"Historisch", titelt das Wirtschaftsblatt L'Echo. "Belgien bekommt Geld, um Geld zu leihen". "Unser Land gehört zu den Lieblingen an den Finanzmärkten", schreibt Le Soir auf Seite eins. Erstmals hat der belgische Staat am Dienstag Anleihen zu Negativzinsen aufgenommen. Das Finanzministerium hat sich 1,5 Milliarden Euro geliehen und muss am Ende weniger zurückzahlen. Die Zinsen für den Kredit betragen minus 0,016 Prozent. Die Anleger sind also bereit, für belgische Staatsanleihen draufzuzahlen.
Wie Het Laatste Nieuws bemerkt, tritt Belgien damit in den kleinen Club der Euro-Staaten mit Negativzinsen ein, zu dem neben Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und Österreich jetzt auch wir gehören. Laut Experten ein Zeichen dafür, dass die Finanzmärkte Belgien als starkes und vertrauenswürdiges Euro-Land betrachten.
Negativzinsen trotz hohem Schuldberg
Als Gründe führt Het Belang van Limburg den strikten Sparkurs der Regierung Di Rupo an, die stabile politische Lage, die Sparfreudigkeit der Belgier und die belgische Wirtschaft, die im Vergleich zu anderen Ländern, der Krise standhält. Di Rupo & Co., so das Blatt, dürfen die Zügel aber jetzt nicht locker lassen und neues Geld ausgeben. Es muss beim knallharten Sparkurs bleiben.
Gazet van Antwerpen fügt hinzu: Auch die hohe Staatsschuld muss abgebaut werden. am Dienstag hat der Schuldenberg die 100-Prozent-Marke des Bruttoinlandsprodukts überstiegen. 370 Milliarden Euro: Das ist Belgiens Erbsünde. Jedes Neugeborene kommt hierzulande mit 34.000 Euro Schulden auf die Welt. Die Regierung Verhofstadt hat es Anfang der Jahre 2000 versäumt, trotz Wirtschaftsbooms die Staatsschuld zu drücken. Jetzt hängt der Berg wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen. Die Gesamtverschuldung übersteigt unsere jährliche Wirtschaftsleistung. Auch daran muss das Kabinett Di Rupo arbeiten und für einen Umkehrtrend sorgen.
L'Echo und Le Soir halten fest: Auch wenn sich Belgien über die Negativzinsen freuen kann, für die Euro-Zone ist es keine gute Neuigkeit. Wenn Anleger Verluste in Kauf nehmen und Südeuropa vollständig den Rücken kehren, ist es ein Zeichen dafür, dass irgendetwas faul ist in der Finanzwelt. Banken leihen sich kaum noch Geld untereinander. Die Märkte leiden an einer schlimmen Krankheit und Wundermittel gibt es bislang noch nicht.
Belgien erbt 12,5 Millionen Euro
Gute Nachrichten für die Staatskasse hat Het Belang van Limburg auf Seite eins. Im vergangenen Jahr hat der Staat 12,5 Millionen Euro von Menschen ohne Nachkommen geerbt - so viel wie noch nie zuvor. Bevor der Besitz der Alleinstehenden jedoch in die Hände des Staates übergeht, bedarf es einer umfangreichen Prüfung, ob es nicht doch einen entfernten Erben gibt. Für die Nachlässe der Alleinstehenden hat der Föderalstaat übrigens fast fünf Millionen Euro Erbschaftssteuer an die Regionen gezahlt.
Wie De Standaard berichtet, ist Schwarzarbeit im Hotel- und Gaststättengewerbe weiterhin gängige Praxis. In fast jedem zweiten Betrieb haben die Ermittler bei ihren Kontrollen Schwarzarbeiter angetroffen. Seit Beginn des Jahres wurden belgienweit fast 2.000 Hotels, Restaurants und Cafés überprüft.
Tour de France für Fränk Schleck beendet
"Schon wieder Doping bei der Tour de France", titelt L'Avenir. Fränk Schleck verlässt die Frankreich-Rundfahrt. Der 32-jährige Radprofi aus Luxemburg ist positiv auf ein verbotenes Diuretikum getestet worden. Die Kontrolleure haben Xipamid festgestellt. Ein Mittel, das selbst keine leistungssteigende Wirkung hat, das aber dazu dienen kann, Doping zu verschleiern.
Wie Het Nieuwsblad schreibt, hat Schleck die positive Probe am 14. Juli abgegeben auf der Etappe nach Cap d'Agde. An dem Tag wurde er 40. In der Gesamtwertung stand Fränk Schleck auf Platz 12.
De Morgen reagiert verbittert: Jedes Mal hoffen wir auf ein neues Zeitalter, auf eine Tour ohne Aufputschmittel und Skandale. Doch Jahr für Jahr werden wir enttäuscht. Ein Radrennen ohne Doping, das scheint wie eine Kneipe ohne Bier zu sein... Irgendwie unvorstellbar.
Russland lehnt Sanktionen gegen Syrien ab
La Libre Belgique wirft ihren Blick auf die angespannte Lage in Syrien. Seit drei Tagen wird die Hauptstadt Damaskus heftig umkämpft; Regierungsgruppen und Aufständische liefern sich schwere Gefechte. Gleichzeitig berät die internationale Gemeinschaft, wie sie mit dem Problem umgehen soll. Der UN-Sondergesandte Kofi Annan kam am Dienstag in Moskau zu Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin zusammen.
Doch die Russen lehnen jeglichen Druck auf Syrien und das Assad-Regime kategorisch ab. Aus mehreren Gründen, wie die Zeitung bemerkt: Syrien ist ein wichtiger Verbündeter Russlands im Nahen Osten. Außerdem macht Moskau lukrative Waffengeschäfte mit Damaskus. Und: Putin ist selbst Ziel einer Protestwelle im eigenen Land. In der Syrien-Frage nachzugeben, damit würde er sich ins eigene Knie schießen.
Drei-Sterne-Hotel… für Babys
La Dernière Heure schließlich berichtet über eine Neuheit in Belgien: ein Drei-Sterne-Hotel für Babys. Für 100 Euro die Nacht kann man dort Kinder zwischen null und sechs Jahren abgeben. Inklusive sind ein eigenes Zimmer, rundum Betreuung und Frühstück. Per gesichertem Internetzugang können Eltern ihre Kinder dann über eine Webcam auf Schritt und Tritt verfolgen.
Archivbild: belga