Fast alle Zeitungen heben heute die Leistungen des belgischen Tennisprofis David Goffin hervor, der es völlig überraschend ins Achtelfinale der French Open in Paris geschafft hatte. In Flandern sorgen derweil weiterhin die Spannungen in der flämischen Regierung für Diskussionsstoff. Weitere Themen sind die Integrationspolitik, Organspenden und die Suche nach einem neuen Trainer für die Roten Teufel.
"Goffin war kurzzeitig auf dem Weg zu einer Sensation", schreibt Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite. "Goffin setzt Federer gehörig unter Druck", so De Standaard.
"David Goffin verlässt Paris erhobenen Hauptes", meint Le Soir. Gazet van Antwerpen spricht von einem "verdienstvollen Verlierer", für La Libre Belgique hat Goffin "verloren und doch gewonnen".
Der 21-Jährige David Goffin aus Rocourt bei Lüttich ist gestern bei den French Open in Roland Garros gegen den Weltranglisten Dritten Roger Federer ausgeschieden. Und doch hat er einen tollen Parcours hingelegt. Ursprünglich war Goffin in der Qualifikation ausgeschieden, durfte dann aber doch als "Lucky Loser" am Turnier teilnehmen und schaffte es bis ins Achtelfinale. Goffins Leistungen werden denn auch von fast allen Zeitungen ausgiebig gewürdigt.
Weiter Spannungen in Flandern
In Flandern derweil bleiben die Spannungen in der flämischen Regierung Thema Nummer eins. Im Auge des Orkans ist einmal mehr die SP.A-Vize-Ministerpräsidentin Ingrid Lieten. "Lieten schießt wieder einen Bock", titelt Gazet van Antwerpen. Het Belang Van Limburg und Het Nieuwsblad sind etwas präziser: "Lieten produziert wieder eine Panne, weil eine E-Mail falsch verschickt wurde", so die Schlagzeile.
Besagte E-Mail war allein für den SP.A-internen Gebrauch bestimmt, landete aber unter anderem auch im Postfach des CD&V-Ministerpräsidenten Kris Peeters. Der Inhalt des Schreibens ist offenbar einigermaßen explosiv: Es wird unter anderem scharfe Kritik an Ministerpräsident Peeters und auch an der CD&V-Ministerin Hilde Crevits geübt. Peeters wird offenbar - zumindest indirekt - zum "Diktator" gestempelt. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Mail aus dem Kabinett Lieten nach außen dringt. Vor einigen Monaten gelangte auch schon eine interne E-Mail an die Öffentlichkeit. In dem Schreiben war Peeters sinngemäß als "aalglatte, gefühllose Karikatur" bezeichnet worden.
"Lieten tut es wieder", so denn auch die Schlagzeile von De Standaard. Hintergrund ist ja der Streit in der flämischen Regierung über den Bau des Mega-Einkaufszentrums "Uplace", nördlich von Brüssel. Am Freitag hatte es eine Krisensitzung der Regierung zum Thema Uplace gegeben. Dabei wurde Ingrid Lieten dazu gezwungen, sich trotz ihrer Widerstände hinter das Projekt zu stellen. Und bei eben dieser Krisensitzung ist offensichtlich besagte E-Mail auf den Computer von Peeters geflattert.
Die flämische Regierung: eine Seifenoper!
Wir brauchen nicht die "Lindenstraße", wir brauchen auch nicht "Reich und schön", wir haben ja die flämische Regierung, frotzelt De Morgen in seinem Leitartikel. Was die Peeters-Equipe da zum Besten gibt, schlägt jede Soap-Opera um Längen. Es gibt Intrigen, Abrechnungen und immer wieder neue, mitunter absurde Wendungen. Die Regierung Peeters gleicht immer mehr einem schlechten Witz.
In der flämischen Regierung, insbesondere für Ministerin Ingrid Lieten, ist ein "moralischer Umgang" offenbar ein Fremdwort, meint Het Laatste Nieuws. Die Atmosphäre in der flämischen Regierung wird trotz aller Treueschwüre zusehens schlechter. Wobei man sich fragen muss, ob Ingrid Lieten nicht zum Opfer einer SP.A-internen Abrechnung geworden ist. Vielleicht wurde die E-Mail mit Absicht an die falschen Adressaten geschickt, um die Ministerin abzuschießen.
