"Staatssekretär Wathelet befolgt den Rat seiner eigenen Energieexperten nicht", titelt De Morgen auf Seite eins. Laut einem Dokument, das die Zeitung einsehen konnte, haben Fachleute aus dem Energieministerium dem Staatssekretär davon abgeraten, die Laufzeit des Atommeilers Tihange I um zehn Jahre zu verlängern. Stattdessen hatten die Experten dafür plädiert, die ältesten Reaktoren zwei Jahre länger am Netz zu lassen und sie gemeinsam mit Tihange I 2017 herunterzufahren.
"Kein Geschenk an Electrabel"
Die Föderalregierung hat sich für eine andere Variante entschieden und wird die ältesten Meiler in Doel 2015 schließen, dafür aber den alten Reaktor von Tihange zehn Jahre länger offen halten. In der Zeitung reagiert ein Sprecher von Staatssekretär Wathelet: "Wenn man ältere Kernkraftwerke am Netz lassen will, muss man viel Geld für die Sicherheit ausgeben". Auf einem Zeitraum von zwei Jahren rechnen sich diese Investitionen aber nicht, so der Sprecher weiter. Ein Geschenk an Energieversorger Electrabel, der die Atommeiler betreibt, sei das aber nicht. Schließlich werde der Gewinn verteilt und die Rechnung für den Endverbraucher günstiger.
Wathelet: Früher Verfechter der Kernenergie, jetzt für Energiewende
Das Wirtschaftsblatt L'Echo zeichnet dagegen ein anderes Bild von Staatssekretär Melchior Wathelet. Der einst große "Verfechter der Kernkraft" hat seine Meinung grundlegend geändert. Der cdH-Politiker plädiert in seinem Ausstiegsplan für einen Energiemix aus Gas und erneuerbaren Gewinnungsformen. Im Gespräch mit der Zeitung erklärt er: "Ab 2025 müssen wir ganz ohne Atomstrom auskommen. Deswegen brauchen wir dringend Alternativen". Neben Sonne, Wind und Wasser setzt Wathelet vor allem auf den Bau moderner Gaszentralen. Angst, in Zukunft vom Gas abhängig zu sein, hat der Staatssekretär nicht. Mit Zeebrügge verfüge Belgien über eine wichtige Plattform, die an alle großen Leitungen angeschlossen sei. Für Het Belang van Limburg sind die Gaszentralen zwar nicht die Wunderlösung, weil sie nicht 100-prozentig umweltschonend Strom produzieren, aber dennoch viel besser als die gefährlichen Kernkraftwerke. Außerdem entstehe kein Restmüll.
"De Wever benutzt Antwerpen als Brecheisen"
De Standaard blickt auf das wohl spannendste Duell bei den bevorstehenden Kommunalwahlen. In Antwerpen treffen Sozialisten und Nationalisten aufeinander. Die Zeitung lässt heute Bürgermeister Patrick Janssens von der SP.A zu Wort kommen. "Mein Herausforderer Bart De Wever benutzt Antwerpen doch nur als Brecheisen gegen die nationale Politik". Sollte De Wever tatsächlich Bürgermeister werden, so glaubt Janssens, dürfte sein Hauptaugenmerk schon nach einem Jahr nicht mehr seiner Heimatstadt gewidmet sein, sondern der großen Politik in Brüssel. Das Blatt notiert: Janssens weiß natürlich um die guten Umfragewerte von De Wever und dass es ganz schon eng werden dürfte, sein Amt nach der Wahl weiter zu führen. Im Interview platziert er nach Angaben der Zeitung verschiedene Banderillas, das sind Stäbe mit denen ein Torero den Kampf in der Arena zwar verlängern kann, töten kann er den Stier damit aber nicht. Janssens' Botschaft: Bart De Wever will eigentlich gegen Elio Di Rupo kämpfen über die Köpfe der Antwerpener hinweg.
De Morgen lässt dagegen Bart De Wever ausführlich zu Wort kommen. Im Interview mit der Zeitung wird klar: Der N-VA-Chef ist frustriert, weil er keine Anerkennung dafür bekommt, dass er Flandern vor den Abgründen des rechtsextremen Vlaams Belang rettet. Aber auch, weil ihn, seiner Meinung nach, die anderen Parteien isolieren. Wie Het Nieuwsblad bemerkt ist der große Leidtragende des Wahlkampfs die flämische Regierung. Sie ist zurzeit das Schlachtfeld der Parteien. SP.A und N-VA, die eigentlich gemeinsam regieren, stoßen andauernd zusammen. 100 Tage sind es noch bis zu den Gemeinderatswahlen. Erst danach wird Ministerpräsident Kris Peeters sehen können, ob er die Scherben noch kitten kann.
Gutes Budget und schlechtes Wetter…
La Libre Belgique schaut auf die Haushaltskontrolle der kommenden Woche. Um das Budget im Gleichgewicht zu halten, muss die Föderalregierung 78 Millionen Euro einsparen. Eine leichte Aufgabe, notiert das Blatt, im Vergleich zu den ersten Sparrunden von insgesamt 13 Milliarden. Die strenge Ausgabenpolitik der Koalition hat sich bewährt, so die Zeitung.
L'Avenir berichtet über die Tourismusverbände an der belgischen Küste, die eine Klage gegen den Wetterdienst Meteo Belgien erwägen. Grund sind die schlechten Vorhersagen. Der Dienst hatte vor einigen Wochen von einem "Schmuddelsommer" gesprochen und schlechtes Wetter für Juli und August vorhergesagt. Verschiedene Badeorte, darunter Knokke-Heist, fühlen sich von den Wettermiesmachern um ihre Einnahmen geprellt. Allein in diesem Sommer hätten bereits zweimal falsche Vorhersagen die Touristen von einem Tagesausflug an die Küste abgehalten. In Het Nieuwsblad erklärt Belgiens berühmtester Wettervogel Frank Deboosere: "Wettervorhersagen, die über zehn Tage hinausgehen, sind absoluter Quatsch".
Das Wetter für den kompletten Sommer vorherzusagen, das sei wie Billardspielen. Wo die erste Kugel hingehe, könne man genau bestimmen. Danach sei alles möglich, so der Wettervogel.
Archivbild: Bruno Fahy (belga)