"Terroralarm erhöht", schreibt Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite. L’Avenir und La Libre Belgique titeln gleichlautend auf Seite eins: "Brüssel wird stärker bewacht." Nach Drohungen unter anderem aus Großbritannien haben die Behörden die Terrorgefahr auf Stufe drei von vier heraufgesetzt und beschreiben die Lage als ernst.
Anlass sind die neuen Zwischenfälle in der Brüsseler Stadtgemeinde Molenbeek. Dort hatte am Freitagabend ein Moslemextremist aus Frankreich zwei Polizisten mit einem Messer angegriffen und zum Teil schwer verletzt. Der Täter konnte gefasst werden und riskiert jetzt eine lebenslange Freiheitsstrafe. Angeklagt ist er wegen Mordversuchs mit terroristischen Motiven.
Nach Belgien gekommen, um Polizisten zu töten
Wie Gazet van Antwerpen berichtet erklärte der Extremist den Ermittlern, er sei nach Belgien gekommen, um Polizisten zu töten. Nach der Festnahme einer Frau mit Vollschleier vor zehn Tagen kommt es in Molenbeek immer wieder zu Unruhen zwischen Islamisten und der Polizei.
Was sich dort abspielt ist schlimm, notiert L’Avenir. Auch Het Nieuwsblad verurteilt die zunehmende Gewaltbereitschaft. Die Extremisten müssen bekämpft werden, und zwar auf allen Ebenen. Polizei und Gerichte müssen hart auftreten. Aber auch die Politik. Sie muss der Justiz die nötigen Mittel dafür geben. Es wäre zynisch, sollten die Hassprediger davonkommen, weil sie unsere Werte wie Toleranz und freie Meinungsäußerung ausnutzen. Le Soir fügt hinzu: Die gemäßigten Kräfte des Islam sollten jetzt dringend klarmachen, dass sie mit den Extremisten nichts zu tun haben.
Ungerechte, aber notwendige Hilfen
"Spanien unter dem EU-Rettungsschirm", titelt De Morgen heute auf Seite eins. Am Wochenende hat Madrid dem internationalen Druck nachgegeben und hat die europäischen Partner um Hilfe gebeten. Zur Lösung seiner Bankenkrise kann Spanien jetzt auf Notkredite von bis zu 100 Milliarden Euro bauen. Davon könnte eine Milliarde aus Belgien kommen, bemerkt Finanzminister Vanackere im Gespräch mit Le Soir.
Gazet van Antwerpen findet: Die Hilfen für die maroden spanischen Banken sind ungerecht, aber notwendig. Völlig verantwortungslose Banker haben die Krise ausgelöst und die Steuerzahler müssen jetzt wieder dafür aufkommen. Trotzdem: Die europäischen Finanzminister konnten nicht anders, als den spanischen Banken zu Hilfe zu eilen. Egal, ob wir das richtig finden: Finanzinstitute spielen eine tragende Rolle, sorgen für das nötige Vertrauen und locken Investoren an.
Het Belang van Limburg bemerkt: Die EU ergreift die Flucht nach vorne. Ob das allerdings ausreicht, ist fraglich, fügt La Libre Belgique hinzu. Die Spanienlösung ist weder nachhaltig noch ausreichend. Schlimmer noch: Sie sorgt für neue Unsicherheiten. Jetzt, wo sogar ein großes Land um Hilfe bittet, greift die Angst der Ansteckungsgefahr um sich. Wie viele andere fragt sich auch die Zeitung: Ist Italien jetzt der nächste Wackelkandidat?
De Standaard meint: Es gibt Möglichkeiten und Instrumente, um den Untergang zu verhindern. Allerdings fehlt in einigen Ländern noch immer der Wille, die europäische Konstruktion über die nationalen Bedürfnisse zu stellen und gemeinsam an einem starken Europa zu arbeiten.
Gesucht: Volksheld für die Wallonie
Le Soir veröffentlicht heute die Ergebnisse seines Politbarometers. Demnach bleit die nationalistische N-VA in Flandern stärkste Kraft, verliert aber knapp zwei Prozent im Vergleich zur letzten Umfrage vor drei Monaten. Erstaunliche Ergebnisse liefert das Barometer dagegen in der Wallonie. Dort legen die Protestparteien kräftig zu. Wenn am Sonntag Parlamentswahlen wären, würde jeder Fünfte im Süden des Landes seine Stimme einer Protestpartei geben. Die links- und rechtsradikalen Lager kommen zusammen auf über 22 Prozent: fast doppelt so viel, wie bei den letzten Wahlen. Zu den Protestparteien zählt die Zeitung die Arbeiterpartei, die Linksbewegung, den Rassemblement Wallonie-France, den Parti Populaire und die rechtsextreme Wallonie-D’abord.
De Morgen notiert dazu: Im Süden des Landes schafft die Krise mehr und mehr ein politisch und sozial explosives Klima. Die vier klassischen Parteien verlieren an Boden, die radikalen Kräfte gewinnen hinzu. Was den Französischsprachigen noch fehlt, ist ein eigener Volksheld, der die Front der Unzufriedenen eint und dann in Bart De Wever Manier die Wallonie aufmischt.
28 Torchancen reichen nicht
Alle Zeitungen kommen auf das erste Wochenende der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine zurück. "Wo sind die Helden?", fragt La Dernière Heure auf Seite eins. Deutschland tut sich schwer, Spanien kommt nicht an Italien vorbei, und - wie Het Nieuwsblad bemerkt - die Niederlande verlieren gegen Dänemark trotz sage und schreibe 28 Torchancen.
Bild: Kristof Van Accom (belga)