auf den Titelseiten der belgischen Tageszeitungen. Außerdem wird ein drohender Warnstreik der Notrufzentralen vermeldet.
“Die ganze Welt wird ungeduldig“, meint Le Soir auf Seite eins. Wegen der dramatischen Lage in Spanien und anderen europäischen Ländern wächst auch die Sorge bei US-Präsident Obama. In Washington forderte er einen sofortigen Notfallplan, um die Eurokrise in den Griff zu bekommen.
Barack Obama erhöht den Druck, denn er befürchtet ein Übergreifen auf die amerikanische Wirtschaft. Deshalb hat er gestern die deutsche Bundeskanzlerin Merkel und den italienischen Premierminister Monti in persönlichen Telefongesprächen zu raschem Handeln aufgerufen. Auch die Zeitung findet: Tut endlich was! Schluss mit dem Gerangel zwischen den europäischen Regierungschefs. Es müssen endlich Entscheidungen her. Der neue Rettungsschirm ESM muss so schnell wie möglich einsatzfähig werden und den spanischen Banken unter die Arme greifen. Außerdem sollte die Europäische Zentralbank eine größere Rolle bekommen und bei der Krisenbewältigung massiv eingreifen dürfen. “Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren“, meint das Blatt.
Gute Nachricht für belgischen Staat
De Standaard macht mit einer guten Nachricht für die belgischen Staatsfinanzen auf. Weil die Zinssätze, die Belgien zahlen muss, um Geld an den internationalen Märkten aufzunehmen, auf unter drei Prozent gesunken sind, hat unser Land seit Beginn des Jahres schon 100 Millionen Euro gespart. Am Ende des Jahres könnte die Ersparnis sogar dreimal so hoch ausfallen. Außerdem sorgt der Rückgang der Inflationsrate für einen zusätzlichen Bonus von 250 Millionen Euro. Bedeutet das, dass Belgien jetzt gerettet ist, fragt die Zeitung? Bei weitem nicht. Die Spekulanten haben derzeit andere Länder im Visier. Wegen seiner verbesserten Haushaltslage ist Belgien glücklicherweise auch weniger angreifbar geworden.
Unser Land ist zu seinen echten Problemen zurückgekehrt und beschäftigt sich wieder ausführlich mit innenpolitischem Geplänkel wie der E-Mail-Affäre von Ingrid Lieten - das flämische Parlament hat darüber gestern drei Stunden lang debattiert - oder dem Streit über die Ernennung von hohen Beamten. Die Entspannung an den internationalen Märkten sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Föderalregierung wichtige Strukturreformen ergreifen muss, unter anderem in Sachen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, Senkung der hohen Lohn- und Energiekosten und der Modernisierung des Arbeitsmarkts.
Wer darf was im Königshaus?
La Libre Belgique und De Morgen kommen auf den Geburtstag von König Albert zurück. Das Staatsoberhaupt ist gestern 78 Jahre alt geworden. Beide Zeitungen stellen sich die Frage nach der möglichen Nachfolge an der Spitze des Königshauses. Normalerweise wäre Thronfolger Philippe irgendwann an der Reihe. Aber: “Es gibt einen Plan B“, so die Schlagzeile von De Morgen. Weil man vor allem in Flandern an den Fähigkeiten von Philippe zweifelt, soll Prinzessin Astrid im Falle einer Abdankung des Königs Regentin werden. Und zwar so lange, bis Prinzessin Elisabeth, die Tochter von Philippe und Mathilde, volljährig ist und dann zur ersten Königin der Belgier würde. Bislang sind das aber nur wilde Spekulationen, so die Zeitung. Denn es gibt keine Anzeichen dafür, dass König Albert vorzeitig den Thron verlässt.
La Libre Belgique berichtet über weitere Neuigkeiten aus dem Königshaus. So will Prinz Laurent Mitte Juni zum Weltklimagipfel nach Rio de Janeiro reisen. Der Prinz interessiert sich sehr für Umweltthemen. Wegen einer umstrittenen Reise in den Kongo muss die Regierung jetzt jeden Auslandsaufenthalt des Enfant Terrible der Königsfamilie genehmigen. Ansonsten könnte ihm seine 300.000 Euro Dotation gestrichen werden. Laurents Anfrage wird derzeit im Außenministerium bearbeitet. Bei der UN-Konferenz in Rio wird Belgien übrigens von Föderalminister Paul Magnette vertreten.
Notstand beim Notruf
Wie De Morgen berichtet, drohen Warnstreiks bei den Notrufzentralen. Ab Sonntag wollen die Mitarbeiter von 101 und 112 landesweit die Arbeit niederlegen. Der Grund: Es gibt zu wenig Personal, und statt der versprochenen 80 zusätzlichen Mitarbeiter wird es höchstens 20 geben. Die Telefonisten arbeiten im Auftrag des Innenministeriums und beantworten jeder bis zu 150 Notrufe pro Tag. Sollte es tatsächlich zum Streik kommen, würde das Personal der Notrufzentralen durch Beamte des Innenministeriums ersetzt werden.
Neuer Trainer für die Roten Teufel
Alle Zeitungen beschäftigen sich mit der Nachfolge an der Spitze der Fußball-Nationalmannschaft. Ex-Assistenztrainer Marc Wilmots übernimmt das Ruder und soll die Roten Teufel zur WM 2014 nach Brasilien führen. “Es gibt wieder Hoffnung“, titelt La Dernière Heure auf Seite eins. Het Nieuwsblad zitiert den neuen Trainer mit den Worten: “Ich werde das Amt bis zum Ende ausführen, egal, ob wir durch Himmel oder Hölle gehen.“ Und in Het Belang van Limburg fügt er hinzu: “Auch wenn ich woanders 15 Mal mehr verdienen würde: Ich bleibe bei den Roten Teufeln.“
Kritiker werfen Wilmots mangelnde Erfahrung als Trainer vor. La Dernière Heure nimmt ihn in Schutz und erklärt: Auch Guy Thijs hatte kaum Trainererfahrung. Trotzdem hat er die Roten Teufel in den 80er Jahren ins Finale einer Europameisterschaft und sogar ins Halbfinale einer Weltmeisterschaft geführt.
Bild: Jewel Samad (afp)