"Ein Champion, der zur Legende wurde", titelt La Libre Belgique. "Der Mann aller Rekorde", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins. "Federer ist immer noch magisch", so die Schlagzeile von L’Avenir.
Der Schweizer Tennisprofi Roger Federer lächelt heute von fast allen Titelseiten. Er hat gestern zum siebten Mal das Tennisturnier von Wimbledon gewonnen. Damit stellte er den Rekord von Pete Sampras ein.
Ein Champion und zwei, die sich in den Armen liegen
La Libre Belgique widmet dem Champion sogar ihren Leitartikel. Roger Federer ist ein Athlet, wie wir ihn lieben: ehrenhaft, großzügig, ehrgeizig, brillant, und doch einfach geblieben. Der Schweizer hat jetzt sogar den Titel des Weltranglistenersten zurückerobert. Dies, nachdem man ihn eigentlich schon abgeschrieben hatte. Gestern hat er seiner Karriere einen neuen Schub versetzt; "Federer is back".
Und noch ein Foto ist heute nahezu allgegenwärtig. Es zeigt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und den französischen Präsidenten François Hollande, die sich in den Armen liegen. Gestern haben ja beide Länder der Versöhnung vor 50 Jahren gedacht, als Charles De Gaulle und Konrad Adenauer in Reims die Freundschaft beider Länder begründeten. Das Foto prangt unter anderem auf der Titelseite von De Standaard.
Ein guter Schüler
Derweil gehört Belgien inzwischen wieder zu den guten Schülern in der Eurozone, wie Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite berichtet. Der Zinssatz für belgische Staatsanleihen ist innerhalb von sieben Monaten von sechs Prozent auf knapp 2,8 Prozent gefallen. Belgien hat damit die Gefahrenzone definitiv verlassen. Zugleich konnte das Haushaltsdefizit unter drei Prozent gedrückt werden. Belgien ist damit ein sicherer Hafen für Anleger geworden, zitiert Het Laatste Nieuws einen renommierten Ökonomen.
Kommentierend meint das Blatt dazu: Belgien befindet sich in einer guten Ausgangsposition, um sein Ziel zu erreichen, nämlich:ein Haushaltsgleichgewicht im Jahr 2015. Das darf aber jetzt kein Grund sein, die Anstrengungen zurückzufahren, wie es so mancher fordert. Ansonsten müssen wir in einigen Jahren wieder von vorne anfangen. Doch ein Phänomen stimmt wirklich nachdenklich: Europa erscheint mehr und mehr zweigeteilt: Im Norden die guten Schüler, im Süden und Osten demgegenüber Länder, die sich mehr oder weniger akut in Not befinden. Das kann nicht ewig so andauern. Ohne Kurskorrekturen droht die Europäische Union daran auf Dauer zu zerbrechen.
De Wevers bequemer Sessel
Apropos zerbrechen: Vor fast genau einem Jahr, so rechnet Le Soir in seinem Leitartikel vor, am 21. Juli 2011, einigten sich sieben Parteien darauf, über eine neue Staatsreform zu verhandeln, was letztlich den Grundstein für die Regierung Di Rupo I legte. Dieses Abkommen, das nota bene die N-VA an die Seitenlinie verbannte, grenzte fast an ein Wunder. Und das gilt auch noch heute: In dieser Woche dürfte die Spaltung von BHV endgültig besiegelt werden. Allerdings: Bart De Wever ist stärker denn je. Der N-VA-Chef sitzt in einem äußerst bequemen Sessel: Er kann den Leuten das Blaue vom Himmel versprechen, und so lange er es nicht umsetzen muss, ist er unantastbar. Kein Wunder, dass die übrigen Parteien nicht wissen, wie sie den Höhenflug der N-VA stoppen sollen.
Das Grenz-Echo widmet seinen Leitartikel heute dem Festtag der Deutschsprachigen Gemeinschaft, besser gesagt der Tatsache, dass darüber nicht diskutiert wird. Bislang wird der DG-Feiertag am 15. November, am Tag des Königs, begangen. Für das Grenz-Echo ist jetzt, da die DG weitere Zuständigkeiten bekommen soll, der ideale Zeitpunkt, um über einen neuen, integrationsstiftenden Feiertag nachzudenken.
Integriert und doch abgeschoben
In Flandern sorgt nach wie vor die drohende Abschiebung eines jungen Afghanen für Diskussionsstoff. Parwais Sangari soll heute in ein Flugzeug nach Afghanistan gesetzt werden. Der junge Mann kam mit 16 nach Belgien, ist aber inzwischen integriert: Er spricht Niederländisch, hat den Beruf des Schweißers erlernt und hat einen Job.
Der Staat beruft sich hier auf die alte römische Maxime: Dura lex sed lex, analysiert De Morgen in seinem Kommentar. Gesetz ist Gesetz: Das kann in vorliegendem Fall aber nicht der Maßstab sein. Parwais Sangari fällt dem Staat nicht zur Last. Eine Asylpolitik, die solch einen Menschen herauspickt, um ihn abzuschieben, agiert vielleicht auf der Grundlage des Gesetzes. Aber nicht nach den Werten eines humanen, liberalen Zusammenlebens.
Auch De Standaard kann die Abschiebung des jungen Afghanen nicht wirklich nachvollziehen. Wir müssen uns damit abfinden, dass Belgien ein Einwanderungsland geworden ist und das auch noch für lange Zeit bleiben wird. Zwei Gründe: erstens das Streben von Millionen von Menschen nach einem besseren Leben. Und zweitens: die Vergreisung unserer Gesellschaft. Genau das zwingt uns dazu, Arbeitskräfte regelrecht einzuführen. Einen gelernten Facharbeiter abzuschieben ist vor diesem Hintergrund unsinnig.
Warum Libyen und nicht Syrien?
Fast alle Zeitungen heben heute die Wahlen in Libyen hervor, die erste demokratische Wahl in der Geschichte des Landes und seit dem Sturz des Diktators Gaddafi. Dieser Urnengang ist ein kleines Wunder, notiert Gazet van Antwerpen. Allerdings stellt sich die Frage: Warum kann das, was wir jetzt in Libyen sehen, nicht auch in Syrien funktionieren? Warum greift die internationale Gemeinschaft nicht in Syrien ein? Das Veto von Russland und China ist nur die halbe Wahrheit. Der Westen wagt es nicht, alleine einzugreifen. Und das ist eine Schande.
Auch L’Avenir fragt sich, wie der Konflikt in Syrien weitergehen soll. Und das Blatt ist ratlos. So mancher glaubt, dass es ohne militärische Intervention nicht geht. Und in der Tat: eine Friedensmission erscheint derzeit aussichtslos.
Wetterkapriolen
Viele Blätter schließlich befassen sich mit den jüngsten Wetterkapriolen. "Das extreme Wetter peinigt Europa", titelt etwas Gazet van Antwerpen. Schwere Unwetter haben ja unter anderem in Deutschland und vor allem in Russland zahlreiche Todesopfer gefordert. Und das Schmuddelwetter könnte noch eine Weile so andauern, orakelt Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite. Der Grund: Ein so genannter Jet-Stream, ein besonderes Wetterphänomen, sorgt derzeit dafür, dass Westeuropa unter Tiefdruckeinfluss bleibt. Das Problem mit solchen Jet-Streams: Sie sind in der Regel verlässlich und stabil.
Bild: Jacky Naegelen (afp)