van Antwerpen. Wie L’Avenir berichtet, sind die belgischen Athleten gestern herzlich in der britischen Hauptstadt empfangen worden und anschließend ins Olympiadorf eingezogen.
Fast alle Zeitungen veröffentlichen heute eine Sonderbeilage zu den Olympischen Spielen, die am Freitag mit der Eröffnungszeremonie starten. Aus belgischer Sicht sind die Erwartungen diesmal besonders groß: Insgesamt 115 Sportler treten in 16 Disziplinen an. Darunter sind bekannte Namen wie die Hochspringerin Tia Hellebaut, Tennisprofi Kim Clijsters, die Radfahrer Tom Boonen und Philippe Gilbert, die Läufer Kevin und Johnathan Borlée, die Seglerin Evi Van Acker und Judoka Charline Van Snick. Die belgische Delegation hofft, mit sechs Medaillen aus London zurückzukommen.
Freiheit für Kindermörderin?
Unter anderem L’Avenir beschäftigt sich mit Michelle Martin. Die Ex-Frau von Kinderschänder Marc Dutroux hat gestern zum fünften Mal ihre frühzeitige Haftentlassung beantragt. Ein Gericht in Mons prüft den Fall und will seine Entscheidung am Dienstag bekannt geben. Sollte Martin tatsächlich frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen werden, hat die Staatsanwaltschaft bereits angekündigt, dagegen Berufung einzulegen. Beim Dutroux-Prozess war die einstige Ehefrau des Kinderschänders als Komplizin zu 30 Jahren Haft verurteilt worden.
Rein rechtlich gesehen, bemerkt das Blatt, müsste das Gericht dem Antrag auf frühzeitige Entlassung zustimmen. Schließlich sind vor dem Gesetz alle gleich. Was für einen x-beliebigen Straftäter gilt, muss auch für Michelle Martin gelten. Ob einem das gefällt, oder nicht. In der Praxis allerdings sieht es ganz anders aus. Martin ist Teil des größten Skandals, der Belgien jemals erschüttert hat.
Das sieht auch Het Laatste Nieuws so und spricht sich deshalb kategorisch gegen eine Haftentlassung aus. Vor Ende der regulären Haftzeit entlassen zu werden ist kein unabdingbares Recht, sondern eine Gunst. Die Frage ist, ob jemand, der Kinder hat sterben lassen, eine solche Behandlung verdient. Bislang hat Martin 16 Jahre eingesessen. Eine kurze Zeit für ihre Gräueltat. Eine viel zu kurze Zeit, fügt die Zeitung hinzu.
Angst vor neuer Beamten-Willkür
Restaurant-Besuche können in Zukunft nicht mehr so einfach von der Steuer abgesetzt werden, titelt De Morgen. Die Finanzämter gehen im Kampf gegen Betrug strenger vor. Bislang konnten Freiberufler und Unternehmer einen Großteil ihrer Restaurant-Kosten absetzen. Wenn die Ausgaben jedoch unangemessen oder übertrieben erscheinen, wird der Fiskus die Absetzbarkeit streichen und den Vorgang sogar mit einem saftigen Bußgeld belegen. In Betrugsfällen sollen 309 Prozent Steuern anfallen. Experten befürchten jetzt Willkür von Finanzbeamten. Sie müssen in Zukunft entscheiden, welche Ausgaben angemessen und welche übertrieben sind.
Le Soir geht auf den zweiten Teil der Staatsreform ein. Heute werden im Senat insgesamt 36 Gesetzestexte eingereicht. Wichtigste Änderung ist die geplante Abschaffung des Zwei-Kammer-Systems. Der Senat soll zum Begegnungsort der Teilstaaten werden und fast keine gesetzgeberischen Befugnisse mehr behalten. Europa-, Föderal- und Gemeinschaftswahlen sollen künftig zusammenfallen und werden alle fünf Jahre abgehalten. Außerdem sollen die Region Brüssel und die Deutschsprachige Gemeinschaft die sogenannte konstitutive Autonomie bekommen.
Der Blödsinn mit Brüssel
Wie das Grenz-Echo notiert, erhalten die beiden Teilstaaten das Recht, über Organisation und Funktionsweise von Parlament und Regierung selbst zu entscheiden - insbesondere über die Zahl der Abgeordneten und Minister. Bezogen auf die Hauptstadt meint Gazet van Antwerpen dazu: völliger Blödsinn. Brüssel ist eine Stadt und kein Teilstaat.
Am Wochenende startet die erste belgische Fußballliga in die neue Saison, und wie Het Nieuwsblad auf Seite eins titelt, gibt es in der Pro League erstmals mehr ausländische Fußballspieler, als belgische. In den Kadern der Erstligamannschaften sind 217 Ausländer gemeldet, gegen 216 Belgier. Die meisten Legionäre haben Charleroi und Anderlecht unter Vertrag, die wenigsten Cercle Brügge und Oud-Heverlee Leuven. Nach Angaben der Clubs sind gute belgische Fußballspieler zu teuer. Die Zeitung findet: Die Zulassungskriterien für die erste belgische Liga sind nicht streng genug. Außerdem sollte die Politik darüber nachdenken, nur noch die Clubs zu unterstützen, die in eigene Jugendarbeit investieren.
Ein Fuchs fährt Auto
De Standaard berichtet über eine regelrechte Möwenplage an der belgischen Küste. Mittlerweile greifen die Vögel auch Badegäste an. Die Rettungsschwimmer in Blankenberge müssen täglich zwei Strandurlauber mit leichten Verletzungen verarzten. Weil die Möwen geschützte Tiere sind und nicht gejagt werden dürfen, greift der Badeort Knokke-Heist jetzt zu unüblichen Methoden: Ein ausgestopfter Fuchs, der auf einem ferngesteuerten Auto montiert wurde, soll die Plagegeister vertreiben.
Archivbild: Virginie Lefour (belga)