Der Angriff von Hackern auf tausende belgische Bankkonten und ein neuer Streit in der flämischen Regierungskoalition bestimmen heute die Titelseiten der belgischen Inlandspresse. Weiter gute Umfragewerte für die nationalistische N-VA in Flandern, der Rückgang des Diesel- und Benzinverbrauchs sowie der bevorstehende Start der Tour de France in Belgien sind weitere herausragende Themen.
“Hackerangriff auf belgische Bankkunden“, titelt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Auch Het Nieuwsblad schreibt: “Konten von Tausenden von Belgiern geplündert.“ Insgesamt geht es um über 10.000 Opfer und einen Schaden von mehr als drei Millionen Euro.
Davon betroffen sind Belfius, KBC, BNP Paribas Fortis, ING und AXA, also die fünf größten Finanzhäuser des Landes. Osteuropäischen Hacker haben sich über das Internet ins Homebanking-System der Kunden eingeschlichen und so unbemerkt Geldbeträge abgezweigt.
Suche nach Hintermännern hält an
La Libre Belgique bemerkt: Bei landesweiten Hausdurchsuchungen sind gestern fünf Handlanger aus Polen und Russland festgenommen worden. Wie die Zeitung weiter berichtet, sucht die föderale Staatsanwaltschaft jetzt fieberhaft nach den Hintermännern. Der Bankensektor spielt die Angriffe herunter. In den meisten Fällen hätte das gestohlene Geld den Kunden schnell zurückgezahlt werden können, so ein Verbandssprecher. Das Homebanking sei weiterhin sehr sicher. Nur 0,00006 Prozent der Transaktionen würden von Hackern angegriffen. Laut der Zeitung sieht die Staatsanwaltschaft in den Hackern aber eine große Gefahr und beschreibt die Eingriffe ins Onlinebanking als Kriminalität von morgen.
Streit um Bildungsreform
Alle flämischen Blätter beschäftigen sich mit der erneuten Krise innerhalb der flämischen Regierung. De Standaard titelt: “Ministerpräsident Peters zieht die Notbremse“. Bei De Morgen lautet die Schlagzeile: “Peters muss die Streithähne von N-VA und SP.A wieder zur Ordnung rufen“. Hintergrund sind die Reformpläne von Bildungsminister Pascal Smet für das Sekundarschulwesen. Der sozialistische Minister will eine gemeinsame Unterstufe einführen. Die Entscheidung zu allgemeinbildendem, technischem oder berufsführendem Schulabschluss soll erst mit 14 statt bisher mit zwölf Jahren fallen. Smet will damit die Unterrichtsqualität in Flandern verbessern.
Wie unter anderem Het Nieuwsblad notiert, ist die nationalistische N-VA strikt gegen die Reformpläne. Sie will es bei der heutigen Schulform belassen. Flandern schneidet bei internationalen Vergleichsstudien auf Spitzenplätzen ab. "Warum sollte man daran etwas ändern?", so die Argumentation der N-VA.
Het Laatste Nieuws ist überzeugt: Bart De Wever zeigt sich von seiner konservativen Seite. Obwohl sein Leitmotiv die Kraft der Veränderung ist, hat er Angst vor ihr. Für die Partei zählt nur noch die bevorstehende Kommunalwahl. Auch wenn De Wever 2009 das Koalitionsabkommen unterschrieben und damit einer Reform des Bildungswesens zugestimmt hat: Jetzt will er sich um jeden Preis profilieren - zur Not auf Kosten der Koalitionspartner.
Kabinett gleicht Kirmes-Bude
Het Nieuwsblad fügt hinzu: Peters Kabinett gleicht immer mehr einer Kirmes-Bude. Am besten würde er den Laden bis zu den Gemeinderatswahlen am 14. Oktober dicht machen. Mit ihrer Haltung pfeift die N-VA auf Kollegialität und nimmt den Streit im flämischen Kabinett als “Begleitschaden“ in Kauf.
Auch De Standaard stellt fest: Bart De Wever und Co. fühlen sich beflügelt von den guten Umfragewerten. Die flämische Regierung aus Christdemokraten, Nationalisten und Sozialisten gerät nach jeder Krise etwas mehr ins Wanken.
De Morgen schlussfolgert: Der Streit über die Reformpläne im Bildungswesen zeigt, dass das Haus, das Ministerpräsident Peters gebaut hat, von innen durch und durch faul ist.
N-VA weiter auf dem Vormarsch
Gazet van Antwerpen veröffentlicht neue Umfragewerte zur N-VA. Demnach werden die Nationalisten im Oktober auch das Antwerpener Umland erobern. Im gesamten Kempenland liegen die Wahlabsichten demnach zwischen 23 und 41 Prozent. Größter Verlierer wäre den Umfragen zufolge die CD&V. In einigen Kommunen müssten die Christdemokraten sogar ihre absoluten Mehrheiten einbüßen. Das Blatt hält fest: De Wevers nationaler Wahlkampf scheint zu greifen. Obwohl man den Oppositionsführer nur in einer einzigen Kommune wählen kann, ist der Wahlkampf der N-VA überall in Flandern nur auf ihn gemünzt. Bart De Wever will aus der Kommunalwahl am 14. Oktober einen nationalen Test für die Regierung Di Rupo machen.
Wie Le Soir auf Seite eins berichtet, nimmt der Kraftstoffverbrauch in Belgien weiter ab. Beim Diesel beträgt der Rückgang gut drei Prozent, beim Benzin sogar über sechs Prozent. Nach Angaben der Zeitung sind die Steuereinnahmen des Staates 2011 dadurch um über 40 Millionen Euro gesunken. Für den Rückgang bei der Nachfrage nach Diesel und Benzin machen die Mineralölkonzerne die Wirtschaftskrise verantwortlich.
Die Tour kommt nach Belgien
Unter anderem L’Avenir befasst sich ausführlich mit dem bevorstehenden Start der Tour de France. “Die Tour kommt nach Belgien“, so die Zeitung auf ihrer Titelseite. Der Startschuss der Frankreichrundfahrt wird am Samstag in Lüttich gegeben. Danach folgen zwei weitere Etappen auf belgischem Boden. Das Medienspektakel wird bereits am Donnerstag eingeläutet, wenn die Radrennfahrer auf der Place Saint-Lambert in der Lütticher Innenstadt vorgestellt werden.
Bild: Elisabeth Callens (belga)