“Mehr als die Hälfte der belgischen Restaurants erfüllt nicht die Hygiene-Normen“, so die Schlagzeile von Le Soir. Auch De Standaard schreibt auf seiner Titelseite: “Horeca-Betriebe scheren sich nicht um Sauberkeit.“ Mehr als die Hälfte der kontrollierten Restaurants und Gaststätten wurde von den Lebensmittelprüfern der AFSCA beanstandet. Insgesamt hat die Behörde über 12.000 Kontrollen durchgeführt.
Dönerbuden im Visier
In 58 Prozent der Fälle ließ die Sauberkeit in der Küche zu wünschen übrig oder waren die Lebensmittel nicht ordnungsgemäß gelagert. Knapp 100 Betriebe hat die AFSCA zeitweise oder sogar ganz schließen lassen. Angeführt wird die schwarze Liste von den Dönerbuden. Fast drei Viertel der kontrollierten Einrichtungen waren belgienweit nicht in Ordnung. Dahinter folgen Pizzerien, gewöhnliche Restaurants und Sandwichläden.
Van Rompuy will politische Union
Alle Zeitungen beleuchten die Pläne von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy. “Ein revolutionäres Vorhaben“, titelt De Morgen. Zusammen mit Kommissionspräsident Manuel Barroso, Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker und EZB-Chef Mario Draghi hat der Belgier den Weg der politischen Union als Ausweg aus der Krise gewählt. Langfristig kann uns nur “mehr Europa“ helfen, so die Kernbotschaft des siebenseitigen Forderungspapiers.
Van Rompuy schlägt unter anderem eine Banken-Union mit einer strengen, europaweiten Aufsichtsbehörde vor. Damit sollen die Finanzhäuser selbst für ihre Rettung zahlen, und nicht mehr die Steuerzahler. Außerdem fordert er eine Haushaltsunion. Künftig sollen die nationalen Haushalte von Brüssel kontrolliert und zur Not auch umgeschrieben werden dürfen. Auf wirtschaftlicher Ebene müssen die Euro-Länder engere Absprachen treffen. Auf lange Sicht sind auch Eurobonds, also gemeinsame Schuldenscheine, ein Lösungsansatz. Dafür müsse es aber einen soliden Haushaltsrahmen geben.
Die Zeitung bemerkt: Obwohl Paris und Berlin die Pläne mit Zurückhaltung und Kritik zur Kenntnis genommen haben, hat der Vorstoß etwas Gutes. Er ist im Grunde eine Art belgischer Kompromiss. Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel kann zufrieden sein, weil Brüssel künftig über die nationalen Budgets wacht und damit für die nötige Haushaltsdisziplin sorgt. Aber auch Frankreichs Präsident Hollande kann zufrieden sein, weil die gemeinsame Finanzierung der Staatsschuld, sogenannte Eurobonds, wieder im Gespräch sind.
Endlich ein Plan, mit dem Europa die Flucht nach vorn ergreifen kann und eine langfristige Vision erhält, schreibt De Standaard. Die Lösung ist einleuchtend: Weil wir eine gemeinsame Währung haben, müssen wir auch unsere Wirtschafts- und Finanzpolitik aufeinander abstimmen.
Het Nieuwsblad teilt diese Meinung. Die Eurozone braucht ein solides Fundament und muss damit einen Geburtsfehler beheben. Doch statt einen Riesenschritt vorwärts zu tun, herrscht zurzeit mal wieder Stillstand. De Morgen fügt hinzu: In Brüssel beginnt morgen der 18. EU-Gipfel seit Ausbruch der Krise. Es ist zum Verzweifeln, schlussfolgert das Blatt.
Arme Kommunen
La Libre Belgique beugt sich über die Finanzen der Kommunen und hält fest: Viele Gemeinden schreiben rote Zahlen. In Flandern ist das Problem besonders gravierend, denn 70 Prozent der Kommunen weisen ein Defizit auf. Grund dafür sind die gestiegenen Personalkosten, die Rentenreform, aber auch die steigenden Ausgaben für die Sozialämter und die Polizeizonen. Het Belang van Limburg gibt zu bedenken: In vielen Gemeinden des Landes wird der finanzielle Spielraum für die neuen Mehrheiten nach der Kommunalwahl kleiner. Das Wirtschaftsblatt L’Echo bemerkt: Im Schnitt zahlt jeder Belgier pro Jahr knapp 700 Euro Gemeindesteuern. In Brüssel steigt die Abgabe auf durchschnittlich über 900 Euro.
Mehrere Blätter befassen sich mit einem Internetvideo, in dem ein Mann, der Premierminister Di Rupo darstellen soll, gefoltert und mit einer Waffe bedroht wird. Die vermeintlichen Täter gehören der Atom-Maffia an und verlangen längere Laufzeiten für die Kernkraftwerke. Hinter dem schockierenden Video steckt die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Sie will die Regierung damit, wie La Libre Belgique notiert, vor zu großer Einflussnahme von Energiekonzernen wie Electrabel warnen. Im Sommer will die Föderalregierung eine Entscheidung beim Thema Atomausstieg fällen.
Het Laatste Nieuws berichtet auf Seite 1 von einem drastischen Rückgang beim Autoverkauf. Bis zu minus 25 Prozent in den ersten fünf Monaten des Jahres. Die Autohersteller läuten nach Angaben der Zeitung die Alarmglocken und warnen vor Firmenpleiten und Jobverlusten. Vor allem bei den Luxuswagen macht sich der Rückgang stark bemerkbar.
Bier in Belgien beliebt wie eh und je
La Dernière Heure veröffentlicht eine große Untersuchung zum Thema Bier. Demnach trinkt jeder Belgier im Schnitt 78 Liter davon pro Jahr. In Flandern sind Pilsbiere besonders beliebt, Wallonen bevorzugen dagegen Spezialsorten wie Abteibiere, Trappistenbiere oder regionale Erzeugnisse von kleinen Brauereien.
Bild: Bertrand Langlois (afp)