“Alle gegen die N-VA“, titelt Le Soir auf Seite eins. Im Brüsseler Regierungsviertel regt sich heftiger Widerstand gegen die nationalistische Partei von Bart De Wever.
Knapp 50 Mitglieder des fremdenfeindlichen Vlaams Belang sind in den letzten Wochen und Monaten zur N-VA übergelaufen.
Het Laatste Nieuws veröffentlicht die Namen und Fotos der Politiker, die das Parteibuch gewechselt haben. Fraglich ist, so das Blatt, ob sie dabei auch ihre rassistischen Ansichten abgelegt haben.
Gefährlicher neuer Kern
OpenVLD-Politiker Patrick Dewael hatte gestern vor einer neuen Plattform für Rechtsextremisten gewarnt. Auch die anderen demokratischen Parteien blasen ins gleiche Horn: Die Überläufer vom Vlaams Belang bilden einen gefährlichen Kern innerhalb der N-VA.
Die Partei von Bart De Wever lässt diese Kritik nicht gelten und erklärt unter anderem in De Morgen, die Überläufer würden akribisch überprüft - auch auf ihre Gesinnung hin. Der Aufschrei der anderen Parteien habe nur zum Ziel, der N-VA und ihren guten Umfrageergebnissen zu schaden.
Das sieht Le Soir anders. Dewaels Warnung ist nicht nur Wahlkampfgetöse, sondern tiefe Überzeugung. Er und viele andere bekämpfen den Vlaams Belang und seine rassistischen Ansichten seit Jahren. Auch Het Belang van Limburg meint: Ein Vlaams Belang ist genug. Das so genannte Screening der N-VA ist lächerlich. Selbst Menschen wie Jurgen Ceder haben es überstanden. Ceder hatte damals das rassistische 70-Punkte-Programm des Vlaams Blok mitverfasst und die mittlerweile verbotene Partei vor Gericht mit Händen und Füßen verteidigt.
Erster “Faux Pas“ der N-VA?
De Morgen warnt ausdrücklich vor Ceder. Der Senator schrecke nicht vor Gewalt zurück. Nach Angaben eines Professors der Katholischen Universität Löwen soll er Anfang der 80er Jahre als Mitglied der nationalistischen Studentenvereinigung bei einer Demonstration linksgerichtete Studenten brutal zusammengeschlagen haben. Der Professor nennt ihn einen Widerling und einen Wolf im Schafspelz.
L’Avenir hält fest: Mit der Aufnahme von Jurgen Ceder hat Bart De Wever möglicherweise seinen ersten “Faux Pas“ begangen.
Auch Gazet van Antwerpen übt Kritik. Die N-VA sollte darauf achten, nicht übermütig zu werden. Beflügelt von den guten Umfrageergebnissen glaubt die Partei von De Wever derzeit, dass sie sich alles erlauben kann und dass die Wähler ihr schon folgen werden. Der Schuss könnte allerdings nach hinten losgehen.
Historischer Fehler wird wettgemacht
Fast alle Zeitungen berichten darüber, dass es schwieriger wird, Belgier zu werden. Die Abgeordneten der Mehrheit haben im föderalen Parlament einen entsprechenden Vorschlag eingebracht. Demnach kann nur noch Belgier werden, wer mindestens fünf Jahre hier lebt, eine der drei Landessprachen beherrscht und über einen längeren Zeitraum in Belgien gearbeitet hat.
De Standaard meint: Endlich wird unsere Nationalität nicht mehr verscherbelt. Das neue Gesetz macht einen historischen Fehler wett. Das sieht auch La Libre Belgique so. Die neue Prozedur mit den verschärften Kriterien ist klar, gerecht und objektiv.
Het Nieuwsblad fügt hinzu: Bislang war es so, dass Ausländer eingebürgert wurden und sich erst dann integrieren sollten. Wie sich herausgestellt hat, war der belgische Pass aber nicht mehr als ein Stück Papier. Jetzt müssen die Antragsteller beweisen, dass sie in unserer Gesellschaft integriert sind, bevor sie die belgische Staatsangehörigkeit erlangen.
Kinder in Särgen
Wie La Dernière Heure berichtet, müssen sich Flugreisende in Charleroi morgen auf lange Wartezeiten einstellen. Grund sind Streikaktionen der Flughafenpolizei. Die Beamten beklagen sich über zu wenig Personal. Obwohl sich die Anzahl der Passagiere in den letzten Jahren verdoppelt hat, gab es bei der föderalen Polizei keine Aufstockung. Die Flughafenleitung rät Reisenden, mindestens drei Stunden vor Abflug nach Charleroi zu kommen.
Für Aufregung sorgt eine Attraktion beim Volksfest in Gent. Dort können sich Kinder in einem Sarg fotografieren lassen. Begründung des Buden-Besitzers: Die Welt geht noch in diesem Jahr unter. Die Reaktionen reichen von “gewagt“ bis “ekelhaft“. Viele Eltern sind geschockt. Sie fragen sich: Wie ist so etwas möglich, und sammeln Unterschriften gegen die Kindersarg-Attraktion. Dem Betreiber ist das allerdings egal. Er will auf jeden Fall weitermachen und lächelnde Mädels und Jungs im Sarg fotografieren.
Het Laatste Nieuws berichtet über einen belgischen Rentner, der sich im Italien-Urlaub heftig verlaufen hat. Der 70-Jährige war eigentlich mit seiner Frau in Neapel unterwegs, hat aber den Anschluss an seine Bus-Reisegruppe verpasst. Daraufhin war er drei Tage lang verschwunden. Erst gestern Nachmittag ist er wieder aufgetaucht, im 230 Kilometer entfernten Rom. Angeblich will er die Strecke zu Fuß zurückgelegt haben.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)