"Endstation: Afghanistan", titelt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Der 20-Jährige Parwais Sanghari musste Belgien gestern verlassen, heute soll er in Kabul landen.
Die zuständige Staatssekretärin Maggie De Block hat keine Ausnahme gemacht und den jungen Afghanen in seine Heimat zurückgeschickt, bemerkt Le Soir auf seiner Titelseite.
"De Block in der Kritik", meint Het Laatste Nieuws. Obwohl der junge Mann in Flandern integriert war - er spricht Niederländisch, hat den Beruf des Schweißers erlernt und hat einen Job - hat die Open-Vld-Politikerin die Ratschläge der Ausländerbehörde befolgt und Parwais ausgewiesen. Die Abschiebung sorgt mittlerweile landesweit für Aufregung.
"De Block hat den schwersten Job"
La Libre Belgique hält fest: De Block konnte nicht anders handeln. Sowohl das Einwanderungsamt als auch die Ausländerbehörde und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte haben die Ausweisung angeordnet. Natürlich hat Maggie De Block nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, fügt Gazet van Antwerpen hinzu, aber die Frage nach der Menschlichkeit solcher Entscheidungen bleibt. Warum werden manche Menschen abgeschoben und warum dürfen andere in Belgien bleiben?
Auf seiner Titelseite notiert das Blatt, dass im vergangenen Jahr über 500 kriminelle Ausländer des Landes verwiesen wurden. Niemand ist allerdings in der Lage zu sagen, wie viele tatsächlich Belgien verlassen haben. Die Behörden befürchten, dass viele illegal untergetaucht sind. Die Zeitung fragt: Warum können sich einige aus dem Staub machen, während andere in ein Flugzeug gesetzt werden?
Thekensprüche helfen nicht weiter
Het Laatste Nieuws findet: Die für Einwanderung- und Asylfragen zuständige Staatssekretärin Maggie De Block hat den schwersten Job in der Regierung. So oder so erntet sie Kritik. Zeigt sie ihr Herz und macht eine Ausnahme, wirft man ihr Willkür vor. Tut sie es nicht und befolgt sie die Gesetze, ist sie kalt und gefühllos. Het Belang van Limburg fordert deutliche und transparente Richtlinien in der Einwanderungspolitik. Wir brauchen dringend klare, korrekte und menschliche Regeln und keine Ausnahmen mehr.
De Morgen kommt auf einen peinlichen Patzer in der Kommunikation der liberalen Staatssekretärin De Block zurück. Um die Abschiebung des jungen Afghanen zu rechtfertigen, erklärte sie nicht nur, dass sie die Gutachten der unabhängigen Behörden befolgt habe und dass in einem Rechtsstaat ein Nein ein Nein sei, sondern sagte auch: "In Kabul ist die Sicherheitslage ausreichend. In Brüssel ist man nachts auch nicht überall sicher". Mit diesen Thekensprüchen, so die Zeitung, wird sie die Asylproblematik nicht lösen und macht sich weiter unbeliebt.
Le Soir schreibt auf Seite eins: Brüssel zieht dreimal mehr Einwanderer an als Flandern. In der Hauptstadt leben zwölf Asylsuchende pro tausend Einwohner, in Flandern sind es nur vier. Wie die Zeitung weiter berichtet, liegt der Ausländeranteil in Gemeinden mit Asylbewerberzentren viel höher. Rekordhalter ist die Kommune Herbeumont in der Provinz Luxemburg. Zu den 1.500 Einwohnern der Ortschaft zählen fast 500 Einwanderer.
Di Rupo: Neue Schwierigkeiten am Horizont
La Libre Belgique wirft einen Blick auf die arbeitsreiche politische Woche. "Hindernislauf für Di Rupo und Co.", titelt das Blatt. Zum einen steht morgen der flämische Festtag an mit zu erwartenden scharfen Worten für die föderale Ebene. N-VA-Chef Bart De Wever hat die Feierlichkeiten zum 11. Juli gestern Abend bereits mit einer kritischen Rede eingeläutet.
Zum anderen wird gegen Ende der Woche der umstrittene Wahlbezirk Brüssel-Halle-Vilvoorde in der Vollversammlung von Kammer und Senat endgültig geteilt. Außerdem beginnt am Freitag eine Haushaltskontrolle. Die Zeitung fragt sich: Was passiert danach? Neue Schwierigkeiten kündigen sich bereits an: die Kommunalwahlen mit offenem Ausgang für die Regierungsparteien, der Sparhaushalt 2013 und der zweite Teil der Staatsreform.
Junge Flamen sehen sich in erster Linie als Belgier
Wie De Standaard heute auf seiner Titelseite erläutert, sehen sich die Jugendlichen in Flandern an erster Stelle als Belgier. Das geht aus einer Untersuchung der katholischen Universität Löwen hervor. Flandernweit haben die Wissenschaftler dazu über 3.000 14-Jährige befragt. Die Studie zeigt: Die jungen Menschen geben bei der Zugehörigkeit an, an erster Stelle Belgier zu sein, danach Einwohner ihrer Gemeinde und erst dann Flame.
Sozialistische und liberale Partei kennen die 14-Jährigen in Flandern übrigens kaum - nur rund sieben Prozent. CD&V und N-VA sind dagegen mit jeweils rund 25 Prozent beliebt. Auch das noch: Fast jeder dritte junge Mensch in Flandern hält Bart De Wever für den flämischen Ministerpräsidenten.
Belgier wollen Sonne!
Het Nieuwsblad schreibt: Die Belgier sind das anhaltende Schmuddelwetter leid und stürzen sich auf die Last-Minute-Angebote. Die beiden großen Reiseveranstalter Jetair und Thomas Cook haben in den letzten Tagen eine deutliche Zunahme bei den Buchungen verzeichnet. Das Motto der Kunden: "Hauptsache Sonne und Hauptsache schnell weg". Besonders beliebt sind sogenannte All-inclusive-Reisen nach Spanien, Griechenland, Tunesien und in die Türkei.
Bild: Benoît Doppagne (belga)