"Der Dauerstreit vermiest den flämischen Festtag", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. La Libre Belgique notiert: Flandern könnte, politisch gesehen, geteilter nicht sein. "Es kommt einfach keine Freude auf", notiert De Morgen. Der heutige 11. Juli, Flanderns offizieller Feiertag, wird überschattet von Dauerstreit innerhalb der Koalition. Wegen der Kommunalwahlen vom Herbst ist das Verhältnis zwischen CD&V, SP.A und N-VA seit Wochen angespannt. "Selbst Bart De Wever erntet fortan Misstrauen", so De Standaard.
Der Nationalistenchef war bereits vor zwei Tagen - noch vor den offiziellen Festreden - mit seinen Gedanken zum 11. Juli an die Öffentlichkeit getreten und hat den Koalitionspartnern die Show gestohlen. "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", schreibt Gazet van Antwerpen. Aber mal ganz ehrlich: Dieses Verhalten befindet sich auf Kindergarten-Niveau. Bart De Wever hat die flämische Regierung kritisiert. Eine Koalition, an der seine N-VA übrigens beteiligt ist.
Bart De Wever will an die Macht
Le Soir hält fest: Bart De Wever nimmt das alles in Kauf. Sein Ziel: Im Oktober über die kritische Masse zu verfügen, um aus der Kommunalwahl ein echtes Referendum zu machen. Für seine Person, seine Partei und seine Ideen. Das Blatt schlussfolgert: Der Feiertag der N-VA ist nicht heute, sondern der 14. Oktober, der Tag an dem gewählt wird. Het Nieuwsblad fragt sich: Weiß Bart De Wever eigentlich, was er da macht? Wie soll es weitergehen, nach dem 14. Oktober? Die flämische Regierung muss bis zur Wahl 2014 fast noch zwei Jahre weiterregieren. Was bleibt von der Koalition übrig, wenn jetzt alles in Brand gesteckt wird? Bei der offiziellen Feier im Brüsseler Rasthaus wird es jedenfalls nur aufgesetztes Lächeln geben, ist sich die Zeitung sicher. De Standaard weiß: Es geht um Leben und Tod, um die Macht über Flandern nach 2014. Belgien ist aus dem Visier der Spekulanten an den Finanzmärkten geraten. Die Wirtschaft hält der Krise mehr oder weniger stand und die Föderalregierung hat sogar eine Einigung in der heiklen Atomausstiegsfrage gefunden. Verglichen damit wirkt die flämische Koalition wie einen Haufen eifersüchtiger Streithähne, die den Anderen nicht das Schwarze unter den Nägeln gönnen.
(K)ein Grund zum Feiern?
Dazu gäbe es eigentlich allen Grund zum Feiern, findet Het Laatste Nieuws. Morgen wird für Flandern ein historischer Tag. Der umstrittene Wahlbezirk Brüssel-Halle-Vilvoorde wird im Parlament endgültig geteilt. Damit haben französischsprachige Brüsseler Politiker so gut wie keinen Einfluss mehr auf die flämischen Randgebiete der Hauptstadt. Ein Sieg auf den die flämische Bewegung seit 50 Jahren wartet. Während die einen die Sektkorken knallen lassen, so Gazet van Antwerpen, trauern die Hardliner. Der Norden des Landes mache neue Zugeständnisse an den Süden. L'Avenir schlussfolgert: So verteilt wie heute war Flandern, politisch gesehen, noch nie.
Le Soir befasst sich ausführlich mit dem Werdegang der flämisch-nationalistischen N-VA. Vor zehn Jahren, im Mai 2002, wurde die Partei aus der Taufe gehoben - fernab des öffentlichen Interesses. Heute können Bart De Wever und seine Partei in Flandern frei schalten und walten. Das Erfolgsrezept laut der Zeitung: Die N-VA ist allgegenwärtig. Sie führt einen Kampf allein gegen alle anderen und sie ist populistisch.
La Dernière Heure meint dazu: Das alles macht aus der nationalistischen Formation einen Bulldozer, der auf seinem Weg alles plattwalzt.
Parwais allein in Afghanistan
Auf den Titelseiten fast aller flämischen Blätter prangt das Foto von Parwais Sanghari - allein in Kabul. Der 20-jährige Afghane ist gestern aus Belgien abgeschoben worden und nach vier Jahren wieder in seiner Heimat gelandet. "Ich weiß nicht, wo ich jetzt unterkommen soll", erklärt der junge Flüchtling im Interview mit De Morgen. Parwais' Vater soll 2008 ermordet worden sein, das Haus abgebrannt. Der junge Mann befürchtet, dass die Mörder ihm jetzt hinterher sein könnten. Wie die Zeitung weiter berichtet, reißt die Kritik an Staatssekretärin Maggie De Block nicht ab. Die für Einwanderungs- und Asylfragen zuständige Open-Vld-Politikerin hatte die Gutachten der Ausländerbehörde befolgt und den jungen Mann abschieben lassen.
Rentner-Boom
Das Wirtschaftsblatt L'Echo und L'Avenir titeln auf Seite eins: Der sogenannte Papy-Boom, die Rentnerschwemme, ist da. Innerhalb der letzten fünf Jahre ist die Anzahl Rentner in Belgien um fast ein Viertel gestiegen. Belgienweit gibt es mittlerweile über 1,8 Millionen pensionierte Arbeitnehmer und Selbständige. Allein im vergangen Jahr sind 150.000 hinzugekommen. Das Landespensionsamt hat Renten in Höhe von 20 Milliarden Euro ausgezahlt. Durch die demographische Entwicklung wird das zunehmend zur Belastung für die Staatskasse.
Nur beheizte Terrasse zieht Touristen an
Het Laatste Nieuws hat seine Reporter in die Badeorte an der belgischen Küste geschickt und hält auf zwei Seiten fest: "Wind, Wolken und sehr wenig Volk". Zu sehen sind schwarze Wolken über dem Himmel von Blankenberge, ein einsamer Eisverkäufer in Ostende und eine gutbesuchte Taverne in Knokke mit der Aufschrift "beheizte Terrasse".
Archivbild: Nicolas Maeterlinck (belga)