Het Nieuwsblad scheint an solche Verschwörungstheorien nicht zu glauben. "Bitte versorgt der Ministerin doch endlich mal einen Crash-Kurs in Sachen iPhone-Benutzung", appelliert das Blatt in seinem Leitartikel. Lieten, die ganz nebenbei gesagt für Innovation zuständig ist, kann offensichtlich mit modernen Kommunikationsmitteln nicht umgehen. Inzwischen ist jedenfalls das Vertrauen in die flämische Regierung ein für alle Mal im Keller. Wer glaubt denn noch an die Handlungsfähigkeit einer Equipe, die offensichtlich dermaßen zerstritten ist?
Und das wird wohl nicht mehr besser, orakelt Gazet van Antwerpen. Am 14. Oktober stehen Kommunalwahlen an, und der Wahlkampf ist eingeläutet.
"Stoppt diese Provokateure!"
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute auch mit dem Thema "Integration". Innenministerin "Milquet will radikale Organisationen verbieten", titelt De Morgen. Hintergrund sind unter anderem die Agitationen der Gruppe "Sharia4Belgium", die immer wieder die belgischen Moslems gegen den Staat aufwiegeln. Jüngstes Beispiel waren die Ereignisse in Molenbeek, wo es als Reaktion auf die Überprüfung der Identität einer verschleierten Frau zu Tumulten gekommen war. Sharia4Belgium soll hier die Strippen gezogen haben.
Sharia4Belgium zieht schamlos Profit aus dieser Geschichte, bemerkt La Libre Belgique. "Stoppt diese Provokateure", sind sich Polizei und Politik weitgehend einig, bemerkt Het Nieuwsblad.
Einbürgerungskurse?
Die Ereignisse von Molenbeek haben die Diskussion über die Integrationsproblematik auch im frankophonen Landesteil weiter angefacht. Der MR-Vize-Premierminister Didier Reynders hatte zuvor auch schon die Integration in verschiedenen Vierteln als "gescheitert" bezeichnet. Die MR plädiert denn auch für Einbürgerungskurse, die für alle Neuankömmlinge zur Pflicht werden müssen, schreibt insbesondere Le Soir. Doch sind auch die anderen Parteien grundsätzlich nicht gegen Einbürgerungskurse, bemerkt L'Avenir.
Das ist ja mal ganz was Neues, notiert De Standaard leicht ironisch. Als die flämische Regierung vor einigen Jahren Einbürgerungskurse einführte, wurde sie dafür von frankophoner Seite buchstäblich ausgepeitscht. Jetzt scheinen die Frankophonen ihre Meinung geändert zu haben. Doch wurde leider schon viel zu viel Zeit verloren.
L'Avenir muss einräumen, dass es da einen Meinungsumschwung gegeben hat. Das hat auch damit zu tun, dass sich die flämische Initiative als Erfolg erwiesen hat. Sollte man dem flämischen Beispiel folgen? Warum nicht. Doch sollte man, zumal wenige Monate vor den Kommunalwahlen, jetzt auch nichts übers Knie brechen.
Von Organspendern und Fußballtrainern
Le Soir macht sich zum Sprachrohr von zwei Medizinerorganisationen. Deren Forderung: "Hört auf, Organspende von lebenden Spendern zu bestrafen", wie Le Soir auf Seite eins schreibt. Lebende Spender müssen nämlich einen erheblichen finanziellen Beitrag leisten, um einem Verwandten ein Organ spenden zu können.
Abschließend noch die Frage: Wer wird neuer Fußball-Nationaltrainer? Viele Blätter glauben, dass die Chancen von Interimstrainer Marc Wilmots gestiegen sind. Het Laatste Nieuws bringt einen anderen Namen ins Spiel: den deutschen Ex-Bundesliga-Trainer Ralf Rangnick.
Bild: Eric Lalmand (belga)