“Wer während der Ferien erkrankt, kann den Urlaub nachholen“, titelt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Auch L’Avenir schreibt: “Krankheit im Urlaub bietet keine Möglichkeit zur Erholung.“ Deswegen fordert der Europäische Gerichtshof, dass die verloren gegangenen Urlaubstage nachgeholt werden.
Geklagt hatten spanische Gewerkschaften, doch das Urteil könnte auch konkrete Folgen für Belgien haben, notiert unter anderem Het Belang van Limburg. Bislang gilt hierzulande nämlich: Wer im Urlaub krank wird, hat Pech gehabt und keinen Anspruch auf Entschädigung.
Die Arbeitgeberverbände laufen bereits Sturm. Sollte Belgien gezwungen werden, die Vorgabe des Europäischen Gerichtshofs umzusetzen, würde das für Planungsunsicherheit in den Unternehmen sorgen sowie für erhebliche Mehrkosten. Auch die föderale Arbeitsministerin Monica De Coninck zeigt sich skeptisch und warnt vor praktischen Problemen. Sie ist sich nicht sicher, ob der Richterspruch tatsächlich in belgisches Recht umgesetzt werden muss.
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
L’Avenir stellt fest: Während die Gewerkschaften jubeln, sind die Arbeitgeber besorgt. Sie befürchten zusätzliche Kosten sowie eine weitere Belastung der Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen. Und: Sie haben Angst vor Missbrauch der Regelung. Was passiert etwa, wenn ein Arbeitnehmer sich beim Wintersport ein Bein bricht oder wegen eines heftigen Sonnenbrands im Urlaub arbeitsunfähig wird?
De Morgen fordert dagegen mehr Vertrauen. Natürlich dürfen Missbrauchsfälle nicht toleriert werden, aber in den Chefetagen sollte man seine Mitarbeiter in erster Linie nicht als potentielle Betrüger sehen, sondern als motivierte Arbeitskräfte. Die Zeitung fragt: Was wäre der nächste Schritt, wenn das Vertrauen fehlt? Wer von zuhause aus arbeitet, müsste dann alle paar Minuten einen Knopf drücken oder sich per Webcam dem Chef zeigen, damit der auch wirklich sicher sein kann, dass sein Angestellter arbeitet. Natürlich ist Kontrolle besser, aber ein bisschen Vertrauen tut auch gut, schlussfolgert das Blatt.
Droht belgische Immobilienblase?
Le Soir schreibt auf seiner Titelseite: Belgische Immobilien sind 15 Prozent zu teuer. Laut einer Untersuchung der Notenbank liegen die Preise vieler Häuser und Wohnungen über ihrem tatsächlichen Wert. In Het Nieuwsblad warnt Notenbank-Chef Luc Coene vor einem Zusammenbruch des Marktes. Demnach müssen Banken bei der Vergabe von Wohnkrediten vorsichtiger sein.
Einige Belgier geben mehr als die Hälfte ihres Gehalts für die Zurückzahlung der Kreditraten aus. Andere leihen sich größere Beträge als der eigentliche Kaufpreis ihrer Immobilie. Besonders in Krisenzeiten ist das gefährlich, betont Coene in der Zeitung. Finanzhäuser könnten in die Problemzone abrutschen, wenn ihre Kunden die hohen monatlichen Raten nicht mehr tilgen können oder sie die überteuerten Immobilien unter Wert verkaufen müssen. In Spanien hat genau das zur aktuellen Bankenkrise geführt. Soweit sind wir in Belgien zwar noch nicht, aber die Nationalbank ruft zur Vorsicht auf.
Sabine Laruelle will den Mittelstand beleben
In L’Echo und L‘Avenir stellt Föderalministerin Sabine Laruelle ihren Belebungsplan für den Mittelstand vor. Mit insgesamt 13 Maßnahmen will sie den kleinen und mittelständischen Unternehmen unter die Arme greifen. Wie das Wirtschaftsblatt L‘Echo auf Seite eins berichtet, soll der Plan der MR-Ministerin 10.000 neue Arbeitsplätze generieren. Laruelle will unter anderem die Lohnkosten für die drei ersten Mitarbeiter in kleinen Betrieben drastisch senken. Außerdem soll der Bürokratieaufwand verringert werden. Und: Die kleinen Unternehmen sollen zu mehr Export angeregt werden. Bislang verkauft nur jeder vierte mittelständische Betrieb seine Waren und Dienstleistungen ins Ausland.
Klimagipfel "auf ganzer Linie gescheitert"
De Morgen kommt auf den UN-Klimagipfel von Rio de Janeiro zurück. "Auf der ganzen Linie gescheitert", titelt das Blatt. In der Abschlusserklärung des Nachhaltigkeitsgipfels der Vereinten Nationen stehen keine konkreten Maßnahmen zum Schutz des Planeten. Belgische Umweltorganisationen reagieren enttäuscht: Während die Hütte brennt, nehmen die Staatschefs nur minimale Veränderungen vor. Auch Belgiens Minister für Entwicklungszusammenarbeit Paul Magnette erklärt: Die Ergebnisse des Gipfels sind völlig unzureichend.
Le Soir fügt hinzu: In Rio hat fast jeder auf die Bremse getreten, selbst Europa ist seiner Führungsrolle nicht gerecht geworden und hat den Rest der Welt nicht überzeugen können. Internationale Fragen haben nicht mehr nur eine wirtschaftliche und soziale Komponente, sondern auch der Umweltfaktor ist wichtig. Wir müssen alles daran setzen, dass unsere Welt nachhaltiger respektvoller, offener und grüner wird.
Erasmus: 7.000 belgische Studenten im Ausland
La Libre Belgique wirft einen ausführlichen Blick auf das Austauschprogramm für europäische Studenten "Erasmus". Seit seiner Einführung vor 25 Jahren haben über zwei Millionen Studierende ein Semester im Ausland verbracht. Jedes Jahr nutzen rund 7.000 belgische Studenten diese Möglichkeit. Es zieht sie vor allem nach Spanien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, in die Niederlande und nach Italien.
Bild: Vadim Balantsev (istockphoto)